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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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war sie verschwunden.
    Sobald Ariane die Bäume hinter sich gelassen hatte, sah sie die beiden.
    Damien und Oren standen sich am Ufer des Sees gegenüber, und Damiens Schmähungen durchschnitten die drückende Luft wie Messer.
    »Deine Einmischung wird dir noch leidtun. Dir und deiner verdammten Dynastie«, schmetterte er ihm entgegen.
    Orens Stimme war ruhig, wie immer nervtötend ruhig. Aber Ariane kannte ihn gut genug, um das düstere Versprechen herauszuhören, das in seinen Worten lag.
    »Ich mische mich in gar nichts ein. Meine Mission ist allein meine Angelegenheit. Indem du dich mir in den Weg stellst, hast du dein Schicksal besiegelt.«
    Das Echo von Damiens Gelächter hallte durch die Nacht. »Was für eine wenig originelle Drohung. Ich lasse nicht zu, dass du sie dir holst. Sie ist wertvoll für
meine
Mission. Für die dein Meister mich bezahlt, falls du das vergessen haben solltest. Ich bezweifle stark, dass er es gern sieht, wenn du eine Spur zerstörst.«
    »Ariane ist keine
Spur
. Sie ist eine Schande. Ein Schandfleck für unsere Dynastie. Sie wird zurückgebracht und abgeurteilt. Daran wirst du nichts ändern, kleiner Kater. Versuch es gar nicht erst, wenn dir dein armseliges Leben lieb ist.«
    Orens Aussagen schmerzten sie weniger als befürchtet. Wie er zu ihr stand, wusste sie seit Langem, und mit seiner Einschätzung stand er keineswegs allein. Insofern war ihr das alles nicht neu. Damien hingegen zeigte sich angewidert. Seine Empörung tat ihr gut, auch wenn sie langsam der Mut verließ.
    Sein loses Mundwerk würde ihn das Leben kosten.
    Sie wollte sich soeben lautstark einmischen, als sie sah, wie Damien mit seinen Krallen eine Hälfte von Orens Gesicht aufriss. Orens Kopf schnellte zur Seite, und dicke Rinnsale voll schwarzen Bluts reichten von der Schläfe bis zum Kinn.
    Götter im Himmel, wie schnell Damien war. Und wie irrsinnig.
    Oren schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Das volle Ausmaß seiner Wut brach an die Oberfläche durch. Wenn er Damien in die Finger kriegte, würde er ihn in tausend Stücke reißen und danach die Jagd auf sie fortsetzen.
    »Oren!«, schrie sie, als Damien gerade zum nächsten Schlag ausholte. Beide Männer schauten schlagartig in ihre Richtung, und sie hätte schwören können, dass Orens Augen blutrot unterlaufen waren.
    »Nicht, Ariane!«, rief Damien, aber es war zu spät. Ohne ihn eines Blicks zu würdigen, versetzte Oren Damien einen Schlag, der diesen nach hinten taumeln ließ, dann ging er auf Ariane los. Er breitete seine Flügel aus und bleckte die Zähne. Die obszöne Parodie eines Lächelns.
    Sie zögerte eine Sekunde, weil sie törichterweise wünschte, sie hätte sich von Damien noch verabschieden können. Ihre Chancen, lebend aus dem Kampf zu kommen, waren gering, das wusste sie. Aber bekanntlich starb die Hoffnung zuletzt.
    Ariane beobachtete, wie Oren auf sie zugeflogen kam, und machte dann eine Kehrtwende und tauchte unter ihm hinweg. Sie spürte den Windzug, als sie Oren von Damien weglockte, der sich immerhin wieder bewegte. Er war am Leben. Nur das war ihr wichtig. Warum das so war, wusste sie nicht, hinterfragte es auch nicht.
    Sie duckte sich weg, drehte ab, stieg hoch und wirbelte um die eigene Achse. So verleitete sie Oren zu einer Jagd über dem See. Sie hielt Vlads Dolch so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Wenn sie diesen letzten Wettkampf zwischen ihnen gewinnen wollte, musste sie Oren diesen Dolch ins Herz treiben. Bislang hatte er immer über sie triumphiert, hatte sie das bei jeder Lektion, bei jedem Wettstreit spüren lassen. Kleine, schmerzliche Siege in dem Zermürbungskrieg, den er gegen sie führte.
    Diesmal ging es um alles oder nichts.
    Oren war ihr auf den Fersen, schien sie jedoch nicht erwischen zu können. Kräftemäßig war er ihr stets überlegen gewesen, nicht jedoch, was die Schnelligkeit betraf. Bei Rennen hatte er entweder betrogen oder andere beauftragt, ihr Verletzungen zuzufügen und sie so aus dem Teilnehmerfeld zu werfen. Ohne seine üblichen Tricks hatte Oren Mühe, die Entfernung zwischen ihnen zu verringern. Diesen Vorteil nutzte Ariane auf eine Weise, von der sie schon lange geträumt hatte. Sie trieb sich zum Äußersten und schlug so schnell mit den Flügeln, dass ihre Muskeln protestierten. Sie flog eine Kurve und lockte Oren über Wälder und bewohnte Gebiete.
    »Ich kriege dich, Ariane. Wann wirst du endlich kapieren, dass du mich nicht schlagen kannst?«
    Seine Stimme klang

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