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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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konnte er mich nicht besser sehen als ich ihn.
    «Freut mich, dass Sie wieder auf den Beinen sind», sagte er. «Sie haben ja echt Glück gehabt, nach allem, was man hört.»
    Mein Herz raste noch, während ich versuchte, meine Gedanken zu entwirren. «Was machen Sie hier?»
    Ich hörte eher, wie er mit den Achseln zuckte, als dass ich es sah. «Ach, ich bin nur vorbeigekommen, um ein paar Dinge zu überprüfen. Miss Keller sollte sich wirklich ein Schloss einbauen lassen. Es sei denn, sie steht drauf, dass jeder hier reinspazieren kann.» Die Bemerkung schien ihn zu amüsieren.
    «Ich habe Ihren Wagen nicht gesehen», sagte ich.
    «Den habe ich in einer Parkbucht an der Straße stehenlassen. Ich dachte, ein kleiner Fußmarsch würde mir guttun.»
    Und keiner kriegt mit, dass du hier bist.
Langsam begann ich klarer zu denken. Begann zu denken, dass Darren Walker in Bezug auf den Polizeibeamten, den er an Monks Wohnwagen gesehen hatte, die Wahrheit gesagt haben könnte. Vielleicht gab es keinen DI Jones, aber das bewies gar nichts.
    Wer Beweismittel manipuliert, wird wohl kaum seinen richtigen Namen nennen.
    Ich schätzte meine Chancen ein, an Roper vorbei zur Tür zu kommen, und versuchte unbekümmert zu klingen. «Hat Simms Sie geschickt?»
    «Der stellvertretende Polizeichef hat im Moment genug um die Ohren. Nein, ich bin nur gekommen, um meine Neugier zu befriedigen, könnte man sagen.» Ein Klicken ertönte, und dann ging die Lampe auf der Werkbank an. Sie war umgekippt worden, Roper stellte sie aufrecht hin und schaute sich kopfschüttelnd um. «Hier hat aber jemand für Unordnung gesorgt, was?»
    Im Licht sah ich die Verwüstung. Sophies Schüsseln und Gefäße waren aus den Regalen auf den Boden gefegt worden und zerbrochen. Selbst der elektrische Brennofen lag auf der Seite, die Tür hing lose herab.
    «Sieht so aus, als hätte jemand etwas gesucht, was meinen Sie?» Roper lächelte, doch sein Blick war stechend und taxierend. «Was machen Sie eigentlich hier, Dr.   Hunter?»
    «Ich wollte meinen Wagen holen.»
    «Komischer Ort für eine Garage.»
    «Meine Tasche ist im Haus. Sophie bewahrt hier einen Ersatzschlüssel auf.»
    «Ach, tatsächlich?» Er ließ seinen Blick durch den Turm schweifen. «Offenbar ist Miss Keller gut im Verstecken. Aber als ehemalige psychologische Beraterin ist das wohl kein Wunder. Sie hat gelernt, wo man suchen muss.»
    Ich verlor die Geduld. Es machte keinen Sinn, Spielchen zu spielen. «Und haben Sie gefunden, was Sie gesucht haben?»
    «Ich?» Roper schien aufrichtig entsetzt zu sein. «Ichglaube, Sie haben da etwas in den falschen Hals gekriegt, Dr.   Hunter. Ich war das nicht.»
    Er klang gekränkt. Ich war nicht völlig überzeugt, aber ich merkte, dass sich mein Verdacht verflüchtigte. «Wer war es dann?»
    «Tja, das ist die Frage, nicht wahr?» Roper betrachtete die Trümmer und kratzte sich abwesend am Bauch. «Wie gut kennen Sie Miss Keller?»
    «Wieso?»
    «Weil ich versuche herauszufinden, ob Sie in diese Sache verwickelt sind.»
    Ich hatte Roper nie ernst genommen. Er hatte immer wie ein Anhängsel von Simms gewirkt und schien vor allem wegen seiner Loyalität und nicht wegen irgendwelcher Fähigkeiten Karriere gemacht zu haben. Wenn ich ihn jetzt betrachtete, fragte ich mich, ob ich ihn unterschätzt hatte. Vielleicht war Sophie nicht die Einzige, die gut im Verstecken war.
    «Bis zu dieser Sache habe ich sie seit acht Jahren nicht gesehen», sagte ich vorsichtig.
    «Schlafen Sie mit ihr?»
    Ich verkniff mir die Bemerkung, dass ihn das nichts anging. «Nein.»
    Er brummte zufrieden. «Sagen Sie, Dr.   Hunter, kommt Ihnen die ganze Sache nicht ein bisschen seltsam vor? Terry Connors taucht aus heiterem Himmel auf, um Sie vor Monk zu warnen. Er fragt Sie, ob Sie etwas von den Mitgliedern des damaligen Suchteams gehört haben. Dann ruft Miss Keller Sie an – oder Miss Trask, wie sie sich mittlerweile nennt – und bittet Sie um Hilfe. Als Sie kommen, ist sie gerade überfallen worden und bewusstlos. Nur dass der Einbrecher nichts mitgenommen hat.»
    «Sie hat gesagt, dass etwas Bargeld und ein paar Schmuckstücke fehlen.»
    Er winkte ab. «Das glauben Sie doch genauso wenig wie ich. Und ihr ‹Gedächtnisschwund› überzeugt mich auch nicht. Jemand bricht in ihr Haus ein und schlägt sie nieder, und sie kann sich an rein gar nichts erinnern? Ich bitte Sie.»
    «So etwas kommt vor.»
    «Ja, bestimmt, aber sie schien sich deshalb keinerlei Gedanken zu machen. Warum

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