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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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sagte er. «Passen Sie auf, ich komme später vorbei und nehme Ihre Aussage persönlich auf.»
    «Machen Sie sich keine Umstände», sagte ich mit einem flauen Gefühl im Magen.
    Roper kicherte. «Ach was, das macht überhaupt keine Umstände, Dr.   Hunter. Der stellvertretende Polizeipräsident will, dass ich Sie und Miss Keller im Auge behalte.»
    Was man so oder so auffassen kann, dachte ich, als ich auflegte. Sophie starrte mich böse an, die geballten Fäuste in die Hüften gestemmt. «Monk hat gestern hier angerufen? Und du hast mir nichts gesagt?»
    «Es war mitten in der Nacht. Ich wollte dich nicht wecken.»
    «Glaubst du nicht, dass ich es vielleicht gerne gewusst hätte?»
    Nach der langen Nacht war auch ich ziemlich gereizt. «Gut! Wenn er das nächste Mal anruft, bitte ich ihn, einen Moment zu warten, und hole dich!»
    «Du weißt genau, was ich meine! Das hier ist mein Haus! Ich muss nicht beschützt werden.»
    «Wie du meinst   …» Aber ich hielt inne, es machte keinen Sinn zu streiten. «Tut mir leid. Ich wollte dir gerade davon erzählen, als Roper angerufen hat. Und dass es Monk war, ist ja auch nur eine Vermutung.»
    «Mein Gott.» Sie fuhr sich beunruhigt durchs Haar. «Könnte es Terry Connors gewesen sein?»
    «Ich glaube nicht. Wenn es Terry war, warum hat er dann nichts gesagt?»
    «Bei ihm weiß man nie», sagte sie matt und rieb sich die Schläfen. Sie versuchte ein Lächeln. «Terry Connors oder Jerome Monk. Tolle Wahl.»
    «Und es wird noch besser. Nachher kommt Roper vorbei.»
    Sophie starrte mich an und brach dann in Gelächter aus. «Na schön, zur Strafe musst du Frühstück machen.»
    Sophie hatte beschlossen, nach dem Frühstück zu arbeiten. «Ich habe seit Tagen nichts getan. Eigentlich soll ich bis Ende des Monats den Auftrag für ein Restaurant fertig haben.» Ich schaute zu, wie Sophie die Töpferscheibe in Gang setzte. Sie trug einen ausgeblichenen, fleckigen Männeroverall. Mit ihren kräftigen Händen bearbeitete sie geschickt den Ton. Es sah so mühelos aus, als würde er von allein Form annehmen. «Willst du es mal versuchen?», fragte sie.
    «Nein danke.»
    «Feigling.» Sie trennte die Reste vom Rand eines Tellers, den sie gerade geformt hatte, und klatschte sie an den großen Tonklumpen auf der Werkbank.
    «Was wird das?», fragte ich.
    «Das?» Sie lachte verlegen auf und strich den Klumpenmit dem Daumen glatt. «Nichts. Das ist nur so eine Angewohnheit. Früher habe ich die Reste immer weggeworfen, aber dann bin ich zu faul geworden. Und der Klumpen wird immer größer. Irgendwie gefällt er mir. Er will nichts sein, aber er verändert sich ständig. Außerdem ist es therapeutisch.»
    Sie gab ihm einen festen Klaps und wischte sich dann die Hände an einem Tuch ab, das über dem Gerüst hing. «Jetzt muss ich weitermachen.»
    Ich verstand den Wink, ließ sie allein und ging hinaus in den Garten. Ein dünner Nebelschleier hing in der Luft, dazu nieselte es leicht. Ich spazierte quer über den nassen Rasen in den kleinen Obstgarten. Die Bäume waren knorrig und alt, wahrscheinlich genauso alt wie das Haus. An den kahlen Zweigen hingen wie vergessene Weihnachtskugeln noch ein paar verschrumpelte Äpfel. Im Gras darunter lag Fallobst, das einen süßlichen, fauligen Geruch verströmte.
    In der Ferne hörte ich das Brummen eines Wagens, das langsam lauter wurde, durch den Nebel aber nur gedämpft zu mir drang. Hinter den Hecken an der Straße konnte ich etwas Graues vorbeihuschen sehen, und dann hielt der Wagen vor dem Garten.
    Roper quälte sich stöhnend hinter dem Lenkrad hervor. «Ich dachte, ich komme nie an», brummte er und schob die Pforte auf. «Nicht leicht zu finden, das Haus.»
    «Ich dachte, Sie wären in der Gegend.»
    Er bleckte seine Zähne zu einem Grinsen, musterte aber gleichzeitig ganz genau das Haus und die Umgebung. «Rela tiv gesehen, Dr.   Hunter. Wo ist Miss Keller? Oder muss man jetzt Trask sagen?»
    Ich ging nicht auf seine Stichelei ein. «Im Brennofen.»
    Skeptisch musterte er das rostige Gerüst vor dem alten Gemäuer. «Hält das?»
    «Solange man nicht niest.»
    Wir gingen los, doch Sophie kam bereits heraus und wischte sich die Hände mit einem Lappen ab.
    «Guten Tag, Miss Keller», sagte Roper und schaute an ihr vorbei in den Turm. «Interessanten Arbeitsplatz haben Sie da.»
    Sie zog die kaputte Tür hinter sich zu. «Ich bin im Moment beschäftigt. Wollten Sie nur mit David sprechen?»
    «Eigentlich mit Ihnen beiden.» Ein Grinsen

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