Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
tückischen Sumpf verwandelt. Auf dem Weg hinaus zum Grab fluchten die Polizeibeamten, und einmal rutschte Wainwright aus und wäre fast hingefallen. Als ich ihm helfen wollte, knurrte mich der Archäologe nur an. «Ich komme allein zurecht.» Selbst Monk schien Probleme zu haben und konnte mit den gefesselten Händen nur schwer das Gleichgewicht halten.
    Abgesehen von seinem Anwalt, hielten die Zivilisten, also Wainwright, Sophie und ich, gemäß den Anweisungen etwas Abstand von der Gruppe mit dem Häftling. Wir wurden von einer Hundeführerin mit einem Leichenspürhund begleitet. Der Springerspaniel war darauf abgerichtet, selbst den kleinsten Hauch der Gase zu erschnüffeln, die durch Verwesung entstanden, aber zuerst mussten wir ein Grab finden. Und Monk schien keinerlei Eile zu haben, uns dabei zu helfen.
    Flankiert von den beiden Vollzugsbeamten, immer im Visier des Schäferhundes, starrte er in die seichte Grube, in der Tina Williams vergraben gewesen war, die Lippen zu seinem typischen Grinsen verzogen, als würde ihm ein Witz durch den Kopf gehen. Doch mit der Zeit wurde mir klar, dass dies einfach der natürliche Zug seines Mundes war und nichts mit irgendwelchen Gedanken zu tun hatte, die sich hinter seinen Knopfaugen verbergen mochten.
    «Kommen Erinnerungen hoch, Monk?», fragte Terry.
    Keine Reaktion. Der Häftling hätte genauso gut aus dem gleichen Granit gemeißelt sein können wie die Felsen vom Black Tor.
    Der bärtige Wachmann stieß ihn an. «Du hast ihn gehört, Spaßvogel.»
    «Nimm deine Scheißhände weg», knurrte Monk, ohne sich umzuschauen.
    Sein Anwalt seufzte übertrieben auf. «Ich muss Sie doch wohl nicht noch einmal daran erinnern, dass mein Mandant freiwillig hier ist. Wenn er belästigt wird, können wir das Ganze auch abblasen.»
    «Niemand wird belästigt.» Terry hatte die Schultern hochgezogen, aber nicht wegen des Regens, sondern vor lauter Anspannung. «Es war Ihr Mandant, der hierherkommen wollte. Ich habe ein Recht darauf, ihn zu fragen, weshalb.»
    Dobbs’ dünnes Haar flatterte im Wind, wodurch er wie ein zorniges Küken aussah. Der Anwalt hielt sich noch immer an seinem Aktenkoffer fest. Ich fragte mich, ob er irgendwelche wichtigen Unterlagen enthielt oder ob Dobbs ihn aus reiner Gewohnheit dabeihatte.
    «Mein Mandant hat sich lediglich bereit erklärt, bei der Suche nach den Gräbern von Zoe und Lindsey Bennett zu helfen, mehr nicht. Wenn Sie ihn zu etwas anderem befragen wollen, sollten wir ins Gefängnis zurückkehren, damit Sie unter angemessenen Bedingungen ein Verhör durchführen können.»
    «Ja, ja, alles klar.» Terry versuchte gar nicht erst, seine Verärgerung zu verbergen. «Es reicht, Monk. Wir stehen hier schon lange genug rum. Jetzt sagen Sie uns, wo die Gräber sind, oder Sie können zurück in Ihre Zelle gehen.»
    Monk hob seinen Blick von der Grube und starrte über das Moor. Als er die Hände hob und sich den Schädel kratzte, klirrten seine Handschellen. «Da drüben.»
    Jeder schaute in die Richtung, in die er gezeigt hatte. Die Stelle war noch weiter von der Straße und dem Weg entfernt. Außer ein paar kleinen Felsen und Ginsterbüschen war dort nichts als ödes Heidekraut und Grasland.
    «Wo genau?», fragte Terry.
    «Sag ich doch! Da drüben.»
    «Die anderen beiden haben Sie also nicht in der Nähe von Tina Williams vergraben?»
    «Habe ich nie behauptet.»
    «Warum haben Sie uns dann erst hierhergeführt, verflucht?»
    Der Blick von Monks schwarzen Augen war undurchschaubar. «Ich wollte es sehen.»
    Terrys Kiefer zuckte. Ich hatte ihn noch nie so gereizt erlebt, aber er konnte es sich jetzt nicht leisten, die Beherrschung zu verlieren. Ich wünschte, Lucas wäre dabei. Der ältere Mann hatte eine beruhigende Art, und es wurde immer deutlicher, dass Terry nicht mehr weiterwusste.
    «Wie weit weg?», fragte Terry. Er rang sichtlich um Beherrschung. «Fünfzig Meter? Hundert? Einen halben Kilometer?»
    «Kann ich von hier aus nicht sagen.»
    «Können Sie sich an irgendwelche auffälligen Punkte in der Landschaft erinnern?», fragte Sophie schnell. Terry schien es nicht zu gefallen, dass sie sich einmischte, aber er sagte nichts. «Einen großen Felsen zum Beispiel oder ein Dickicht aus Ginsterbüschen?»
    Monk sah sie an. «Nee, kann ich mich nicht dran erinnern.»
    Wainwright schnaubte verächtlich. «So etwas vergisst man doch nicht.»
    Erneut war der Bariton des Archäologen weithin zu verstehen. Monk drehte sich zu ihm um.
    «Woran

Weitere Kostenlose Bücher