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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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hat sie gelogen? Wen hat sie geschützt? Sich selbst oder jemand anders?»
    Ich öffnete den Mund, um etwas einzuwenden, aber im Grunde sprach er nur aus, was ich dachte, mir aber nicht eingestehen mochte. «Worauf wollen Sie hinaus?»
    «Ich will darauf hinaus, dass ich nicht an Zufälle glaube.» Er stieß mit dem Fuß gegen einen Tonklumpen. «Wenn man etwas Wertvolles verstecken will, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder legt man es an einen wirklich sicheren Ort, wo es nie gefunden werden kann. Das Problem dabei ist, wenn man selbst auf diesen Ort gekommen ist, kann auch jeder andere darauf kommen. Die andere Möglichkeit ist, es irgendwo zu verstecken, wo niemals jemand suchen würde. Also an einem Ort, den keiner für ein Versteck halten würde. Am besten dort, wo man es jeden Tag sehen kann.»
    Ich starrte auf die Werkbank, auf der Sophie aus den Resten einen dicken Tonklumpen geformt hatte.
Das ist nur so eine Angewohnheit.
Ich erinnerte mich, wie sie, kaum dass wir aus dem Krankenhaus zurückgekehrt waren, hier reingelaufen war, angeblich, um den Ersatzschlüssel zu holen. Wie sie eine Hand auf den Klumpen gelegt hatte, als wollte sie sich vergewissern. Vor aller Augen, aber zu groß zum Mitnehmen.
    Kein Wunder, dass sie ihr Haus unter keinen Umständen verlassen wollte.
    «Ich glaube, sie hat etwas in einem Tonklumpen versteckt», sagte ich. Sophie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ein Schloss an der Tür anzubringen, damit nur ja niemand auf die Idee kam, im Turm könnte sich etwas Wertvolles befinden.
    Roper lächelte. «Ich bin weniger daran interessiert, wo es versteckt ist, sondern mehr daran, was es überhaupt ist. Zumal es offenbar so wichtig für Miss Keller war, dass sie sich lieber großer Gefahr aussetzte, als es unbeaufsichtigt zurückzulassen.»
    Und so wichtig, dass jemand sie bewusstlos geschlagen und ihr Haus durchsucht hat. Mein Gehirn arbeitete wieder, die Müdigkeit war völlig verflogen.
    «Gestern Nachmittag hat Terry Connors versucht, mich davon zu überzeugen, Sophie von hier wegzubringen», sagte ich. «Deshalb wollte er mich treffen.»
    «Tatsächlich? Dann hat ihm Monk vielleicht einen Gefallen getan. Jetzt, wo sie im Krankenhaus liegt, hatte er genug Zeit, zu finden, wonach er sucht.» Roper betrachtete die über den Boden verteilten Scherben und musste lächeln. «Für jemanden, der suspendiert ist, zeigt er ein krankhaftes Interesse an diesem Fall. Ich glaube, es wird Zeit, ein ernstes Gespräch mit Detective Sergeant Connors zu führen.»
    Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen. Vorhin war ich zu müde gewesen, um mich zu fragen, warum Terry auf mich gewartet hatte. Seine Fragen hatte ich auf Neugier zurückgeführt, doch das war es nicht, was mir jetzt in den Sinn kam. Obwohl er behauptet hatte, er wüsste nicht, wo Sophie wohnte, hatte ich ihm den Weg nicht erklären müssen.
    Er hatte ihn bereits gekannt.
    «Ich habe ihn gerade gesehen», sagte ich. «Er hat mich hergefahren.»
    Ropers Lächeln verblasste. «Connors war
hier

    «Er hat mich rausgelassen und ist wieder gefahren.»
    «Scheiße!» Roper griff in seine Tasche nach seinem Telefon. «Wir müssen weg. Ich sollte   …»
    Doch bevor er ausreden konnte, trat eine dunkle Gestalt durch die Tür hinter ihm. Als sie auf seinen Hinterkopf einschlug, hörte ich, wie Metall mit einem dumpfen Krachen auf Knochen traf, und dann fiel Roper mit dem Gesicht voran zu Boden, ohne seinen Sturz abzufangen.
    Schwer atmend stand Terry mit einer Gerüststange in den Händen über ihm. Sein Mund verzog sich zu einem höhnischen Grinsen, als er herabschaute. «Das hat das Arschloch schon lange verdient.»
    Es war so schnell passiert, dass ich keine Zeit gehabt hatte zu reagieren. Ich stand nur da und war genauso verblüfft von Terrys Auftauchen wie von dem plötzlichen Gewaltausbruch. Er strahlte eine fiebrige Verzweiflung aus und wirkte völlig verwildert. Sein vorhin noch ordentlich gekämmtes Haar war zerzaust, seine Schuhe und der Hosensaum waren mit Schlamm bespritzt. Keuchend wischte er sich den Mund an seinem Ärmel ab, hob den Kopf und sah mich an. «Mein Gott, David. Warum konntest du nicht einfach deine Klamotten holen und abhauen?»
    Mein Gehirn begann fieberhaft zu arbeiten. Ich hatte kein Auto gehört, offenbar hatte Terry irgendwo geparkt und war querfeldein gelaufen. Wahrscheinlich hatte er Ropers Wagen in der Haltebucht gesehen. Der Polizist lag da, wo er hingefallen war. Auf seinem Hinterkopf schimmerte

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