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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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gefährlich nah.
    »Warum ist das so wichtig?«, rief sie nach hinten. Ihrer Stimme war die Anstrengung deutlich anzumerken. »Du solltest deine Kraft aufwenden, um Sam zu finden, nicht um mich zurückzuholen.« Den nächsten Satz musste sie sich abringen, obwohl er zutraf. »Für die Grigori bin ich ein Niemand.«
    »Schwächliche kleine Närrin«, schnauzte er zurück. Je höher sie aufstiegen, desto kälter wurde die Luft. »Kaum warst du aus unserem Gebiet geflohen, warst du unsere oberste Priorität. Mit deiner Dummheit gefährdest du uns alle. Man hätte dich sterben lassen sollen, statt dich mit dem Blut eines der Ältesten aufzupäppeln.«
    Er hatte sie fast erreicht. Seine Sätze brachten sie aus dem Gleichgewicht. Das Blut eines der Ältesten? War sie von einem Ältesten verwandelt worden? Das würde allerhand erklären … eingeschlossen Orens Hass. Nur die Würdigsten wurden von den Ältesten gezeugt. Und sie … sie war …
    Orens triumphierendes Gebrüll dröhnte in ihren Ohren, als er ihren Fußknöchel zu packen bekam, sie wie ein Schraubstock festhielt und zurückriss. Ariane blieb buchstäblich die Luft weg. Sie folgte nur noch ihren Instinkten, klappte ihre Flügel zu und wirbelte herum. Ihr Knöchel brach wie ein Zweiglein, und der Schmerz schoss durch sie hindurch, dass sie beinahe das Bewusstsein verlor. Als sie abzustürzen drohte, umfassten kräftige Hände ihre Taille.
    Doch obwohl sie alles nur verschwommen wahrnahm, wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie packte Oren bei den Schultern und trieb ihm den Dolch durch die Brust, tief hinein in das, was bei ihm als Herz durchging.
    Sie breitete die Flügel wieder aus und fing sich genau in dem Moment, als Oren seine Augen weit aufriss. Der Stich ins Herz würde ihn nicht töten, aber der Schock verschaffte Ariane die Gelegenheit, die sie brauchte. Sie zog den Dolch heraus, und während Oren hilflos um sich schlug und Blut aus seiner Wunde strömte, trennte Ariane ihm einen Flügel ab.
    Der Anblick, wie dieses Wunderwerk der Natur nutzlos zu Boden fiel, jagte ihr bohrende Schmerzen durch ihre eigenen Flügel und weiter durch den ganzen Körper. Lautlos schreiend krümmte Ariane sich zusammen. Sie brachte keinen Ton heraus, solche Qualen litt sie. Ihre Brust zog sich zusammen. Es war keine Luft mehr in den Lungen.
    Dann war das Gefühl schlagartig fort, einfach verschwunden. Ariane keuchte, holte stoßweise Atem, pumpte ihre Flügel regelrecht auf. Sie musste sich erst vergewissern, dass sie tatsächlich unversehrt geblieben war. Oren stürzte lautlos der Erde entgegen. Sie eilte ihm nach und wünschte sich, sie könnte nichts fühlen, nichts als die Blutgier, die er empfunden hatte. Aber so wie sie nie ihre Emotionen hatte verdrängen können, hatte sie auch nie ihre Wut lange konservieren können. Sie hatte nie getötet und auch nie das Verlangen danach verspürt.
    Nun war ihr keine andere Wahl geblieben, wenn sie lange genug am Leben bleiben wollte, um Sammael zu retten.
    Ariane landete weich am Rand eines Felds wenige Meter neben Oren. Er wand sich unter Schmerzen in einer Lache Blut, sein verbliebener Flügel schlug verzweifelt hin und her. Ihr wurde schlecht. Das hatte sie angerichtet.
Sie
.
    Er musste ihre Witterung aufgenommen haben, denn ohne sie anzuschauen, sprach er sie an.
    »Verfluchte Verräterin. Nach mir werden andere kommen. Du verdienst einen schlimmeren Tod, als dir bevorsteht, weil du das Blut entehrt hast, das durch deine Adern fließt.« Er stieß die Worte hervor, aus jeder einzelnen Silbe sprachen die Qualen, die er litt.
    Langsam ging sie auf ihn zu. Ihr Knöchel war fast schon wieder geheilt. Den blutbeschmierten Dolch hielt sie fest umklammert. Sie war sich nicht sicher, ob er noch die Kraft hatte, aufzuspringen und den Kampf fortzusetzen, aber sie wollte keinerlei Risiko eingehen.
    »Ich … ich will dich nicht töten, Oren«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Aber ich werde es tun, wenn du mich dazu zwingst. Ich bin nicht deine Feindin.«
    Er lachte gequält auf und drehte den Kopf in ihre Richtung. »Du hast mich schon getötet. All die Geheimnisse, von denen du nichts weißt. Geheimnisse im Sand … in deinem Blut.«
    Als er versuchte, sich auf einen Ellbogen zu stemmen, blieb sie abrupt stehen. Er schrie vor Schmerz kurz auf und fiel zurück. Außer seinem mühsamen Keuchen war kein Laut zu hören. Sie trat einen Schritt vor, dann noch einen.
    »Warum hast du mich gejagt?«, fragte sie. »Nur weil ich … das Blut

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