Verwechslungsspiel in Griechenland
lange Ria so an Dimitrios geschmiegt dasaß, hätte sie nicht sagen können. Langsam wurde ihr Schluchzen leiser, und sie begann sich des Schwächeanfalls zu schämen. Zugleich wurde ihr bewusst, dass Dimitrios sie immer noch fest umarmte und dass sein muskulöser Körper völlig nackt war. Ihre tränenfeuchte Wange lag an seiner breiten Brust, deren schwarze gekräuselten Haare sie kitzelten.
Zögernd senkte Ria die Arme, die sie ihm fest um den Nacken gelegt hatte. Sie spürte, wie er erschauerte, doch dann rollte er sich ganz plötzlich von ihr weg und blieb auf dem Bauch liegen.
“Geht es dir wieder besser?” Seine tiefe Stimme schwankte leicht.
Ria nickte scheu. Als er sich abgewandt hatte, hatte sie gesehen, wie sehr er sie begehrte. Der Anblick seiner männlichen Schönheit hatte sie tief erschüttert.
“Dann gehe ich mich jetzt abkühlen.” Ohne sie anzuschauen, stand er mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf, ging den Strand hinab und tauchte ins Meer.
Seufzend streckte Ria sich auf der Decke aus. Sie fühlte sich wie zerschlagen. Doch der Schmerz in ihrem Bein war kaum noch zu spüren, und die warmen Strahlen der Abendsonne taten ihren müden Gliedern wohl.
Sie erwachte aus leichtem Schlaf, als Dimitrios sich neben sie setzte. Er trug wieder Jeans und Hemd, nur seine Füße waren noch nackt.
“Komm, zieh dich an, du schamlose kleine Hexe!”, befahl er unbeschwert. “Ich sterbe vor Hunger.”
Während Ria unter dem Badetuch umständlich den nassen Bikini abstreifte und Rock und Top überzog, öffnete Dimitrios den Picknickkorb, nahm zwei Weingläser heraus und füllte sie mit Weißwein. Ria setzte sich zu ihm.
Er reichte ihr ein Glas. “Trink das. Du siehst aus, als könntest du es gebrauchen.”
Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass ihr Gesicht tränenverschmiert war und ihr Haar feucht und zerzaust. Verlegen versuchte sie es mit den Fingern zu glätten.
Dimitrios’ Gesichtszüge wurden weich. “So war es nicht gemeint”, sagte er zärtlich. “Du siehst genauso schön und hilflos aus wie immer.”
Ernst erwiderte sie seinen Blick. “Ich habe dir noch gar nicht dafür gedankt, dass du mir das Leben gerettet hast. Ohne dich wäre ich ertrunken.”
“Denk nicht mehr daran.” Sanft streichelte er ihr den Arm. “Aber versprich mir, dass du nie allein schwimmen gehst. So etwas könnte dir noch einmal passieren.”
Gehorsam nickte sie und trank durstig ihr Glas in einem Zug leer.
“Heh, nicht so schnell!”, protestierte er überrascht. “Wenn ich gewusst hätte, dass du das halbe Meer austrinken würdest, hätte ich noch Mineralwasser mitgebracht. Komm, iss etwas. Ich werde ja kaum mit dir fertig, wenn du nüchtern bist, und erst angeheitert …” Vielsagend hob er die Augenbrauen.
Ria merkte, dass sie sich wirklich wie ausgehungert fühlte. Zum Glück hatte Rosa ein wahres Festessen für sie vorbereitet. Es gab frische Krabben in Sahnesoße, kalten Braten, kleine Fleischpasteten und knackigen grünen Salat, dazu kleine, knusprige Knoblauchbrötchen, Käse und zum Nachtisch frisches Obst. Alles war in einer großen Kühlbox verpackt gewesen, sodass es auch jetzt noch angenehm kühl war.
Ein solches Picknick hatte Ria noch nie erlebt. Dimitrios und sie saßen einträchtig schweigend nebeneinander und aßen hungrig, bis nichts als leere Schüsseln übrig waren.
“Einfach himmlisch!” Dankbar wischte Ria sich mit einer schneeweißen Serviette die Lippen ab. Sie fühlte sich wie neugeboren. “Isst du immer so gut?”
“Natürlich”, erwiderte er bestimmt, als hätte er ihre Bemerkung als Kritik aufgefasst. “Ich arbeite hart und kämpfe hart, und dafür erwarte ich vom Leben das Beste.”
Stachlig wie ein Igel!, dachte Ria. “Anscheinend bekommst du es auch.”
“In mancher Hinsicht.” Er beugte sich vor, um ihr Wein nachzuschenken, und streckte sich dann lang aus, wobei er sorgfältig darauf zu achten schien, dass er Ria nicht berührte.
Warum konnte sie ihre Gefühle nicht ebenso gut im Zaum halten wie er? Wie eine große Katze lag er neben ihr, scheinbar völlig entspannt, die Augen geschlossen, um nicht von den goldenen Strahlen der untergehenden Sonne geblendet zu werden. Ria musste daran denken, wie seine Haut im hellen Licht geschimmert hatte. Die Pulsstelle an ihrem Hals begann zu pochen.
Energisch nahm sie sich zusammen, packte das Geschirr in den Korb zurück, stand auf und ging zum Wasser hinunter. Im letzten Tageslicht glänzte das Meer wie Kristall,
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