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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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die Sache ausgestanden ist.»
    Sophie straffte sich. «Das haben wir doch schon durch.»
    «Aber da war Wainwright noch nicht ermordet worden.»
    «Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob es Monk war, und selbst wenn er es war, warum sollte er mich töten wollen? Ich habe ihm nichts getan.»
    Das ist auch nicht nötig, du bist eine attraktive Frau.
Für eine Psychologin konnte sie ziemlich begriffsstutzig sein, wenn es ihr passte.
    «Wainwright hat auch nicht mehr getan, als ihn vor acht Jahren zu beleidigen, und jetzt ist er tot», sagte ich und bemühte mich, nicht die Geduld zu verlieren. «Wir wissen nicht, was in Monk vorgeht. Vielleicht hat Terry recht, und er ist hinter jedem Teilnehmer der damaligen Suchaktionher. Aber unabhängig davon hast du durch deine Briefe seine Aufmerksamkeit erregt. Es ist das Risiko nicht wert.»
    Sie war noch immer verängstigt, das konnte ich sehen. Dennoch hob sie ihr Kinn und schaute mich mit diesem Trotz an, den ich mittlerweile schon von ihr kannte.
    «Es ist meine Entscheidung.»
    «Sophie   …»
    «Der Polizei habe ich heute Nachmittag das Gleiche gesagt. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Niemand verlangt von dir hierzubleiben.»
    Gott, sie konnte einen wirklich auf die Palme bringen. Ich hatte nicht übel Lust abzureisen. Meine Tasche war gepackt, und ich machte mir keinerlei Illusionen, irgendetwas ausrichten zu können, sollte Monk tatsächlich auftauchen. Aber ich wusste auch, dass ich sie nicht alleinlassen würde. Nicht weil sie attraktiv war und es mittlerweile zwischen uns knisterte. Nein, meine Gründe waren profaner.
    Man muss sein Schicksal akzeptieren.
    Ich seufzte. «Ich werde nirgendwohin gehen.»
    Sie lächelte mich müde an. «Danke.»
    «Aber versprich mir, dass du wenigstens darüber nachdenkst.»
    «Versprochen», sagte sie, und ich war gezwungen, mich damit zufriedenzugeben.
     
    Zum Abendessen gab es ein Gemüsecurry aus den Resten aus Sophies Speisekammer und Kühlschrank. Die Stimmung am Tisch war gedämpft. Ich musste ständig daran denken, wie abgeschieden wir hier draußen waren, und Sophie ging es trotz ihrer gespielten Tapferkeit ganz sicher nicht anders. Die letzten Tage waren hart gewesen. Sie hatte behauptet,die Kopfschmerzen wären nur eine Folge der Anspannung, doch sie sah wirklich erschöpft aus. Als ich ankündigte, den Abwasch zu übernehmen, und sie ins Bett schickte, sträubte sie sich kaum. «Bedien dich einfach, wenn du etwas möchtest», sagte sie. «Im Wohnzimmer habe ich Brandy und Whisky.»
    Ich war auch müde, doch wenn ich jetzt zu Bett ginge, würde ich nur wach liegen und jedem Knarren und Quietschen in dem alten Haus lauschen. Nachdem Sophie nach oben gegangen war, spülte und trocknete ich das Geschirr ab und ging dann ins Wohnzimmer, um mir einen Drink zu genehmigen. Der Whisky war ein billiger Verschnitt, aber der Brandy entpuppte sich als fünfzehn Jahre alter Armagnac, der noch fast unangetastet war. Ich schenkte mir ein anständiges Glas ein, legte ein weiteres Scheit in den Ofen und ließ mich aufs Sofa sinken. Erst überlegte ich noch, ob ich den Fernseher anstellen sollte, um Nachrichten zu schauen, doch ich bezweifelte, dass es irgendetwas über die Ermittlung gab, was ich nicht bereits wusste.
    So saß ich einfach still da, starrte in die Flammen und lauschte dem gedämpften Knistern. Sophies Anwesenheit war im ganzen Zimmer zu spüren. Auf dem Couchtisch standen ihre Keramiken, auf dem Boden ein paar der größeren Vasen, außerdem hatten die abgebeizten Kiefernmöbel und die Teppiche den gleichen uneitlen Stil wie sie. Die Kissen auf dem Sofa rochen sogar leicht nach ihr. Ich nippte an dem Armagnac, wunderte mich wieder über ihre Sturheit   …
    Das Klingeln des Telefons weckte mich. Ich schreckte hoch und stellte schnell das Glas weg. Der Apparat lag auf der Kommode. Ich ging ran, bevor es erneut klingeln konnte,und schaute auf meine Uhr. Halb drei. Um diese Zeit meldete sich niemand mit guten Nachrichten.
    «Hallo?» Keine Antwort.
    Wie du willst
, dachte ich gereizt und wollte auflegen. Dann hörte ich ein Geräusch in der Leitung. Ein schweres, schnaufendes Atmen.
    Plötzlich wusste ich, dass Monk am anderen Ende war.
    Meine Haut kribbelte, die Haare auf meinen Unterarmen richteten sich auf. Ich fand meine Stimme wieder. «Was wollen Sie?»
    Nichts. Ich hörte weiter das Atmen. Der Moment zog sich in die Länge, dann ertönte ein leises Klicken: Die Verbindung war unterbrochen.
    Ich merkte, dass ich die

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