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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ihm getan hatte, aber mittlerweile war es mir egal. Und dann wurde mir noch etwas anderes klar. «Es läuft nicht so gut, oder, Terry?»
    Er kniff die Augen zusammen. «Was soll das?»
    «Deswegen bist du auch hier, richtig?» Ich deutete mit einer Kopfbewegung in den Pub. «Du versuchst, die ruhmreichen Zeiten wieder aufleben zu lassen. Dein Ruf muss nach der Sache mit Monk ziemlich angekratzt sein.»
    Das Lächeln war verschwunden. Seine Miene wurde widerwärtig. «Mir geht’s gut. Ich habe nur ein paar Tage frei.» Doch seine Augen straften seine Worte Lügen. Terry hatte immer eine leichtsinnige Ader gehabt, das war ein Teil seines Charmes. Jetzt sah ich, dass er auch etwas Selbstzerstörerischeshatte. Er verließ sich aufs Glück und auf seine Instinkte, und da ihn beides im Stich gelassen hatte, schlug er frustriert um sich, und ich war nur zufällig in seine Schusslinie geraten.
    Es machte keinen Sinn, noch länger zu bleiben. Kara hatte recht gehabt: Ihn zur Rede zu stellen, hatte nichts gebracht. Als ich mich abwandte, hörte ich, wie er etwas zu der Gruppe an der Theke sagte. Ihr raues Gelächter folgte mir hinaus. Dann fiel die Tür hinter mir zu, und ich war wieder auf der Straße.
    Ich ging geradewegs nach Hause. Es war zu spät, um Alice abzuholen, und eigentlich rechnete ich damit, dass die beiden vor mir daheim wären. Doch sie waren noch nicht da, und so begann ich, das Abendessen vorzubereiten. Ich bereute bereits, mich mit Terry getroffen zu haben, außerdem machte ich mir Vorwürfe, dass ich Kara zur Schule geschickt hatte. Ich beschloss, es wiedergutzumachen. Am Wochenende wollte ich mit den beiden irgendetwas unternehmen, vielleicht würde ich mit Alice in den Zoo gehen und mich dann um einen Babysitter kümmern, damit Kara und ich am Abend allein ausgehen konnten.
    Ich war so mit meinen Plänen beschäftigt, dass es eine Weile dauerte, bis ich merkte, wie spät es war. Ich rief Kara auf ihrem Handy an, doch sie ging nicht ran. Auch ihre Mailbox schaltete sich nicht ein, was ungewöhnlich war. Aber ich hatte keine Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen, denn es klingelte an der Tür.
    «Wenn sich da jemand einen Scherz erlaubt   …», murmelte ich, trocknete mir die Hände ab und machte auf.
    Doch es war kein Scherz. Ein Polizist und eine Polizistin standen vor mir. Sie waren gekommen, um mir zu sagen, dassein Manager, der bei einem Geschäftsessen ein paar Gläser zu viel getrunken hatte, die Kontrolle über seinen BMW verloren und den Wagen von Kara und Alice gerammt hatte. Durch den Aufprall waren sie vor einen Lkw geschleudert worden, der den neuen Volvo wie Balsaholz zerdrückt hatte. Meine Frau und meine Tochter waren am Unfallort gestorben.
    Und so schnell endete mein altes Leben.

Die Gegenwart

Kapitel 8
    Ich kam gerade aus der Dusche, als es an der Tür klingelte. Fluchend griff ich nach dem Bademantel. Auf dem Weg zur Tür warf ich kurz einen Blick auf die Küchenuhr und fragte mich, wer mich um neun Uhr am Sonntagmorgen besuchen wollte.
    Ich blieb stehen, um durch den Spion zu schauen, den ich in die Wohnungstür hatte einbauen lassen, und rechnete damit, zwei junge Männer mit entrückten Blicken und schlechtsitzenden Anzügen zu sehen, die mir das ewige Leben anbieten wollten. Doch ich konnte lediglich einen einzelnen Mann durch das Fischauge erkennen. Er hatte sich zur Straße hin abgewandt, sodass ich nur seine breiten Schultern und sein kurzes, dunkles Haar sehen konnte. Am Hinterkopf hatte er eine kahle Stelle, die er erfolglos zu kaschieren versuchte.
    Ich schloss die Tür auf. Nachdem ich im vergangenen Jahr niedergestochen worden war, hatte mir die Polizei geraten, eine Sicherheitskette anzubringen, aber ich war noch nicht dazu gekommen. Obwohl die Person, die mich attackiert hatte, nicht gefasst worden war, kam mir der Spion paranoid genug vor.
    Ich ließ es darauf ankommen.
    Als ich die Tür aufmachte, warf der bedeckte Himmel ein graues Licht herein. Die Bäume an der Straße vor meiner Wohnung hatten schon fast ihr ganzes Laub verloren, das nun wie eine gelbe Decke auf dem Asphalt lag. Obwohl es an diesem Oktobermorgen kalt und feucht war, trug der Besucher einen Anzug ohne Mantel. Er drehte sich mit einem dünnen Lächeln um und musterte meinen Bademantel.
    «Hallo, David. Ich störe doch nicht, oder?»
    Später wunderte es mich, wie normal die erste Begegnung ablief. Es war, als hätten wir uns vor ein paar Wochen das letzte Mal gesehen und nicht vor acht

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