Verwegene Herzen (German Edition)
Gefahr, alle Gedanken, ihr Widerspruchsgeist – alles verschwand. Angenehme Wärme und Trägheit strömten durch ihren Körper. Das Kettenhemd, das er trug, störte sie, eine Schranke zwischen ihren Händen und den festen Muskeln auf seinem Rücken. Stattdessen umfasste sie jetzt sein Gesicht, sein Kinn, seinen sehnigen Hals.
Als Meg die Finger in sein Haar grub, hob er den Kopf. „Ich habe vieles wiedergutzumachen“, sagte er sanft. „Lass mich auf dich aufpassen.“
„Woher soll ich wissen, ob du die Wahrheit sagst?“
„Weil ich auch ein Geständnis machen muss. Ich bin hierher gekommen, um dich an Finch zu übergeben. Und doch stehen wir jetzt hier zusammen.“
Manches an Meg war so vorhersehbar wie die Tatsache, dass am nächsten Tag die Sonne wieder aufgehen würde. Sie konnte schwach sein, mutlos, aber sie wich niemals einem Kampf aus.
Will lächelte und wollte sie wieder küssen, doch sie hatte die Lippen zusammengepresst und erstarrte in seinen Armen. „Erkläre es mir“, sagte sie schließlich.
Mühsam zwang er sich zur Ruhe, als er ihr von der Vereinbarung mit Hendon erzählte und dessen Drohung gegen Marian. Seither waren nur einige Tage vergangen, doch die Verwirrung, die er an jenem Abend empfunden hatte, erschien ihm immer mehr wie eine ferne Erinnerung. Vieles hatte sich seither verändert, vielleicht am allermeisten Will selbst.
„Ich stand nur dreißig Schritt vom Sheriff entfernt, zusammen mit dir in dem Bankettsaal, aber ich habe nichts gesagt. Ich habe nichts getan, das dich verraten könnte.“
„Vielleicht aus einem Anflug von schlechtem Gewissen? Oder einem Gefühl von Verpflichtung?“
„Zwischen uns besteht weit mehr als nur eine Verpflichtung.“
„Auch Lügner können schöne Worte sagen, Will.“ Ihr Gesicht wirkte weiterhin ausdruckslos, eine starre Maske aus Schatten und Licht. „Du wusstest, dass deine Vereinbarung wertlos war, nachdem Dryden verhaftet worden war.“
„Meg, ich bitte dich! Du hast da drinnen wie ein verlorenes Kind gewirkt.“
„Dann war es Mitleid.“
Er grub seine Finger in ihr offenes Haar. „Hast du in diesem Kuss auch nur eine Spur von Mitleid gefühlt?“
„Jeder Mann hat seinen Preis.“
„Das mag so sein, aber ich kann nur für mich sprechen. Du bist mein Preis. Ich habe Freunde und Vermögen aufgeben. Ich habe meine Familie und mein Leben aufs Spiel gesetzt, und nun sind wir hier. Ich werde dich jetzt nicht gehen lassen, nachdem ich so viel aufgegeben habe.“ Er musterte ihr Gesicht auf der Suche nach irgendeiner Reaktion in ihrer ausdruckslosen Miene. „Meg?“
„Ich glaube dir.“
Sein Herz drohte stillzustehen. „Wie bitte?“
„Hugo kam zu mir in die Hütte. Er hat dasselbe über deine Absichten erzählt und auch die Geschichte von Marian.“
„Wann?“
„Als du wegen des Zuckers nach Keyworth unterwegs warst. Ihm sind Gerüchte über deine Absichten zu Ohren gekommen, von welchen seiner Spione auch immer.“
Ein seltsames Gefühl regte sich in ihm. „Hat er dir etwas getan?“
„Wenn ich so an Hugo denke, könnte ich mich geradezu an deine Ritterlichkeit gewöhnen.“
„Meg …“
„Genug davon. Er hat mir nichts getan.“ Ihr scherzhaftes Lächeln verschwand. „Es ging nie um die Smaragde, oder?“
„Nein.“
„Als du mich in der Halle gefunden hast, beschloss ich, abzuwarten. Du würdest mich entweder dem Sheriff ausliefern oder – oder eben nicht.“
Erstaunen verdrängte seine Furcht. „Du glaubst mir wirklich. Du spielst mir nichts vor.“
„Der Himmel stehe mir bei, aber ich glaube dir. Hugo hätte mich an den ersten Besten verkauft, der ihm begegnete, aber du …“
Falls Will widersprechen wollte, so kam er nicht mehr dazu, denn sie griff in sein Haar, zog ihn an sich und küsste ihn. Rasch, grob, verlangend. Ihre Lippen besiegelten mit ihm einen Vertrag: Sie würden ihre komplizierte Lage überleben, um einander neu zu erforschen, oder er würde sie verraten – dann würde sie sich an ihm rächen. In beiden Fällen besiegelte dieser Kuss ihr Bündnis.
„Meg, wir sollten gehen.“ Dass er so schwer atmete, lag nicht an ihrer Flucht aus der Halle.
Rasch unterdrückte sie einen Anflug von Verwirrung und legte eine Entschlossenheit an den Tag, die er zu fürchten gelernt hatte. „Meine Pläne haben sich nicht geändert. Ich bin gekommen, um Ada zu befreien.“
„Dass ich dich nicht an Finch ausgeliefert habe, bedeutet nicht, dass ich seine Gefangene befreien will. Das eine hat mit
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