Verwegene Herzen (German Edition)
berührte. Dann hörte sie, wie die Klinge eines Schwertes klirrend gegen eine Mauer prallte. Kleine Steine regneten auf ihren Schleier. Während sie die Geräusche eines Zweikampfes vernahm, versuchte sie, sich zu erinnern, ob Will eine Waffe getragen oder sie wegen des Narrenkostüms abgelegt hatte.
Sie presste sich gegen die nächste Wand und tastete suchend in ihrem Beutel. Als sie eine bestimmte Glasphiole fand, zog sie sie hervor und hielt sie hoch. „Will!“
Ohne eine Frage zu stellen, nahm er die Phiole. Glas splitterte, dann stieß der andere Mann einen Schrei aus, und sie hörte, wie er in seinem Kettenhemd zu Boden fiel. Stahl rieb auf Stahl rieb, doch das Geräusch erklang zu kurz, um von einem Schwert zu stammen. Will sprang vor. Das Leben des anderen Mannes endete mit einem gurgelnden Geräusch.
Meg versuchte, sich aufrecht zu halten, doch ihre zitternden Knie versagten ihr den Dienst. „Ein Dolch?“
„Zwei Dolche, um genau zu sein.“ Er steckte die Waffen wieder ein und atmete hörbar ein und aus. „Lauge?“
„Fermentierter Urin, um ehrlich zu sein.“
„Stellt Ihr eigentlich irgendetwas her, das nicht stinkt?“
„Falsche Edelsteine.“
„Wirklich sehr komisch.“ Er zog sie hoch, und in ihren Knien pochte der Schmerz. „Dreht Euch nach rechts.“
Nachdem sie ein schier endlos erscheinendes Labyrinth durcheilt hatten, umfasste er ihre Taille und zog Meg eng an sich. In einem winzigen Zwischenraum wurden ihrer beider Körper eng aneinander gepresst. Sie hörte, wie die Geräusche von klirrendem Metall und Männerstimmen näher kamen und sich dann wieder entfernten.
Will atmete schwer, und sie spürte jeden Lufthauch an ihrer Schläfe. „Leise jetzt“, flüsterte er.
Einen Moment lang gab sich Meg ihrer Furcht hin. Sie lehnte sich an ihn und genoss seine tröstliche Umarmung. Als er sie fester hielt, erschien es ihr wie ein Versprechen. Er würde sie verteidigen. Ungeachtet seiner Lügen oder Missetaten, ungeachtet all der Dinge, die sie falsch gemacht hatte, würde er sie verteidigen.
„Ich wüsste zu gern, wie viel von alldem hier Eure Schuld ist“, sagte sie.
Nicht eben sanft stieß er sie gegen die Wand, die Hände auf ihren Hüften. „Ehe Ihr darüber entscheidet, lasst mich Euch von meinem großartigen Plan berichten, wie ich Dryden verhaften ließ, kurz bevor er uns hätte von Nutzen sein können.“
„Hört auf mit diesen Narrheiten.“
„Ich trage noch immer mein Kostüm.“
„Würde es Eurem Sinn für Humor ein Ende setzen, wenn Ihr es auszieht?“
Seine Lippen waren jetzt den ihren sehr nahe, und sie spürte jedes seiner Worte auf ihrer Haut. „Ihr seid besessen davon, dass ich mich ausziehe.“
Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, doch ihr Stolz trennte sie wie ein Abgrund voneinander und hinderte sie daran, ihn zu berühren. Sie wollte ihn schlagen, ihn von sich stoßen, seine Anwesenheit einfach leugnen, doch die Aussicht, ihn zu umarmen, war zu verlockend.
„Wo sind wir?“
„In einem Alkoven“, entgegnete er. „Es ist recht hübsch hier. Sehr abgeschieden.“
„Ihr habt mein Vertrauen in Eure Fähigkeit, angemessene Verstecke zu finden, bereits schon einmal enttäuscht.“
„Ihr macht einem Mann Vorwürfe, der zu jener Zeit ernsthaft verletzt war? Das ist nicht sehr nett, Meg. Aber ich versichere Euch, dieser Alkoven ist ein weitaus besseres Versteck als das bisschen Sträucher.“
„Gut.“
„Was sieht Euer Plan weiter vor?“
Sie presste die zitternden Finger auf ihre Augen und rieb sich das Gesicht, als könnte sie damit die Irrtümer der vergangenen Tage verschwinden lassen. Kummer stieg in ihr auf, und Trauer und Hoffnungslosigkeit drohten sie zu verschlingen.
„Ihr verabscheut es tatsächlich, wenn Ihr Euch irrt“, sagte er. „Selbst jetzt könnt Ihr es nicht zugeben.“
„Das werde ich nicht tun.“
„Wie sehr würde ich es begrüßen, wenn Ihr einfach einmal etwas eingestehen könntet, anstatt zu widersprechen.“ Er küsste sie auf die Stirn, doch der feste Druck seiner Hände auf ihren Hüften zeigte, welche Spannung zwischen ihnen bestand.
Sie schluckte. Ihre Stimme klang tiefer und seltsam fremd, als sie sprach. „Ich gebe es zu. Ich irre mich nicht gern.“
„Schon besser.“
Und dann küsste er sie.
Sie fühlte seine Wärme, und ihr wurde heiß. Sein Geschmack, seine Berührungen erregten ihre Sinne. Sie spürte jede Einzelheit, fühlte seine Zunge, seine Lippen. Jegliche
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