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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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löste sich die Spannung aus seinen Schultern, und sein Rücken wirkte geschmeidiger.
    Der Pfeil schlug zwei Fuß neben dem Ziel ein, doch das war schon entschieden besser, als die Hecke zu treffen.
    Will spuckte aus und verzog das Gesicht, als er seine linke Hand ausschüttelte. „Was macht deine Nase?“
    „Gebrochen.“
    „Ich habe einen Zahn verloren.“
    „Besser als den Kopf.“
    „Das ist ein schwacher Trost, Onkel.“
    Robin grinste. „Geht es deiner Frau gut? Ich möchte sie endlich einmal kennenlernen.“
    Der kurze Anflug von Entspannung verschwand aus Wills Haltung. „Das würde ich auch gern.“
    Ehe Robin nach einer Erklärung fragen konnte, zog sein Neffe einen weiteren Pfeil aus dem Köcher, bog den Daumen von den Fingern weg und schoss wieder. Diesmal traf er noch näher ans Ziel. Doch die Spannung in seinem Körper war unübersehbar. Er holte tief Luft und warf den Bogen hin.
    Dann wurden Schritte laut, und die beiden Männer drehten sich um. Marian trug Hosen und eine Tunika, über ihrer Schulter hingen Bogen und Köcher.
    „Marian? Was um alles in der Welt …“
    Sie geleitete Wills Gemahlin in den Garten, ein Anblick, der Robins Frage erstickte. Blut und zerfetzte Verbände bildeten ein wirres Muster auf Megs Händen. Ihr Kleid war voll von Schlamm und Grasflecken. An dem zerrissenen Saum hingen Dornen. Doch ganz im Gegensatz zu ihrer äußeren Erscheinung wirkte sie ruhig und gelassen. Um ihre Lippen spielte ein Lächeln.
    „Wir sind da, Meg.“
    Sie löste sich von Marians stützendem Griff und brach einen langen, kahlen Ast ab, der auf den Weg ragte; Splitter flogen in die Luft. Dann ging sie langsam weiter voran. Will schien vollkommen verändert. Er beobachtete sie. Seine Miene war ausdruckslos, aber voller Hoffnung. Er nahm ihre freie Hand. Sie ließ den Stab fallen, und Robin trat zur Seite und stellte sich neben seine Frau.
    Langsam und vorsichtig strich sie über Wills Gesicht, schob sein Haar zurück. Seine Haut war blutverschmiert. Robin wollte sich von dieser innigen Szene abwenden, war aber so fasziniert, dass es ihm unmöglich war.
    Will folgte Megs Hand, berührte ihre Handfläche mit den Lippen. Dann ballte sie die wunden Finger zu einer Faust, packte sein Haar und riss seinen Kopf zur Seite.
    „Verdammt!“
    „Bastard!“
    Sie holte aus und versetzte ihm einen Fausthieb gegen die Wange. Er stöhnte auf, taumelte, fand dann das Gleichgewicht wieder. Zu Robins Verwirrung begann Will zu lachen. Die Anspannung, die seine Haltung und seinen Körper gequält hatte, war wie weggeblasen.
    Will packte ihre Handgelenke und zog seine Frau an sich, bis ihre Hüften sich berührten. „Ich bin froh, dass ich dich wiederhabe, Meg.“
    „Ich bin froh, zurück zu sein.“
    Die Spannung zwischen diesen beiden wurde immer größer. Endlich wandte Robin sich ab. Marian lächelte breit.
    Meg drehte ihr Gesicht in die Richtung, in der Robin und Marian standen. „Verzeiht uns bitte. Wir möchten uns für heute Abend zurückziehen.“
    „Du bist heute weit genug gelaufen“, sagte Will und hob sie auf seine Arme. Er küsste sie auf die Stirn und lächelte, die Lippen noch an ihrer Haut. „Gestatte mir, dich in dein Gemach zu begleiten.“
    Robin hob den liegen gelassenen Bogen auf. „Ich bringe deine Waffe ins Haus.“
    An der Schwelle zum Garten blieb Will stehen und nickte. „Danke, Robin. Vielleicht können wir morgen weiterüben.“
    Marian stand an seiner Seite, als Robin zusah, wie das seltsame Paar das Haus betrat. Einer hatte einen geschienten Daumen und benutzte nur die rechte Schulter. Die andere trug den halben Wald mit sich herum und war überall mit Blut befleckt. Doch etwas loderte zwischen ihnen, etwas war ihnen gemeinsam.
    „Mein armer Gemahl“, sagte Marian und sah ihn lachend an.
    „Was ist hier passiert?“
    „Ich verstehe es selbst nicht ganz. Aber ich vermute, morgen werden wir Meg begegnen, und zwar beide zum ersten Mal.“
    Er lächelte zurück und musterte sie von oben bis unten. „Ich habe dich seit Jahren nicht mehr in der Kleidung der Waldläufer gesehen.“
    Sie blickte an dem engen Gewand hinunter, das alle Farben zwischen Grün und Braun aufwies. „Am Ende war es nicht nötig. Meg fand ihren eigenen Weg.“
    „Zielübungen?“, fragte er und hielt Wills Bogen hoch.
    „Um was geht es?“
    Robin beugte sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr, dann küsste er ihre Halsbeuge. Sie lächelte, nickte und zog einen Pfeil aus ihrem Köcher.

34.

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