Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
zu spät. Als Monk zu schnaufen begann, dachte ich, es wäre ein weiterer Hustenanfall, bis ich merkte, dass er lachte. «Immer noch ein Klugscheißer», brummte er. Doch er beließ es dabei. Bei jedem Atemzug stieß er ein rasselndes Pfeifen aus, sein gelbliches Gesicht war mit einem Schweißfilm überzogen und wirkte eingefallen.
    «Die Herzattacke war nicht vorgetäuscht, oder?»
    Monk strich sich mit einer Hand über den Schädel, wobei sein Daumen genau in die Delle auf seiner Stirn passte. Es schien ihn zu beruhigen.
    «Es war Schnee.»
    Es dauerte eine Weile, ehe ich verstand. «Sie hatten eine Überdosis Kokain? Absichtlich?»
    Der große Kopf nickte. Seine Hand strich weiter über die Stoppeln.
    «Wie viel?»
    «Genug.»
    Das erklärte, wie Monk die Ärzte hatte täuschen können. Eine Überdosis Kokain lässt nicht nur den Blutdruck in die Höhe schnellen, sie kann auch Herzrasen und Herzrhythmusstörungen auslösen. Die Symptome können leicht für den Beginn einer Herzattacke gehalten werden und sich als ebenso tödlich erweisen. Seinem Zustand nach zu urteilen, vermutete ich, dass er an Gefäßverengung gelitten hatte, vielleicht sogar an Herzversagen. Gemeinsam mit der Atemwegsinfektion hätte das allemal gereicht, ihn umzubringen. Jetzt überraschte es mich nicht mehr, dass wir ihm draußen am Black Tor entkommen waren.
    Er war zu krank gewesen, um uns zu kriegen.
    «Sie hätten sich umbringen können», sagte ich.
    Sein Mund verzog sich. «Na und?»
    «Das verstehe ich nicht. Warum haben Sie acht Jahre gewartet und fliehen jetzt?»
    Als sein Mund zuckte, hielt ich das zunächst für ein Lächeln. Dann sah ich den Blick in seinen Augen und wusste, dass es alles andere als das war.
    «Weil die Bullen mich reingelegt haben.»
    Bis zu diesem Moment war ich kurz davor gewesen, ihm zu glauben. Ja, ihn sogar, Gott helfe mir, zu bemitleiden. Monk war zu vielen Dingen fähig, doch die Schauspielerei gehörte nicht dazu. Aber während ich geschworen hätte, dass der spastische Anfall, den ich erlebt hatte, echt gewesen war, kam er mir nun mit Verschwörungstheorien. Offenbar konnte man mir meine Gedanken ansehen.
    «Sie denken, ich bin ein Psycho, oder?»
    «Nein, ich   …»
    «Lügen Sie nicht, verdammte Scheiße!»
    Er starrte mich an und neigte seinen großen Schädel nach vorn.
Sei vorsichtig!
«Warum glauben Sie, dass Sie reingelegt wurden?»
    Er schaute mich noch einen Moment finster an und betrachtete dann seine verschorften Hände. Von der einen tropfte noch Blut, aber es schien ihn nicht zu stören.
    «Ein Neuling in Belmarsh hat rumerzählt, er hätte gesehen, wie jemand unter meinem Wohnwagen war, bevor er durchsucht wurde. Der Typ hat einen Polizeiausweis gezückt und ihm gesagt, das wäre eine Polizeiangelegenheit und er soll sich verpissen. Wenn er irgendjemand davon erzählt, wird er als Kinderschänder verknackt und in die Klapsmühle gesteckt. Es wäre besser für ihn, wenn er den Mund hält. Und das hat er getan. Er hat nie jemand davon erzählt, bis er nach Belmarsh kam und sich groß aufspielen wollte.»Monk wandte sich ab und spuckte aus. «Sonst hätte ich es nie herausgefunden.»
    Das war nicht die Sorte paranoides Geschwätz, die ich erwartet hatte. Erst die Entdeckung von Zoe Bennetts Lippenstift und der Haarbürste ihrer Schwester unter seinem Wohnwagen hatte Monks Schuld bestätigt. Wahrscheinlich wusste er das, aber dennoch   …
    «Dieser Häftling   …», sagte ich.
    «Walker. Darren Walker.»
    «Hat er Ihnen den Namen des Polizisten gesagt?»
    «Er meinte, es war ein DI Jones.»
    Der Name sagte mir nichts. «Er könnte gelogen haben.»
    «Nein. Nicht nach dem, was ich mit ihm gemacht habe.» Monks Miene war mitleidlos. Sein Gesicht verzog sich zu einem höhnischen Grinsen. «Er hätte früher etwas sagen sollen.»
    Als Terry mich über Monks Flucht informiert hatte, hatte er mir erzählt, dass Monk einen Mithäftling totgeschlagen hatte.
Als ihn zwei Wächter wegreißen wollten, hat er sie krankenhausreif geprügelt. Es überrascht mich, dass du nichts davon gehört hast.
Ich versuchte zu schlucken, aber mein Mund war so trocken, dass ich es mehrmals versuchen musste. Ich zeigte auf eine Packung ungeöffneter Wasserflaschen, die in der Nähe lagen. «Kann ich etwas zu trinken haben?»
    Er zuckte mit seinen herabhängenden Schultern. Ich öffnete eine der Flaschen und merkte, wie meine Hände zitterten. Doch das Wasser tat meiner ausgetrockneten Kehle gut, außerdem war ich

Weitere Kostenlose Bücher