Verwegene Herzen (German Edition)
dem anderen nichts zu tun.“
„Wir sind hier“, sagte sie. „Ich habe ebenfalls Waffen mitgebracht. Warum sollten wir sie jetzt im Stich lassen?“
Es fiel ihm schwer, seinen Unmut zu unterdrücken, und er zwang sich zu flüstern: „Sie ist nicht meine Schwester, und dir war sie keine gute Schwester.“
„Ich kann sie nicht im Stich lassen, und du hast sie in diese Situation gebracht.“
„Verdammt, fällt dir denn zu allem ein Widerwort ein? Hast du Ada auf diese Weise genötigt, sich deinen Wünschen zu fügen? Beinahe tut sie mir leid.“
Er hatte mit Widerstand gerechnet. Vielleicht sogar damit, dass sie handgreiflich wurde oder ihm böse Worte an den Kopf warf. Doch was er sah, waren Tränen. Mit jeder Träne schien ein Stückchen gesunder Menschenverstand fortgespült zu werden.
„Will, ich kann sie nicht im Stich lassen, solange diese Kluft zwischen uns besteht. Sie ist meine Schwester, und ich habe etwas wiedergutzumachen.“
„Was du da verlangst, ist unmöglich. Du hast selbst gesagt, wenn sie vor hundert Zeugen einen Edelmann abführen können …“
„Dann kann uns niemand helfen.“ Sie wischte die Tränen fort, doch es kamen sofort neue. „Das ist mein Preis. Bitte.“
Ein großer Teil von ihm, der vernünftige Teil, wollte sich wehren. Und zwar heftig. Noch immer sah er die verlockende Szene vor sich, den Traum, der durch seine missliche Lage ein Ende gefunden hatte. Frauen, Lieder. Ein Leben in Geborgenheit und Sicherheit. Aber Meg würde ihn überallhin verfolgen. Wenn er floh, würde das, was er ihrer Schwester angetan hatte, eines Tages übermächtig werden und seinen Frieden stören. Das Leben, das dann vor ihm liegen würde, wenn er Meg und ihre tränenreiche Bitte übergehen würde, wäre öde und trostlos.
Und sie hatte bitte gesagt.
„Nun, gut, Meg. Du hast gewonnen.“
20. Kapitel
Musik erklang, und wir alle gaben
uns dem Tanze hin …
„Robin Hood’s Birth, Breeding, Valour, and Marriage“
Ballade, 17. Jahrhundert
M eg stellte sich vor, sie würde zu einem Schatten werden, der mit dunklen Spalten und verborgenen Winkeln verschmolz. Sie entzog sich der Entdeckung, so wie die Sicht sich ihr entzog. Musik, die von einem Trio von Lauten und einer Querpfeife stammte, wurde ihr Fluchthelfer. Sie folgte der Melodie zum offenen Himmel hinauf. Soldaten, gewöhnliche Festbesucher – niemand würde sie finden.
„Zieh deine Füße an.“ Will zerrte an ihrem Schattenwesen. Sein Drängen verlieh ihr wieder Körperlichkeit, sie war wieder sterblich und erdverbunden. „Jemand könnte dein Kleid sehen.“
„Ich finde es schwierig, mich zu verstecken, wenn ich das Versteck nicht sehen kann.“
„Wir sind hinter der Balustrade eines Balkons, der auf den größten Versammlungsraum hinausgeht.“ Er führte ihre Hände über üppig geschwungenen Sandstein, um seine Worte zu unterstreichen. „Halte dich zwischen dieser Brüstung und der Säule an deinem Rücken. Der Eingang zu den Verliesen befindet sich am Fuß der Treppe auf der gegenüberliegenden Seite des Saals. Das glaube ich jedenfalls.“
„Du glaubst es?“
Sie spürte seinen Atem an ihrem Gesicht. Sein männlicher Duft, so süß und beinahe tierhaft, erinnerte sie an ihren Kuss, an die Nähe und die sinnlichen Kämpfe ihrer Leiber.„Wenn dir unser letztes Versteck gefallen hat, hätte ich dich dort lassen sollen.“
„Ich glaube deinen Drohungen nicht mehr.“
„Und ich achte nicht mehr auf deine Beleidigungen“, gab er zurück.
„Aber erst gestern hast du behauptet, dass du dieses Schloss so gut kennst wie deinen Vater.“
Will lachte leise. „Wenn du so lange im Wald lebst, entwickelst du einen Sinn für Sarkasmus. Nicht umsonst wurde ich von meinem Onkel aufgezogen.“
Endlich begriff sie. „Dann hatte ich also recht, als ich dich einen Bastard nannte?“
„Ja.“ Er umfasste ihre Wange. Sie unterdrückte das Bedürfnis, sich in seine Hand zu schmiegen. „Aber es hat mich mehr getroffen, als du mich ein Schwein nanntest. Spar dir das für jemanden wie Hugo auf.“
„In Ordnung.“
Er versuchte innerhalb des engen Verstecks seine Haltung zu verändern. „Zuletzt war ich hier vor fünf Jahren, während König Richards Belagerung. Robin erinnerte mich immer wieder an meine Unerfahrenheit. Ich folgte seinen Anweisungen und versuchte, möglichst geschickt zu wirken.“
Ihr Vertrauen schwand dahin. „Du weißt also wirklich nicht, wo wir sind?“
„Ich kenn mich hier kaum
Weitere Kostenlose Bücher