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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Identität problemlos preisgeben. Allen ihm zugänglichen Quellen zufolge war über Ariane noch kein Wort nach außen gedrungen. Wenn jemand abtrünnig geworden war, hängten das die Grigori offenbar nicht an die große Glocke.
    Die Antwort erfolgte rasch. »Kommen Sie bitte herein. Herzlich willkommen.«
    Die Torflügel schwangen langsam und geräuschlos auf, und Damien fuhr gemächlich in den großen Kreis aus Asphalt.
    »Du kannst wieder atmen, Kätzchen«, sagte er, ohne sie anzuschauen. Sie seufzte, und Damien musste sich schwer zusammenreißen, um nicht laut aufzulachen. Arianes Aufrichtigkeit, in Worten wie in Taten, würde an gewissen Orten zum Problem werden. Hier war sie ein Segen. Angeblich konnte die große Empusa jedem auf den Grund der Seele blicken. Er bezweifelte das, aber die Empusae insgesamt hatten eine verblüffende Menschen- und Vampirkenntnis.
    Damien parkte neben dem Haus und schaltete den Motor aus. Auch wenn niemand zu sehen war, wusste er, dass man sie beobachtete. An den Höfen der Dynastien vermied man jedes Anzeichen von Paranoia, aber unbewusst litt man überall darunter. Welche Angst, Macht einzubüßen, dachte er angeekelt. Aber hätten sie die nicht, wäre er vermutlich arbeitslos, wie er zugeben musste.
    Damien stieg aus, ging hinten um das Auto und machte Ariane die Tür auf. Teils aus alter – sehr alter – Gewohnheit, teils, weil er sich an ihrer offenen Verwirrung, so bedient zu werden, ergötzte. In ihrer Dynastie neigte man offenbar dazu, sie zu übersehen. Wie sie das schafften, war ihm ein Rätsel, aber es zeigte ihm, dass die Grigori die gleichen blöden Trottel waren wie alle anderen Blaublute auch.
    Ariane war reizend, liebenswürdig und eine absolute Schönheit. Wie eine dieser verdammten Märchenprinzessinnen, die immer von singenden Wildtieren begleitet wurden.
    Er sah sie an und bemerkte, dass dieser speziellen Märchenprinzessin offenbar plötzlich unwohl war und sie keinerlei Anstalten machte, auszusteigen.
    »Ich weiß nicht recht«, sagte sie und schaute aus ihren hellvioletten Augen zu ihm hoch. Verfluchter Mist, musste sie unbedingt so hübsch sein, dass er jedes Mal, wenn er ihr ins Gesicht schaute, fast aus den Latschen kippte? Nein, er würde sie jetzt nicht mit Samthandschuhen anfassen.
    »Ich schon«, erwiderte er. »Du wolltest mit mir zusammenarbeiten. Also bitte. Worüber machst du dir Sorgen? Du brauchst dich um nichts zu kümmern, das hier erledige ich schon selbst.«
    »Sie werden mich durchschauen«, platzte sie heraus. »Was ist, wenn man ihnen aufgetragen hat, nach mir zu suchen? Wer kann schon sicher sein, dass Sariel die anderen Dynastien nicht informiert hat? Ich will nicht zurück, Damien. Ich kann es nicht.«
    Der plötzliche Umschwung in ihrem Verhalten überraschte Damien. Er beugte sich zu ihr hinab und erkannte rasch, was ihm auf der Fahrt hierher entgangen war. Ariane war nicht einfach nur besorgt, sie raste mit Siebenmeilenstiefeln auf eine ausgewachsene Panikattacke zu.
    »Liebling«, sagte er, ohne groß nachzudenken, biss sich aber sofort auf die Lippen. »Ariane, die wissen von nichts. Nicht einmal die anderen Shades haben eine Ahnung. Sariels Hauptinteresse gilt momentan nicht dir. Und dafür kannst du dankbar sein.«
    »Dir haben sie es gesagt. Und deinem Boss.«
    Damien zuckte mit den Schultern. »Das war für meinen Auftrag unerlässlich. Man hört selten, dass ein Grigori seiner Herde untreu geworden ist, und wenn, dann erst viel später. Sie wollen bestimmt nicht, dass sich das rumspricht. Wenn Sammael gefunden ist, so oder so, dann erst werden sie ernsthaft Jagd auf dich machen. Heb dir deine Ängste also für später auf, okay?« Er machte eine kurze Pause. »War es wirklich so schlimm?«
    Sie sammelte sich, straffte dann die Schultern, holte tief Luft und stieg aus.
    »Es war nicht schlimm«, antwortete sie schließlich. »Es war eher so, als würde ich gar nicht leben.«
    »Hmm. Du möchtest nicht mehr in diese tödliche Langeweile zurück. Ich verstehe.«
    Aber Ariane schüttelte den Kopf. »Nein, ich will vor allem nicht verschwinden. Das passiert nämlich bei uns mit Deserteuren. Sie werden zurückgebracht und lösen sich in Luft auf.«
    Das wunderte ihn nicht – er hatte schon gesehen, dass Vampire für harmlosere Vergehen äußerst streng bestraft wurden. Insofern war dies nichts Besonderes. Aber der Gedanke, dass diese langen weißhaarigen Schweinehunde Ariane verschleppten und sie verschwinden ließen, erfüllte

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