Verwandte Seelen
sie sich daran zurückerinnerte. „Er hatte sich bei einem seiner Streifzüge den Fuß gebrochen und kam in unser Dorf, um sich von Dexter behandeln zu lassen. Ich verbrachte damals fast meine ganze Freizeit bei ihm, da ich viel von ihm lernen wollte. Dexter verdonnerte ihn zu einer Zwangspause. Grimmt hat geflucht, doch er musste es akzeptieren, da er ja nicht einmal mehr auftreten konnte. Schließlich blieb er fast acht Wochen bei uns, in denen ich mich anfangs nur um seinen Fuß und später auch um andere Sachen gekümmert habe.“ Sie zwinkerte mir zu. „Du weißt schon, was ich meine.“
Wir lachten verlegen. Ich kannte Marie gerade erst ein paar Stunden, aber irgendwie war sie mir schon vertraut. Ihre unbekümmerte Art tat mir gut.
„Und du und Jake?“ Sie stieß mich neckend an.
Mir war klar, dass Grimmt ihr alles erzählt hatte. Ich wusste allerdings nicht, was sie von mir hören wollte. Also schaute ich nur unsicher zu Boden.
„Gib nicht auf, Samantha! Jake ist letztlich auch nur ein Mann, der nicht ewig vor seinen Gefühlen davonlaufen kann.“
Ich seufzte traurig. Wenn es nur so einfach wäre.
Marie trat etwas zurück und musterte mich skeptisch von oben bis unten. „Wer hat dich eigentlich in diese Männerklamotten gesteckt?“, schüttelte sie mit dem Kopf. „Vielleicht sollten wir Jake mal zeigen, was er sich entgehen lässt!“ Sie schritt sogleich zur Tat.
Es war eine gefühlte Ewigkeit her, dass ich mich mit warmem Wasser und Seife gewaschen hatte. Marie entwirrte und bürstete mir geduldig die Haare. Gestern erst hatte ich sie abgeschnitten. Doch ich hatte das Gefühl, sie waren schon wieder ein ganzes Stück gewachsen. Wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen sehen könnte, so hätte ich es niemals geglaubt.
Marie hatte ein hellgelbes, ärmelloses Kleid aus einer Kiste gekramt, das ihr schon seit Jahren nicht mehr passte. Wir waren ungefähr gleich groß, aber durch meine zierliche Figur hing ich darin wie ein Schluck Wasser. Wir schnitten etwas Stoff heraus und nähten es ab, bis es mir richtig passte. Unterhalb meines Busens brachte sie ein braunes, breites Band als Schnürung an und zog es hinter meinem Rücken als Schleife fest.
„Du siehst bezaubernd aus!“, lobte sie ihre Arbeit.
Ich drehte mich und umarmte sie anschließend. „Danke. Vielen, vielen Dank.“
Sie strahlte mich an. „Und jetzt sieh zu, dass du unter die Leute kommst!“
Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich machte mich auf den Weg, um Sally zu suchen. Unterwegs bemerkte ich die anerkennenden Blicke der Männer, denen ich über den Weg lief. Unter ihnen war auch Marlon, der mich tatsächlich nicht mehr belästigte seit Jake ihn in dieser einen Nacht wütend von mir weggeschleppt hatte. Ich fragte mich, was er mit ihm gemacht hatte. Letztendlich war es mir egal. Die Hauptsache war, er ließ mich in Ruhe.
Sally jubelte, als sie mich erkannte. „Wo hast du das denn her?“, fragte sie neidisch und zupfte an meinem Kleid herum. „Sieht echt toll aus.“
„Wir können dir bestimmt auch eins besorgen“, versuchte ich sie aufzumuntern.
Matt kam um die Ecke und pfiff durch die Zähne. „Donnerwetter! Du siehst echt heiß aus. Wenn ich dich nicht schon so lange kennen würde, dann . . .“
„Was wäre dann?“, fragte Sally amüsiert.
Er zog die Augenbrauen nach oben und grinste schelmisch „Das liebe Sally, kannst du dir in deinen kühnsten Träumen nicht vorstellen.“
„Woher willst du denn wissen, wovon ich träume?“ Sie schielte in meine Richtung.
„Ich glaube, in dieser Beziehung bist du einfach noch zu unerfahren“, zog er sie auf.
Sally schnappte empört nach Luft und baute sich vor ihm auf.
„Ach, tatsächlich? Vielleicht könntest du mir ja ein wenig Nachhilfe geben. Ich würde zu gern von deinen bemerkenswerten Erfahrungen profitieren.“ Sie betonte jedes Wort und funkelte ihn herausfordern an.
Matt grinste und trat dicht an sie heran. „Den Gefallen tue ich dir gern, Schatz! Gehen wir zu dir oder zu mir?“, hauchte er Sally zu, indem er ihr mit den Fingern über den Hals strich.
Sie errötete und öffnete den Mund, um ihm etwas zu erwidern. Ihr schien keine passende Antwort einzufallen.
Matt wandte sich an mich. „Wenn die Süße ihre Sprache wiedergefunden hat, dann richte ihr doch bitte aus, dass ich ihr jederzeit zur Verfügung stehe.“
Er drückte ihr schnell einen flüchtigen Kuss auf den Mund und flüchtete, bevor Sallys Schlag ihn treffen
Weitere Kostenlose Bücher