Verwegene Herzen (German Edition)
Kapitel
Küss meine Hand, Will, und du bist mein Mann …
Robin Hood and his Adventures
Paul Creswick, 1903
N achdem sie sich voneinander gelöst hatten, zogen sie sich hinter der verschlossenen Tür ihres gemeinsamen Zimmers in entgegengesetzte Ecken zurück. Will erwartete eine Auseinandersetzung, entweder körperlich oder mit Worten, und war sich nicht sicher, ob er der Versuchung widerstehen könnte, sie einfach an sich zu ziehen. Das Blut loderte heiß in seinen Adern, eine erregende Mischung aus Zärtlichkeit, Verlangen und unendlicher Erleichterung.
Sie war aus dem Wald zurückgekommen, doch ob sie ihm seine List verzeihen würde, das würde erst die Zukunft erweisen.
„Meg, zeig mir deine Hände.“
„Nein!“ Ihre Stimme klang scharf, verriet aber doch das Ausmaß ihrer Erschöpfung. Sie ließ sich auf den Strohsack sinken und schob ihre blutigen Hände in die Falten ihres Kleides. „Ich habe genug von deinen Befehlen.“
„Zeig sie mir. Bitte.“ Er kniete vor ihr nieder, öffnete ihre Fäuste und betrachtete die verwundeten Handflächen. „Die Narben sind wieder aufgegangen.“
„Ich fühle mich, als hätte jeder Baum im Wald ein Stück von mir behalten.“
Er verzog das Gesicht. „Beinahe.“
„Au.“ Sie zuckte zusammen, entzog ihm ihre Hand und legte die andere schützend darüber.
„Tut das weh?“
„Ja.“ Sie spürten beide, wie erstaunt sie war. Dann breitete sich langsam ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Ja, es tut weh.“
Er erwiderte ihr Lächeln. Dass sie überhaupt etwas fühlte, und wenn es auch nur Schmerz war, sprach für den Beginn einer Heilung. Trotz der Narben und der zerstörten Haut würde sie mit der Zeit das Gefühl in den Händen zurückerlangen.
„Hier, vorsichtig.“ Er nahm ihre Hände, legte sie um sein Gesicht. „Fühlst du mich?“
Sie lächelte, lachte dann und zuckte zugleich zusammen. „Über den stechenden Schmerz hinweg – ja.“
„Gut“, sagte er leise. „Gut.“
Sie drückte ihre Handflächen zusammen und presste ihre Nägel in seine Haut. „Tu mir das nie wieder an.“
„Zwing mich nicht dazu.“
„Einverstanden.“
Die Luft zwischen ihnen schien mit einem Mal zu vibrieren. Sie beugten sich vor zu einem Kuss. Noch immer gefangen zwischen Megs Händen, legte er den Kopf schräg, um besser ihren Mund erobern zu können. Dann umfasste er ihren Nacken, hielt sie fest, erstickte ihre Seufzer mit seinem Kuss.
Langsam legte sie sich zurück. Genauso langsam folgte er ihr, ihren verlockenden Lippen, lag neben ihr auf dem Strohsack. „Schließ die Augen“, sagte sie.
„Sie sind geschlossen.“
„Ich glaube dir nicht.“
Mit zitternden Fingern berührte sie seine Lider, damit er nichts von dem matten Licht des frühen Abends sehen konnte. So nahe bei Meg, in ebensolcher Finsternis wie sie, konzentrierte Will sich ganz auf seine übrigen Sinne, roch den Duft von Blättern, den salzigen Schweiß auf ihrer Haut, kostete ihre Zunge.
Er stützte sich auf den Ellenbogen und genoss es, sie so weich und warm unter sich zu fühlen. Wie ein Stein, der die Sonne gespeichert hat, gab sie in der abendlichen Kühle Wärme an ihn ab. Ihr Kuss, so heiß und verlangend, fachte sein inneres Feuer noch mehr an. Er strich mit dem Daumen über ihre Unterlippe, entlockte ihr ein Seufzen. Dann biss sie leicht in seine Haut.
Die Erregung, die bisher nur in ihm geschlummert hatte, loderte nun hoch auf, drängte ihn, sie zu nehmen, zu beißen, zu fordern. Doch er wollte ihr nicht wehtun, nicht nach dem, was sie durchgemacht hatte. Daher war er geduldig, küsste sie sanft, beschützte sie vor seinem wilden Verlangen.
„Will“, flüsterte sie dicht an seinem Mund. „Du wirst mich nicht brechen.“
Erleichtert und glücklich seufzte er auf. Es schien, als wäre sie in seinen Geist eingedrungen und hätte seine geheimsten Gedanken gelesen. „Vielleicht hast du mich vorsichtiger werden lassen, als es mir lieb ist.“
„Das warst du schon immer.“
„Ich werde bei dir kein Risiko eingehen. Nie mehr.“ Er küsste sie auf die Nase, dann auf die Wange, auf ihr Kinn. Behutsam, mit Rücksicht auf ihre Verletzungen, löste er ihre Hände von seinen Wangen und öffnete die Augen. „Wir müssen nur darauf achten, dass deine Hände nicht im Weg sind.“
„Nicht im Weg?“
Er schmiegte sich an sie, der Geruch ihrer Haut, nach Erde und Wald, verdrängte jeden klaren Gedanken. „Halte sie über deinen Kopf.“
„Willst du vorsichtig mit mir
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