Verwechslungsspiel in Griechenland
kraftvollen Zügen vom Ufer fort. Dann drehte er sich um und betrachtete Ria anerkennend.
“Ich kann mich an keine Frau erinnern, die darin so zum Anbeißen ausgesehen hat wie du!”, rief er ihr neckend zu.
Um seinem Blick zu entgehen, rannte sie rasch ins Wasser. Erhitzt wie sie war, fühlte es sich im ersten Moment eisig kalt an, sodass sie erschrocken den Atem anhielt. Dann schwamm sie ebenfalls in die Bucht hinaus, tauchte unter einer Welle hindurch und kam dicht neben Dimitrios wieder an die Oberfläche.
Er lächelte leicht, sodass seine weißen Zähne im sonnengebräunten Gesicht aufblitzten. Auf seiner Haut glitzerten winzige Wassertropfen wie Kristalle. “Alles in Ordnung?”
Sie nickte nur und tauchte wieder. Unter Wasser flitzten kleine bunte Fische zwischen exotischen Wasserpflanzen umher. Als Ria das nächste Mal auftauchte, schwamm Dimitrios immer noch neben ihr.
“Eine richtige kleine Meerjungfrau.”
Das Kompliment tat ihr geradezu lächerlich wohl, und sie lächelte ihn so strahlend an, dass er unwillkürlich die Augen zusammenkniff.
“Sei vorsichtig”, spottete er. “Normal sterblichen Männern darfst du nie zu viel zumuten, und ich stehe schon den ganzen Tag unter Druck.”
Ria verstand nicht genau, was er meinte, und wollte es eigentlich auch gar nicht wissen. Also tauchte sie wieder und schwamm weiter, bis sie sich körperlich angenehm erschöpft fühlte. Dann drehte sie sich auf den Rücken, ließ sich treiben und schaute zum klaren blauen Himmel hinauf.
So glücklich wie heute werde ich wohl nie wieder sein, dachte sie unwillkürlich. Der Gedanke ernüchterte sie. Mit einem Mal kam ihr die Zukunft kalt und ungewiss vor.
Ria fröstelte. Im gleichen Moment schoss ein stechender Schmerz durch ihr rechtes Bein. Erschrocken schnappte sie nach Luft und riss die Arme hoch. Sie ging unter, schluckte salziges Meerwasser, und während sie sich verzweifelt zur Oberfläche zurückkämpfte, durchzuckte der unerträgliche Schmerz sie von Neuem. Einmal schrie sie über Wasser durchdringend auf, dann sank sie schwer wie ein Stein nach unten.
In panischer Angst wollte sie Atem holen. Wieder drang ihr Salzwasser in Mund und Nase. In ihren Ohren dröhnte es. Das war der Tod! Sie würde ertrinken! In ihrer Verzweiflung rief sie in Gedanken nach ihrer Mutter und flehte um Hilfe. Sie wollte nicht sterben! Nicht jetzt und nicht so! Ihr wurde schwarz vor Augen, das Dröhnen wurde immer lauter, und etwas zog sie unaufhaltsam nach unten.
Als Ria wieder zu sich kam, hielten starke Arme sie umschlungen, und um sie war es hell. Hustend und spuckend rang sie nach Atem. Ihre Lungen taten ihr weh, und wieder fuhr das Stechen durch ihr Bein. Verzweifelt und blind vor Angst schlug sie um sich und kämpfte gegen Dimitrios an.
Einige Sekunden lang versuchte er vergeblich sie festzuhalten. Plötzlich schlug er ihr mit der flachen Hand hart ins Gesicht. “Halt still! Ich lasse dich nicht los”, befahl er ruhig und beherrscht. “Lass deinen Körper schlaff werden, damit ich dich ziehen kann, sonst ertrinken wir noch beide.”
Schluchzend klammerte sie sich an seinen Nacken. Dimitrios trat weiter Wasser und redete geduldig auf sie ein, bis sie sich etwas beruhigte und es zuließ, dass er sie auf den Rücken drehte und von hinten fasste.
“Ja, so ist es gut.” Er schwamm langsam los. “Jetzt bist du gleich in Sicherheit. Es wird dir nichts geschehen.” Mit kräftigen Bewegungen schwamm er jetzt zügig auf den Strand zu und zog Ria mühelos mit, während er immer wieder besänftigend auf sie einredete.
Sobald sie flaches Wasser erreicht hatten, hob er sie hoch und sah ihr besorgt in das kalkweiße Gesicht. Wieder zuckte sie zusammen, weil erneut Schmerz ihr Bein durchfuhr. “Ein Krampf?”, fragte Dimitrios kurz angebunden.
Ria nickte. Schnell trug er sie zur Decke, die ausgebreitet in der Sonne lag, setzte Ria darauf und wickelte sie darin ein. Dann kniete er sich neben sie und massierte ihr die Beine. Als sich die verkrampften Muskeln allmählich entspannten, brach Ria zu ihrem Schreck so heftig in Tränen aus, dass ihr das Wasser aus Augen, Nase und Mund lief.
“Ist ja gut, Kleines. Wein dich ruhig aus.” Dimitrios nahm sie liebevoll in die Arme, drückte sie fest an seine feuchte Brust und wiegte sie sanft wie ein kleines Kind. Mit zärtlicher Stimme redete er leise und tröstend auf sie ein, erst auf Englisch, dann auf Griechisch, den Mund in ihr wirres, nach Salz schmeckendes Haar gepresst.
Wie
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