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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Luft angehalten hatte. Ich legte das Telefon hin. Im Haus war es vollkommen still. Offenbar war ich an den Apparat gegangen, ehe das Klingeln Sophie hatte aufwecken können. Ich lief in die Küche, suchte in den Schubladen nach Stift und Papier, schaute dann im Menü des Telefons nach der Nummer des Anrufers und schrieb sie auf.
    Der Vorwahl nach war es ein Festnetzanschluss aus der Gegend. Benommen starrte ich auf das Blatt Papier, dann rief ich Roper an und hinterließ eine Nachricht auf seiner Mailbox. Ich hatte keinen Beweis dafür, dass es Monk gewesen war, und ein anonymer Telefonanruf würde ihn kaum beeindrucken.
    Aber ich wusste es.
    Ich vergewisserte mich, dass die Haustür noch abgeschlossen und verriegelt war, und überprüfte dann in jedem Zimmer die Fenster. Sie wirkten alt und morsch. Die Holzrahmen würden Monk nicht standhalten, doch wenn sie zuBruch gingen, würde ich es hören. Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück, schürte die Glut im Ofen und legte neue Scheite nach. Als sie zu brennen begannen, schloss ich die Ofentür und legte den Schürhaken in Reichweite.
    Dann setzte ich mich hin, um auf den Morgen zu warten.

Kapitel 21
    Obwohl ich Roper eine Nachricht hinterlassen hatte, hätte ich mich eigentlich nicht zuerst an ihn gewandt. Doch die Handynummer von Naysmith kannte ich nicht, und ich bezweifelte, dass der Ermittlungsleiter mitten in der Nacht in seinem Büro gewesen wäre.
    Ich wartete bis zum Morgengrauen, ehe ich dort anrief. Auch nur der Anrufbeantworter. Ich erklärte kurz, was geschehen war, und gab wegen des schlechten Handyempfangs vorsichtshalber Sophies Nummer durch.
    Nachdem ich also getan hatte, was ich tun konnte, bemühte ich mich, wach zu werden. Trotz meiner besten Absichten schlief ich beim morgendlichen Gezwitscher der Vögel auf dem Sofa ein. Als ich nach einer Stunde wieder aufwachte, war ich völlig erledigt und hatte mir den Hals verrenkt. Ich nahm eine ausgiebige heiße Dusche, bis ich mich ein bisschen besser fühlte.
    Als ich nach unten kam, stand Sophie, in einen dicken Bademantel gehüllt, in der Küche. «Morgen. Zum Frühstück gibt es nur noch Müsli. Ich muss unbedingt einkaufen.»
    «Müsli ist okay.»
    Sie rieb sich die Augen. «Gott, ich bin total fertig. Ich wette, so sehe ich auch aus.»
    Ich hatte gerade genau das Gegenteil gedacht. Selbst mit zerzaustem Haar und im Bademantel war sie attraktiv. Sie merkte, wie ich sie anschaute.
    «Was?», fragte sie lächelnd.
    Das schrille Klingeln des Telefons brachte mich wieder zur Besinnung.
Verdammt.
Ich hatte Sophie eigentlich von dem Anruf erzählen wollen, bevor sich Roper oder Naysmith meldeten. «Das könnte für mich sein», sagte ich schnell, aber da hatte sie bereits abgenommen.
    «Ja   … Ach.» Sie verzog ihr Gesicht und gab mir wortlos zu verstehen, dass es Roper war. «Ja, der ist hier. Einen Augenblick.» Mit einem fragenden Blick reichte sie mir das Telefon. Und als ich Roper von dem Anruf mitten in der Nacht erzählte, stand sie die ganze Zeit neben mir.
    «Wie kommen Sie darauf, dass es Monk war?», fragte er.
    «Einmal, weil er nichts gesagt hat. Normalerweise entschuldigen sich die Leute, wenn sie sich verwählt haben, und   …» Ich hielt inne und schaute zu Sophie.
    «Und?», fragte Roper.
    Ach, verflucht.
Ich konnte Sophies stechende Blicke spüren. «Es ist nur eine Vermutung, aber ich hatte den Eindruck, dass er   … überrascht war. Als hätte er jemand anderen erwartet.»
    «Obwohl nichts gesagt wurde?» Ich konnte seine Skepsis hören. Aber ich hatte eine Menge Zeit gehabt, darüber nachzudenken, während ich darauf gewartet hatte, dass es hell wurde. «Woher wollen Sie überhaupt wissen, dass es ein Mann war?»
    «Das Atmen klang zu tief für eine Frau. Und ich konnte ihn schnaufen hören, so als wäre er außer Atem oder hätte Asthma.»
    «Schnaufen und Keuchen, aha. Sind Sie sicher, dass es nicht nur ein unanständiger Anruf war?»
    Meine Hand hielt den Hörer umklammert. «Monk sollte gerade mit Verdacht auf einen Herzanfall verlegt werden, als er geflohen ist. Vielleicht ist er wirklich krank.»
    Eigentlich konnte ich mir selbst bei jemandem wie Monk nicht vorstellen, dass er nach einem echten Anfall hätte fliehen können, aber irgendetwas musste die Krankenhausärzte überzeugt haben.
    In der Leitung war ein komisches Geräusch zu hören. Offenbar klopfte sich Roper nachdenklich mit einem Stift gegen die Zähne.
    «Na ja, es kann nicht schaden, die Nummer zu überprüfen»,

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