Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
Vom Netzwerk:
tun. Diese zerlumpten, verlorenen Leute gingen ihn nichts an, auch wenn sie einst seine Verbündeten gewesen waren. Sie waren nichts als ein Hindernis für ihn, eine Gefahr für seine Pläne und seine Pflicht Marian gegenüber.
    Doch die Neugier und eine Spur Boshaftigkeit veranlassten ihn, eine weitere Frage zu stellen: „Was hat Finch Euch angetan?“
    „Ihr habt doch für den Mann gearbeitet.“ Die ganze Haltung des Bauern drückte Erschöpfung aus, aber Will erkannte darin auch Abneigung. „Wollt Ihr damit sagen, Ihr wisst nicht, was geschehen ist?“
    „Offensichtlich nicht.“
    „Bei jeder Auseinandersetzung ergreift er Partei für die Normannen“, sagte Fuller. Unter seinen wässerigen grauen Augen lagen dunkle Schatten, und sein Blick schweifte rastlos umher. „Wenn Ihr nicht in der Umgebung des Schlosses lebt oder Französisch sprecht, könntet Ihr ebenso gut ein Ausgestoßener sein. Er sperrt jeden ein, der zu handeln versucht oder Schuldscheine anstelle von Gold benutzt. Kein Gold bedeutet keine Steuern, und er will jeden Penny haben.“
    „Aber hier leben?“ Missbilligend ließ Will den Blick über die Lichtung mit den kargen Unterständen schweifen. Die ausgestoßenen Bauern scharten sich um ein halbes Dutzend Feuerstellen, um zu essen. Einige Frauen nahmen trockene Kleidungsstücke von den Bäumen, wo sie sie aufgehängt hatten. „Wie schlimm könnte es werden?“
    Fuller betrachtete die Szenerie ebenfalls, doch er brachte ein schwaches Lächeln zustande. „Nicht alle verabscheuen die Wälder so wie Ihr.“
    „Viele haben sie noch mehr gehasst, schwiegen aber.“
    „Aber von jenen die klagten, tat es niemand so laut wie Ihr.“
    „Ich würde es auch jetzt tun, Fuller, aber keiner ist so vernünftig, mir zuzuhören.“
    Als der ältere Mann lachte, besann Will sich um. Sich dem alten Gefühl von Kameradschaft mit einem Bauern hinzugeben, der ihn eben noch um ein Haar aufgehängt hätte, würde ihn nicht weiterbringen.
    „Wir nutzten die Gelegenheit, in die Wälder zurückzukehren, so wie beim letzten Mal“, sagte Fuller. „Gewiss könnt Ihr verstehen, was uns hergezogen hat.“
    „Wir wissen beide, warum es letztes Mal funktioniert hat, aber er ist jetzt in Frankreich.“
    „Dann schaffen wir es allein.“
    Will schüttelte den Kopf. „Dieser Dieb, Hugo – er ist nicht der Richtige, um Euch anzuführen.“
    Fuller kniff die wässerigen Augen zusammen. „Niemand sonst wollte diese Aufgabe übernehmen.“
    Obwohl die Jahre seinem Körper Tribut abgefordert hatten, ging Fuller mit ruhiger Würde davon. Als er die Feuer erreichte, lächelte er seinen Kameraden zu. Eine magere Frau unbestimmbaren Alters rieb ihm den Rücken und reichte ihm einen Krug mit Ale. Mit diesem einfachen Leben schien er beinahe zufrieden zu sein.
    Und warum soll er auch nicht?
    Fuller führte ein ruhiges Leben in einem Versteck – aber er lebte unter Freunden. Freunde, die vermutlich ihr letztes Essen mit ihm teilen oder für ihn sterben würden, um ihn zu verteidigen. Einst war Will mit offenen Armen bei ihnen aufgenommen worden. Er hatte voller Leidenschaft gelacht, geliebt und gekämpft. Damals hatten die Bäume für ihn noch nicht diesen Schrecken gehabt.
    Sehnsucht überkam ihn, und verräterische Gedanken verstärkten seinen Kopfschmerz.
    „Will Scarlet?“
    Er fuhr herum und sah den jungen Mann, der Meg begleitet hatte. „Was willst du?“
    „Mich vorstellen will ich.“ Der Junge bot ihm die Hand. Er konnte nicht älter als vierzehn sein. Gelocktes schwarzes Haar fiel ihm über die Ohren und bis über die Brauen. „Man nennt mich Jacob ben Asher, Milord.“
    „Ich bin niemandes Lord“, erwiderte Will. „Sprich mich mit meinem Namen an, und wir werden uns gut verstehen.“
    Jacob trat von einem Fuß auf den anderen und grinste breit. „Ich weiß, wer Ihr seid. Ich habe viel von Euren Abenteuern gehört. Mir ist, als würde ich einem Wesen aus einem Märchen in leibhaftiger Gestalt begegnen. Kaum zu glauben.“
    „Erfreue dich an diesem Unsinn, wenn du willst, aber ich werde solche Lügen nicht weiter verbreiten.“
    Der Junge zuckte die Achseln. Seine schwarzen Augen wirkten undurchdringlich. „Verzeihung.“
    „Du bist ein Freund von Meg?“
    „Ein Freund von Meg? Nein. Ich bin besser bekannt mit ihrer Schwester. Ihrer beider Vater arbeitete mit meinem Vater zusammen, mit Alchemie und dergleichen.“ Er sah sich auf der Lichtung um, dann beugte er sich vor und flüsterte: „Ehrlich gesagt,

Weitere Kostenlose Bücher