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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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schon allein darüber froh, dass er es mir erlaubt hatte.
    Ich trank die Hälfte und ließ den Rest für Sophie übrig, wenn sie aufwachte. «Was hat Wainwright damit zu tun?»,fragte ich. «Warum haben Sie ihn umgebracht?» Ein Teil von mir rechnete damit, dass Monk sagte, er könnte sich auch daran nicht erinnern. Er räusperte sich lautstark und spuckte einen schleimigen Klumpen auf den Boden, bevor er antwortete. «Ich habe ihn nicht umgebracht.»
    «Seine Frau hat Sie erkannt, und Ihre DN A-Spuren waren überall im Haus.»
    «Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht da war, ich habe gesagt, dass ich ihn nicht umgebracht habe. Er ist die Treppe runtergefallen. Ich habe ihn nicht angerührt.»
    Das war möglich. Wainwrights Leiche hatte am Fuß der Treppe gelegen, beim Sturz hätte er sich das Genick brechen können. Jeder würde in Panik geraten, wenn in der eigenen Wohnung plötzlich Monk vor einem steht, erst recht ein Kranker.
    «Warum sind Sie überhaupt zu ihm gegangen? Sie werden doch kaum gedacht haben, Wainwright hätte etwas damit zu tun gehabt, dass Sie reingelegt wurden.»
    Monk hatte die Hände auf seinem Kopf gefaltet und schaute Sophie an. Sie rührte sich im Schlaf und runzelte die Stirn, als könnte sie seine Blicke spüren. «Als ich sie nicht finden konnte, wusste ich nicht, was ich sonst machen soll. Ich dachte, er weiß vielleicht, wo sie sind. Oder er kann mir sonst irgendwie helfen. Ich habe versucht, Löcher im Moor zu graben, so wie er es gemacht hat. Ich dachte, vielleicht kann ich mich dann erinnern. Dass Sie beide auftauchen, hätte ich allerdings nicht gedacht.» Er grinste mich an. «Aber Sie haben auch nicht mit mir gerechnet, oder? Sie hatten so viel Schiss, dass ich Sie regelrecht riechen konnte. Wenn ich vom Graben dieser Scheißlöcher nicht so k.   o. gewesen wäre, hätte ich Sie gekriegt.»
    Und deshalb hatte er in jener Nacht frustriert den einzigen anderen Menschen aufgesucht, der ihm eingefallen war. Einer, der leicht zu finden war, dessen Name im Telefonbuch stand.
    «Wainwright war krank. Er hätte Ihnen nicht helfen können.»
    Monk riss den Kopf hoch. «Woher sollte ich das wissen? Glauben Sie, mir tut auch noch leid, dass er tot ist? Das hochnäsige Arschloch hat mich wie Abschaum behandelt, das habe ich nicht vergessen! Ich hätte ihm sowieso den Hals umgedreht!»
    «Ich wollte nicht   …», begann ich, aber es war, als wäre ein Schalter umgelegt worden.
    « Die Arschlöcher haben mich reingelegt!
Acht Jahre lang dachte ich, ich wäre zu kaputt, um mich an das zu erinnern, was ich getan habe!
Acht beschissene Jahre! »
    «Wenn Sie die anderen Mädchen nicht getötet haben   …»
    «Die interessieren mich einen Scheiß! Aber wenn ich bei denen reingelegt wurde, dann vielleicht auch bei allem anderen! Bei Angela!» Die dunklen Augen waren fiebrig und manisch. Sein Kinn zuckte. «Vielleicht haben mich die Wichser nur glauben lassen, ich hätte sie getötet! Kapieren Sie? Vielleicht habe ich es gar nicht getan, und
deshalb muss ich mich erinnern, verdammte Scheiße! »
    In dem Moment erstarb meine Hoffnung, vernünftig mit ihm reden zu können. Im Grunde ging es Monk nicht darum, irgendwelche verschütteten Erinnerungen wachzurufen, er wollte sich lediglich von der Schuld für Angela Carsons Tod freisprechen. Aber das war unmöglich. Unabhängig vom Schicksal der anderen Opfer, unabhängig davon, ob er es beabsichtigthatte oder nicht, er hatte sie mit bloßen Händen getötet. Und Sophie würde ihm nicht helfen können. Egal, was sie sagte.
    «Ganz gleich, was Sie getan haben, wenn es während eines Anfalls passiert ist, sind Sie vielleicht schuldunfähig», sagte ich. «Es gibt Formen von Schlafstörungen, die   …»
    «Maul halten!» Er sprang mit geballten Fäusten auf. «Wecken Sie sie auf!»
    «Nein, warten Sie   …»
    Er bewegte sich so schnell, dass ich es nicht kommen sah. Im Grunde war es nur ein Klaps, doch mir kam es vor, als wäre ich am Kopf von einem Brett getroffen worden. Während Monk Sophie packte, fiel ich auf den am Boden liegenden Müll.
    «Los, aufwachen!»
    Sophie stöhnte schwach, rührte sich aber nicht. Als er ihr eine Ohrfeige geben wollte, packte ich seinen Arm. Er stieß mich weg und schleuderte mich gegen die Felswand.
    Aber Monk unternahm keinen Versuch mehr, Sophie zu schlagen. Er starrte auf seine Faust, die er vorhin gegen den Felsen gehämmert hatte, als würde ihm erst jetzt auffallen, dass sie blutete, und da verrauchte seine

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