Verwechslungsspiel in Griechenland
London gekommen.” Beim Sprechen knabberte Poppy an einer Scheibe Toast. Ria hatte keinen Appetit, sondern trank nur eine Tasse heißen, süßen Kaffee. “Ich wusste sofort, dass er anders ist. Wirklich!”, beteuerte sie, als Ria sie ungläubig anschaute.
“Und wozu dann das ganze Theater?”, fragte Ria verwirrt. “Habt ihr euch gestritten und wieder versöhnt?” Zum ersten Mal, seit Ria sie kannte, konnte Poppy ihr nicht in die Augen sehen. Schnell und anmutig stand sie auf, lehnte sich an die Balkonbrüstung und schaute in den Garten hinab.
“Das wird dir nicht gefallen!”, begann sie trotzig.
Beunruhigt betrachtete Ria Poppys schmalen Rücken. Was kam jetzt?
“Ich erwarte ein Kind von Nikos.”
Damit hatte Ria auf keinen Fall gerechnet. “Nein!”, rief sie entsetzt.
Wütend wie eine junge Tigerin fuhr Poppy zu ihr herum. Sie war schon immer hitzköpfig gewesen. “Setz dich bitte nicht aufs hohe Ross! Es reicht schon, dass wir es nachher dem Herrn des Hauses beichten müssen.”
Rias Gedanken überstürzten sich. Im Grunde hätte sie darauf gefasst sein müssen. In den letzten Tagen hatte sie viel über Poppy erfahren, wovon sie vorher nichts geahnt hatte.
“Es war nicht so geplant”, fuhr Poppy bedrückt fort. “Ich hätte vorsichtiger sein müssen. Schließlich kannte ich mich aus. Nikos ist ja so ein Unschuldslamm!”
“War!”, verbesserte Ria ihre Cousine trocken.
“Aber er ist wirklich anders. Bei ihm habe ich mich nie gefragt, wohin das alles führt. Er ist einfach … ach, ich kann das nicht erklären. Es war fantastisch.”
Ria errötete schuldbewusst. Sie hatte wirklich kein Recht, ihrer Cousine Vorwürfe zu machen. Wenn Dimitrios sie berührte, vergaß sie auch alles andere. Hätte sie vernünftig sein können, wenn er sie geliebt hätte?
Vor Schmerz und Sehnsucht seufzte sie auf. “Warum bist du dann verschwunden?”
“Das war dumm, nicht wahr?” Verzagt ließ Poppy sich mit dem Rücken gegen die Balkonbrüstung sinken. “Als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, muss ich den Kopf verloren haben. Es machte mir Angst, mich so stark zu binden. Nikos hatte mich dazu überredet, mich mit ihm zu verloben, doch insgeheim hatte ich trotzdem das Gefühl, jederzeit weg zu können, wenn ich es gewollt hätte. Und dann das! Ein Kind!” Ihre Stimme bebte. “Ich musste eine Weile allein sein und darüber nachdenken, bevor ich mit irgendjemand darüber sprechen konnte.”
“Hast du Nikos etwa nicht erzählt, dass du schwanger bist?”, fragte Ria empört.
“Nein”, gab Poppy widerstrebend zu. “Ich habe ihm gesagt, zwischen uns sei alles vorbei, und bin verschwunden. Eine Kollegin hat mich einige Tage bei sich wohnen lassen. Ich habe mir alles genau überlegt und beschlossen, das Kind zu behalten. Natürlich war mir klar, dass ich es Nikos erzählen musste. Also habe ich ihn hier angerufen, und er ist sofort nach England gekommen.” Ihr Gesicht leuchtete auf. “Er war ganz begeistert! Ich konnte es kaum glauben. Ich liebe ihn, Ria.”
“Wirklich?”, fragte Ria scharf. “Bist du auch sicher? Das ist kein Spiel, Poppy! Hier geht es nicht nur um dich und Nikos, sondern auch um ein kleines Wesen, das völlig auf euch angewiesen sein wird. Wenn du Nikos nicht genug liebst, um dich ein Leben lang an ihn zu binden, dann solltest du das Kind lieber adoptieren lassen oder es allein aufziehen. Eine glückliche Kindheit ist wichtiger als Reichtum.”
“Ich bin sicher!”, erklärte Poppy schmollend.
“Gut, wenn das so ist, müsst ihr euch viel Mühe geben, dass es auch klappt. Eine Ehe ist nicht nur eitel Sonnenschein, Poppy. Du wirst schnell merken, dass hier vieles anders ist als bei uns, und Nikos ist an unsere Art zu leben nicht gewöhnt. Ihr werdet euch beide umstellen müssen.”
“Wie ungeheuer weise.” Beim Klang der tiefen, kalten Stimme drehten sich die beiden Mädchen abrupt um.
Dimitrios betrat den Balkon, setzte sich in einen der kleinen Sessel, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Hände im Nacken. Sein weißes Hemd stand am Kragen offen, und das vom Duschen noch feuchte schwarze Haar hatte er glatt zurückgebürstet. Er wirkte unnahbar und bedrohlich.
“Willst du deine Cousine zum Bleiben überreden?” Er schaute von Ria zu Poppy.
Rias Herz klopfte wie wild. “Keineswegs.” Sie sah ihm gerade ins Gesicht, ohne zu ahnen, wie zerbrechlich sie so blass, ohne Make-up und mit zerzaustem Haar wirkte.
“Es hörte sich aber ganz danach
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