Vertraute Schatten
Arianes Richtung. Sie bekam es nicht mit, aber es ärgerte Damien trotzdem. Dann fühlte er sich eben von ihr angezogen. Dann hatte er ihr eben erlaubt, ihn zu begleiten, obwohl er es hasste, mit anderen zusammenzuarbeiten. Dann hatte er für sie eben riskiert, dass ihm von einem riesigen Vampir mit Flügeln die Gliedmaßen ausgerissen wurden.
Na und, verdammt noch mal?
Er kippte den Wodka hinunter, knallte das Glas genervt auf den Tisch und starrte Vlad durchdringend an.
»Ich muss was in deiner Bibliothek nachschauen. Und ich brauche ein Auto. Außerdem alle deine Informanten, die uns vielleicht weiterhelfen könnten, vor allem solche, die schon mal mit den Grigori zu tun hatten. Wie ich schon sagte – dieser Oren war nicht der Einzige, mit dem wir in den letzten beiden Tagen Ärger hatten. Der, der noch lebt, hat noch einmal Erdrosseln bei mir gut.«
»Genau – der, der weiß, wo Sammael ist«, erwiderte Vlad und zog die Stirn in Falten.
»Und der Thomas Manon umgebracht hat. Drake ist fuchsteufelswild. Einige Leute behaupten, das Haus der Schatten wäre dafür verantwortlich.« Damien schüttelte den Kopf. »Nachlässige, schlecht ausgeführte Arbeit. Drake hat keine Lust, dafür geradestehen zu müssen. Dazu haben wir alle keine Lust.«
Vlad kicherte, und dann drang Arianes Stimme leise, aber deutlich vernehmbar von der Couch zu ihnen.
»Er beschützt Sam.«
Beide Männer drehten den Kopf in ihre Richtung. Ariane hatte den Blick vom Fenster abgewandt. Sie sah erschöpft aus, stellte Damien fest. Er wollte ihr schon sagen, sie müsse sich sofort hinlegen, sobald sie bei Vlad waren, konnte sich aber gerade noch beherrschen. Sie konnte tun, was sie wollte. Ihn ging das nichts an, solange sie
ihn
nicht in Lebensgefahr brachte.
Dennoch ertappte er sich dabei, wie er die Schatten unter ihren Augen betrachtete, als wäre er eine besorgte alte Glucke.
»Natürlich tut er das«, erwiderte Damien. »Ich habe dir doch gesagt, dass das nicht nach einer Entführung aussieht. Manon wusste etwas oder zumindest hat er geglaubt, er wüsste etwas, und hat seine Nase in Dinge gesteckt, die ihn nichts angingen. Daraufhin hat sich dieser große Mistkerl des Problems angenommen. Und wenn du und ich ein bisschen genauer hingesehen hätten, wäre uns vermutlich aufgefallen, dass die eine oder andere Akte fehlt.« Damien rollte die Schultern in dem Versuch, sie ein wenig zu lockern. »Dummerweise liefert uns das noch keine Antwort darauf, wieso ein Grigori-Ältester untertauchen und sogar töten sollte, um nicht entdeckt zu werden – und das zusammen mit jemandem, der wie ein weiterer Grigori-Ältester aussieht. Von dem du sagst, dass du ihn noch nie gesehen hast.«
»Es ist wirklich schade, dass es Mormo nicht gut geht«, murmelte Vlad. »Sie kann Dinge sehen, die sonst niemand von uns sieht.«
Ariane machte den Eindruck, als wollte sie etwas sagen, aber sie schien plötzlich verunsichert. Damien wunderte das nicht. Es war eine Wahnsinnsnacht gewesen, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, wer der Dracul war.
»Du kannst ihn alles fragen, was du wissen willst, Kätzchen. Vlad ist ziemlich vertrauenswürdig. Vor allem weil er sich lieber in seiner Bibliothek einschließt, als sich mit Leuten zu treffen, an die er dich verraten könnte.«
Vlad zog die Augenbrauen hoch, und Damien biss sich auf die Zunge. Bestimmt war es weniger das beiläufig hingesagte Kosewort als vielmehr der zärtliche Ton, in dem er mit Ariane gesprochen hatte. Zu behaupten, dass er nur selten in diesem Ton mit jemandem sprach, wäre eine grobe Untertreibung gewesen. Immerhin schien er Ariane damit erreicht zu haben, denn sie wandte sich jetzt an Vlad.
»Bei Ihren Nachforschungen … sind Sie da jemals auf den Begriff ›Auferstehung‹ gestoßen?«
Damien verstand nicht recht, wonach sie da fragte, und Vlad schien es nicht viel anders zu gehen. Langsam und nachdenklich schüttelte er den Kopf.
»Nein, ich glaube nicht. Aber das muss nicht heißen, dass der Begriff nicht in dem einen oder anderen meiner Bücher vorkommt. Wieso? Ist das bei den Grigori ein Thema?«
Ariane machte einen aufgewühlten Eindruck. »Nein. Oren hat das nur erwähnt. Bevor …« Sie schloss für einen Moment die Augen, als müsse sie erst mit der Erinnerung fertigwerden, dann sah sie die beiden wieder an.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mich gern mal in Ihrer Bibliothek umschauen. Auch wenn vermutlich nichts dabei herauskommt.«
Natürlich hoffte sie
Weitere Kostenlose Bücher