Verwegene Herzen (German Edition)
ich bin“, sagte er. „Gewährt uns Zuflucht, dann werde ich Eure Übergriffe nicht weiter beachten.“
Hugo warf einen raschen Blick über die Lichtung und erkannte, dass es ihm an Unterstützung fehlte. Aber er gab nicht nach. Er ließ die Gelegenheit, Drydens Verzeihung zu erflehen, ungenutzt vorübergehen, und wandte sich mit einem verächtlichen Blick an Will. „Vielleicht war es die falsche Entscheidung, Euch hängen zu wollen. Wir hätten Euch einfach der Gesellschaft dieser Hexe und ihres jüdischen Jungen überlassen sollen.“
Will packte sein Kurzschwert. „Ich sollte Euch erstechen.“
Meg verdrehte die Augen. „Verderbt es nicht, Scarlet.“
„Wie – gehören diese Wälder ihm?“
„Hier gibt es keine Gesetze und kaum Adelstitel.“ Die feinen Linien zwischen ihrer Nase und ihrem Mundwinkel wirkten tiefer. „Hugo hat hier viele Verbündete, und Ihr habt niemanden, auch wenn er ein Dieb und ein Halsabschneider ist.“
Wenn jemand die ungeschriebenen Gesetze kannte, die für Geächtete galten, so war es Will. Er hatte nach den Gesetzen des Waldes gelebt, und das wichtigste besagte, dass der Mann mit der größten Geschicklichkeit und den meisten Anhängern der Anführer wurde. Robin war ein solcher Mann gewesen, der stets genau gewusst hatte, was zu tun war.
Aber er wusste auch, dass kein Eindringling, kein Neuankömmling in Sherwood seinem Onkel die Macht hätte entreißen können. Welchen Zauber sie dazu auch angewandt hatte, Meg hatte Hugo die Autorität genommen und nichts als böse Worte und ein gereiztes Gemüt zurückgelassen.
Will bewegte die verkrampften Muskeln an seiner Schulter und sah Meg finster an. Von dieser Frau und Robin Gutes zu denken, durfte nicht zur Gewohnheit werden. Er musste sie nach Nottingham bringen. Und zwar schnell.
8. Kapitel
Mächtig und still liegt Sherwood Forest da,
hell leuchtet das Gras zu seinen Füßen,
verlassen von allen?
„Sonnet on Robin Hood I“
John Hamilton Reynolds, 1847
D ie Spannung ließ nach, und alle schienen wieder ruhiger zu atmen. Meg rechnete damit, dass einer der Männer sich rächen würde, doch niemand rührte sich. Die Feindseligkeit verschwand, und widerstrebende Anerkennung trat an ihre Stelle. Mit der Nacht würde die Unsicherheit der Wälder kommen, und alle schienen sich lieber den Aufgaben des Überlebens zu widmen, anstatt sich dem Edelmann zu stellen, den sie beinahe umgebracht hatten.
Sie wäre am liebsten zu Boden gesunken, sehnte sich nach ihrem eigenen Bett. Doch diese unerträglichen Menschen, die entschlossen waren, ihr den Frieden zu rauben, ließen das nicht zu. Scarlet, Hugo, Ada, der junge Jacob und seine liebeskranken Träume. Keiner von ihnen ließ sie in Ruhe.
Nicht einmal Dryden. „Ich danke Euch, Meg.“
„Ja, Milord.“
„Ihr kamt gerade rechtzeitig.“
Sie nickte. „Ihr solltet wissen, dass ich mir dafür einen Gefallen von Euch erhoffe.“
„Natürlich. Ich habe Eure Schwester nicht vergessen“, sagte er. „Mein Vater hat Euch etwas versprochen, und ich erneuere dieses Versprechen. Wir werden sie finden.“
Trotz seiner gewichtigen Worte blieb Drydens Tonfall matt und ausdruckslos. In seiner Stimme lag so etwas wie Bedauern, auch wenn sie den Grund dafür höchstens erraten konnte. Trauer? Scham, weil er den Hinterhalt überlebt hatte, während sein Vater tot war? Oder weil er weggelaufen war?
Egal. Es würde für sie von Vorteil sein, den Adligen als Verbündeten zu haben.
„Ich bin Euch dankbar, Sir. Wie kommt es, dass Ihr mit Scarlet zusammen seid?“
„Wir begegneten uns am Fluss. Irrtümlich hielt ich ihn für einen Feind.“
„Ich bitte um Verzeihung, aber Ihr begeht einen Fehler, wenn Ihr ihn für etwas anderes haltet.“
Scarlet mischte sich ein. „Meg wäre es lieber gewesen, Euch zu befreien und mich aufhängen zu lassen.“
Sie zuckte zusammen, weil seine plötzliche Nähe ihr fast das Gefühl gab, als hätte er sie geküsst. Seine tiefe Stimme schien unglaublich nahe zu sein, das spürte sie durch die Wärme, die von seinem Körper ausging.
Verdammt sollst du sein .
Er hatte sie eingeholt, zusammen mit ihrem schlechten Gewissen. Das würde Konsequenzen haben, Konsequenzen, wie sie zu ihm passten – zäh und süß wie Honig, und gefährlich. Unwillkürlich fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen, erwartete beinahe, ihn zu schmecken. Sie erinnerte sich an das Salz auf seiner Haut, erinnerte sich deutlich an ihn, so schmerzlich wie an das
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