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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Blackouts umgebracht hat, aber ich glaube, das ist zu weit hergeholt. Dann hätte er ja auch ihre Leichen in diesem Zustand wegschaffen müssen, und das kann ich mir nicht vorstellen. Er schien sich wirklich nicht erinnern zu können, aber das hat ihn nicht interessiert.»
    «Monk ist ein gefühlloses Arschloch, das ist nichts Neues.»
    «Nein, ich meine, er ist nicht daran interessiert, seinen Namen reinzuwaschen oder gar sein Strafmaß zu reduzieren. Deswegen denke ich auch, dass er die Wahrheit sagt. Er ist allein deshalb geflohen, weil er sich unbedingt davon überzeugen will, dass er Angela Carson nicht getötet hat.»
    «Er wurde in einer abgeschlossenen Wohnung mit ihrerbrutal zugerichteten Leiche und Blut an den Händen angetroffen. Ich glaube, da gibt es nicht viel Zweifel, oder?»
    «Diesbezüglich nicht, nein. Aber in den letzten acht Jahren musste er damit leben, den einzigen Menschen getötet zu haben, der ihm jemals nahegestanden hat, und sich nicht an die Tat erinnern zu können. Er ist sowieso nicht der stabilste Charakter. Kann man ihm verdenken, dass er sich an jeden Strohhalm klammert?»
    Naysmith schwieg einen Moment. «Was ist mit dieser Geschichte, dass er reingelegt wurde?»
    Jetzt kommen wir zum Punkt.
Ich seufzte. Die Sache von Monk in der Höhle erzählt zu bekommen, war eine Sache, am helllichten Tag darüber zu sprechen, eine völlig andere. Es wäre leichter gewesen, das Ganze als das Geschwätz eines Gestörten oder die Erfindung eines Schuldigen abzutun. Das Problem war, dass ich beide Erklärungen nicht glauben konnte.
    «Meiner Meinung nach hat er sich das nicht ausgedacht», sagte ich.
    «Aber Darren Walker könnte es sich ausgedacht haben. Einen Detective Inspector Jones gibt es nicht, jetzt nicht, und vor acht Jahren hat es auch keinen gegeben. Vielleicht hat Walker ihm etwas vorgesponnen, um ihn vom Hals zu kriegen. Mein Gott, wenn Monk mich in die Enge treiben würde, würde ich wahrscheinlich das Gleiche tun.»
    «Aber weshalb sollte Walker eine solche Geschichte überhaupt verbreiten?»
    «Einem Kleinganoven wie ihm geht der Arsch auf Grundeis bei den harten Fällen in Belmarsh. Er wäre nicht der Erste, der irgendwelche Geschichten erfindet, um sich aufzuspielen.»
    «Monk hat ihm geglaubt. Und irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Walker ihn angelogen hat.»
Nicht nach dem, was ich mit ihm gemacht habe
.
    «Trotzdem haben wir nichts, was diese Geschichte bestätigt», entgegnete Naysmith verärgert, als hätte er selbst schon darüber nachgedacht. «Da er Darren Walker praktischerweise totgeschlagen hat, haben wir nur Monks Wort. Und Sie werden mir verzeihen, dass ich dem nicht viel Glauben schenke. Genauso wenig glaube ich übrigens einem Kleinkriminellen wie Walker, dass ein Polizeibeamter irgendwem Beweise untergeschoben hat. Ich habe mir seine Akte angeschaut. Der stand wegen einer ganzen Reihe von Diebstählen und Einbrüchen unter Verdacht, aber erhatte mehr Leben als eine Scheißkatze. Hat es immer wieder geschafft davonzukommen – bis letztes Jahr. Und weshalb soll er so lange gewartet haben, ehe er das Maul aufreißt?»
    Ich wusste es nicht. Ich konnte selbst nicht ganz glauben, dass ich Monk verteidigte. Doch während ich im Krankenhaus gelegen hatte, hatte ich Zeit zum Nachdenken gehabt. Auch wenn mir das neue Bild, das sich formte, nicht gefiel: Ich durfte es nicht ignorieren.
    «Sie sagten selbst, dass Walker in Belmarsh verunsichert gewesen sein muss. Die Menschen sind zu allem fähig, wenn sie Angst haben.»
    «Kann ich mir nicht vorstellen», entgegnete Naysmith.
    «Woher sollte dieser mysteriöse Detective Inspector überhaupt Sachen haben, die den Bennett-Zwillingen gehörten? Niemand kann Beweismaterial aus einer so wichtigen Ermittlung klauen, ohne dass es auffällt. Besonders dann nicht, wenn es plötzlich unter Monks Wohnwagen liegt.»
    «Und wenn er es nun nicht aus der Asservatenkammer hat?»
    Die Worte hingen schwer in dem Krankenhauszimmer. Naysmith schaute mich lange mit zusammengekniffenen Augen an. «Sie wissen, was Sie da sagen, oder?»
    «Ist Ihnen der Gedanke etwa noch nicht gekommen?»
    Er antwortete nicht. Das musste er auch nicht. Bisher hatten wir das Thema gemieden, doch ich wusste, dass ihm die Frage genauso zu schaffen machte wie mir.
    Denn wenn Monk die anderen drei Mädchen nicht getötet hatte, wer war es dann gewesen?
    Naysmith knetete seinen Nasenrücken. «Wir werden noch einmal mit Ihnen sprechen müssen. Was haben Sie

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