Verwesung
mir. Ich versuchte, etwas darin zu erkennen, bis mir so kalt wurde, dass ich den Vorhang zuzog und mich abwandte.
Ich war zwar müde, aber ich glaubte nicht, dass ich würde einschlafen können. Zu viel Adrenalin rauschte durch meine Adern. Eigentlich hätten mich die beiden bewaffneten Polizisten unten beruhigen müssen, doch ich war aufgewühlt und nachdenklich. Fast so, als wartete ich nur darauf, dass etwas passierte.
Wenn etwas passiert, dann wird es vorbei sein, ehe du etwas tun kannst.
Miller hatte recht. Egal wie gefährlich Monk auch sein mochte, er war nicht unverwundbar.
Dennoch zog ich mich nicht aus, sondern legte mich völlig angekleidet aufs Bett.
Gott, was für ein Tag.
Ich starrte an die dunkle Decke und dachte an Monk, an Simms und an Wainwright. Und an Sophie und Terry. Als meine Augenlider schwerer wurden, meinte ich, einen Zusammenhang zu sehen, eine schwache Verbindung, doch sie geriet mir zunehmend aus dem Blick …
Jemand schüttelte mich. Ich schreckte verängstigt auf und wusste zunächst nicht, wo ich war. Miller stand mit einer Taschenlampe in der Hand über mir. Wenn es ihm seltsam vorkam, dass ich völlig bekleidet auf dem Bett lag, dann ließ er es sich nicht anmerken. «Aufstehen, wir müssen weg.»
Das grelle Licht riss mich vollends aus dem Schlaf. Blinzelnd schwang ich meine Beine vom Bett. «Was ist passiert?»
Miller hatte nichts Umgängliches mehr an sich. Mit grimmiger Miene ging er zurück in den Flur. «Monk kommt.»
Kapitel 24
Ich lief hinter ihm her. Durch den Strahl der Taschenlampe wirkten der Flur und die Treppe in der Dunkelheit fremd.
«Was soll das heißen?»
«Er ist unterwegs.» Miller wurde nicht langsamer. «Neh men Sie Ihre Jacke, aber machen Sie kein Licht an. Wir fahren in zwei Minuten.»
Die Tür von Sophies Zimmer öffnete sich. Cross kam heraus, während Miller zum Fenster am Ende des Flurs ging.
«Sie zieht sich an», sagte sie ihm und ging nach unten. Miller nickte, zog den Vorhang zurück und spähte aus dem Fenster.
Ich versuchte krampfhaft, alles zu verarbeiten. «Woher wissen Sie, dass er kommt?»
Er drehte sich nicht um, als er antwortete, sondern suchte die nebelverhangene Finsternis ab. «Er hat wieder angerufen.»
«Ich habe es nicht klingeln gehört.»
«Wir haben den Anschluss oben ausgestöpselt, damit wir rangehen können, wenn er sich meldet.» Miller ließ den Vorhang fallen. «Wir überprüfen, von wo der Anruf kam, aber das braucht Zeit. Deshalb bringen wir Sie beide weg.»
«Nur weil er wieder angerufen hat?»
«Nein, weil er Steph für Sophie gehalten hat. Er hat ihr gesagt, er wäre in Padbury und würde kommen.»
«Warum sollte er sie warnen?»
«Keine Ahnung. Könnte ein Bluff sein, aber wir werden nicht hierbleiben, um das herauszufinden.» Er reichte mir die Taschenlampe. «Jetzt holen Sie Sophie. In dreißig Sekunden verschwinden wir, ob sie angezogen ist oder nicht.»
Mein Verstand war noch träge.
Na los, wach auf!
Ich eilte ins Schlafzimmer. Doch Sophie war nicht angezogen. Sie saß, in die Decke gehüllt, auf der Bettkante, den Kopf in ihre Hände gelegt. Ich richtete den Strahl der Taschenlampe auf sie.
«Komm, Sophie, wir müssen los.»
«Ich will nicht.» Ihre Stimme klang verschlafen und gedämpft. «Ich fühle mich nicht besonders.»
Ich begann ihre Sachen zusammenzusuchen. «Du kannst dich später ausruhen. Monk kann jeden Augenblick hier sein.»
Sie schirmte die Augen vor dem Lichtstrahl ab. «Gott, wie viel Wein hatte ich?»
«Sophie, wir müssen los.» Ich reichte ihr die Sachen, die ich aufgeklaubt hatte. «Ich weiß, dass du nicht wegwillst, aber wir haben keine Wahl.»
Ich rechnete schon damit, dass sie sich weigern würde und wir wieder in die Diskussion über den Polizeigewahrsam gerieten. Doch gehorsam nahm sie ihre Sachen und stand auf. Obwohl sie ein T-Shirt trug, drehte ich mich um, als sie sich anzog.
Cross erschien in der Tür. «Fertig?»
«Fast.»
Sie wartete, bis Sophie angezogen war. Als wir runterkamen, stand Miller vor der Haustür im dunklen Flur. Ich gab ihm die Taschenlampe zurück. «Wir gehen jetzt ganz still und leise zum Wagen», sagte er, während ich in Stiefel und Jacke schlüpfte und dann Sophie half, ihre anzuziehen. «Ich gehe voran, dann kommen Sie beide. Zügig, aber nicht laufen. Steph wird direkt hinter Ihnen sein. Steigen Sie hinten ein und verriegeln Sie die Türen. Okay?»
Sophie nickte unschlüssig und lehnte sich gegen mich. Miller versuchte, die
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