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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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eine wertvolle Eigenschaft erachtet, weil es Euch von Nutzen ist.“
    Sie kniff die Augen zusammen. „Und Ihr seid mir ganz und gar nicht von Nutzen.“
    Eine plötzliche Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit. Finchs Wachsoldaten griffen nach ihren Waffen. Carlisle, so makellos gekleidet wie immer, stand auf und rief den Soldaten Befehle zu. Eine dunkle Vorahnung überkam Will. Er tastete nach den Dolchen an seiner Hüfte, die einzigen Waffen, die er mitgenommen hatte, als er durch die Tunnel in das Innere des Schlosses gekrochen war.
    „Wir müssen hier fort. Jetzt gleich!“
    „Was soll das heißen?“
    „Sie haben Dryden verhaftet.“
    Meg rang nach Luft und riss die Augen weit auf. „Will, lügt mich nicht an. Nicht jetzt.“
    „Es ist die Wahrheit.“ Er nahm ihre Hände und zog Meg durch den Gang zwischen der Mauer und den Vorhängen. „Hört hin, Meg. Die Musik ist verstummt. Lauscht in den Raum, wie sich alles verändert hat. Sie bringen ihn fort.“
    Ihre Miene wurde vollkommen starr, als sie sich konzentrierte. Ihr Geist schien weit fort zu sein. Als sie die Wahrheit begriff, kehrte das Leben in sie zurück, erfüllte sie gleichermaßen mit Furcht und mit Vernunft.
    „Was ist das für ein Schurke? Niemand wird entkommen können, wenn er eine solche Tat vor so vielen Zeugen vollbringt.“ Sie zog ihren Beutel so, dass er vor ihrem Körper hing, und legte eine Hand darauf. Nach ein paar Fehlversuchen gelang es ihr, ihn mit der anderen Hand zu berühren. Dann drückte sie Wills Unterarm; es war ihre Art, ihn darum zu bitten, sie zu führen.
    „Darüber können wir uns später Gedanken machen. Wir müssen fort.“
    „Ohne Ada?“
    „Habt Ihr einen anderen Vorschlag?“
    Er erwartete eine Antwort, einen schnippischen Vorschlag, gerissen und von zweifelhafter Moral – irgendetwas, das sie in Sicherheit bringen würde. Stattdessen fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen, ohne ein Wort zu sagen.
    Carlisles Stimme und die Rufe der Wachen wurden lauter.
    Will fluchte. „Zu spät.“
    Nein. Nein. Nein.
    Sie konnte sich nicht konzentrieren. Dieses eine Wort erstickte jeden Gedanken.
    Wie auf Whitstowe vor ihm hatte sie alle ihre Hoffnungen auf Dryden gerichtet. Als Edelmann, der für die Schlacht ausgebildet worden war, hätte er der Richtige sein sollen, um Ada zu befreien. Seine Familie besaß Einfluss, und dieses, sein Geburtsrecht, war es, das ihre Hoffnung trotz seines zögerlichen Verhaltens genährt hatte.
    Doch wie sein Vater und wie Megs Plan scheiterte Dryden, weil er seiner eigenen Autorität vertraute. Der berüchtigte Sheriff von Nottingham nutzte sowohl diesen Glauben als auch die Autorität aus. Indem er ihren Verbündeten ins Verlies schaffen ließ,trat Finch das Recht mit Füßen und zeigte, dass selbst die Adligen vor seinen hinterhältigen Plänen nicht sicher waren.
    Nachdem der Mann, auf den sie sich verlassen hatte, verschwunden war, blieb ihr nichts anderes übrig als mit dem zu fliehen, dessen Gier Ada überhaupt erst ins Gefängnis gebracht hatte – der Mann, der sie bisher noch nicht enttäuscht hatte.
    „Treppen! Abwärts!“
    Sie achtete auf seine Worte. Auf Wills Hand gestützt, verdrängte sie alle Gedanken aus ihrem Kopf und konzentrierte sich vollkommen auf ihr Handeln. Ihr Instinkt musste sich auf seine Anweisungen verlassen. Sie lauschte nur auf seine Stimme und die Informationen, die er ihr über die Schulter hinweg zuflüsterte.
    „Letzte Stufe.“
    Nur kurz stolperte sie und hatte schon bei dem zweiten Schritt auf ebenem Boden das Gleichgewicht wiedergefunden.
    „Links. Und wieder links.“ Sie folgte seinen Befehlen wie der Nadel auf einem Kompass. „Kopf einziehen. Vorsichtig.“
    Am anderen Ende eines Durchgangs nahm sie die Hand zur Hilfe, um die niedrige Decke zu ertasten, und wünschte sich, vom Schrecken dieser Flucht kurz ausruhen zu können.
    Doch das erlaubte Will nicht. „Hier entlang.“
    Verwirrt und ohne Orientierung überließ sie sich ganz seiner Obhut. Er könnte sie in ein Feuer führen oder sie den Männern des Sheriffs überlassen – nichts davon spielte mehr eine Rolle. Ihr Selbstvertrauen löste sich wie so vieles andere zusammen mit ihrem Stolz in Nichts auf. Ihr Orientierungssinn verließ sie zusehends mehr, bis am Ende nichts anderes als Will blieb.
    „Ihr da!“, rief in diesem Moment ein Mann mit tiefer Stimme. „Stehen bleiben!“
    „Runter, Meg!“
    Sie ließ sich zu Boden fallen. Ihr Knie schmerzte, als es den harten Stein

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