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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ich, dass sie sich rührte. «Bist du verletzt?»
    «Mir   … mir ist übel.» Sie klang benommen.
    «Warte.»
    Während ich mich mit Sophies Gurt abmühte, rührte sich vor uns etwas. Ich hörte Steph Cross stöhnen.
    «Alles in Ordnung bei Ihnen?», fragte sie.
    «Ich glaube.» Ich zog an dem Verschluss von Sophies Gurt. «Was haben wir gerammt?»
    Doch Cross stieß einen Schrei aus und kroch zu Miller. «Nick?
Nick? »
    Er hing zusammengesackt und reglos in seinem Sitz. Ich löste hastig Sophies Gurt. «Kannst du jetzt aussteigen?»
    «Ich glaube.»
    Die Tür auf meiner Seite war eingedrückt. Die Scharniere quietschten, als ich sie auftrat. Kaum war ich aus dem Wagen geklettert, gaben meine Beine nach. Ich stützte mich an der Tür ab. Mir war schwindlig, und alles tat mir weh. Der Wagen war am Boden einer seichten Böschung zum Stillstand gekommen. Er stand aufrecht, neigte sich aber etwas zur Seite, die Karosserie war zerkratzt und verbeult. Ein Scheinwerfer war kaputtgegangen, und der andere erzeugte nur noch einen schwachen Lichtstrahl, der wie ein erblindetes Auge milchig auf den Boden leuchtete. Der Nebel war mit Benzingeruch versetzt, aber Feuer konnte ich weder sehen noch riechen.
    Als ich rüber zur Fahrerseite humpelte, knirschten unter meinen Füßen funkelnde Glasscherben. Auf dieser Seite war der Wagen schlimmer beschädigt. Das Dach war eingedelltund hatte die Tür verzogen. Ich versuchte sie aufzureißen, aber es war zwecklos. Man würde sie abtrennen müssen, um Miller herauszuholen.
    Cross hockte noch im Wagen neben ihm und sprach aufgeregt in das Funkgerät. Sie hatte eine Taschenlampe auf das eingedrückte Armaturenbrett gelegt, sodass ich Miller schlaff in seinem Sitz hängen sah, nur festgehalten vom Gurt. Blut hatte sein Gesicht verschmiert und sein Haar verfilzt, das im Licht der Taschenlampe schwarz glänzte.
    Ich griff durch das scharfkantige Loch in der Windschutzscheibe und legte ihm zwei Finger auf die Halsschlagader. Ich konnte einen Puls spüren, aber er war schwach.
    «Wie geht’s ihm?» Sophie war aus dem Wagen geklettert und kam wacklig zu mir her.
    «Er muss ins Krankenhaus», sagte ich. Auch wenn wir ihn aus dem Wagen kriegen würden, könnten wir ihm mit jeder Bewegung mehr schaden als helfen. «Und du?» Ich spürte, wie sie zitterte, als ich einen Arm um sie legte. Sie lehnte sich gegen mich. «Ein bisschen schwindlig, und mir platzt der Kopf.»
    Ich wollte schon nachfragen, doch in diesem Moment quietschte der Wagen, und Steph Cross schob sich heraus.
    «Hilfe ist unterwegs», sagte sie, wieder etwas ruhiger, und schaute uns über das Wagendach hinweg an. In ihrem Gesicht war Blut, entweder ihr eigenes oder Millers. «Ein Rettungshubschrauber soll losgeschickt werden, aber ich glaube nicht, dass er bei diesem Wetter durchkommt.»
    Ich auch nicht. Der Nebel war undurchdringlich, und selbst wenn es irgendwo einen Platz geben sollte, wo der Hubschrauber landen könnte, bezweifelte ich, dass der Pilot das riskieren würde.
    «Was ist eigentlich passiert?», fragte Sophie. Sie klang immer noch benommen. «Gott, haben wir jemanden überfahren?»
    Im Tumult des Unfalls hatte ich das ganz vergessen. «Ich gehe los und schaue nach.»
    «Nein», entgegnete Cross streng. «Niemand geht los. Wir warten hier, bis Hilfe kommt.»
    Überrascht sah ich, dass sie ihre Waffe aus dem Halfter genommen hatte. Doch im Geiste spielte ich bereits die Bildfetzen von der Gestalt im Scheinwerferlicht ab und erinnerte mich, wie sie auseinandergefallen war, als wir sie gerammt hatten. Nicht so, als hätten Fleisch und Knochen in dem Mantel gesteckt, sondern eher, als wären es   … Äste gewesen.
    Eine Vogelscheuche.
    «Sie hat recht», sagte ich. «Wir sollten hierbleiben.»
    «Aber wenn wir jemanden überfahren haben, können wir ihn doch nicht einfach so da liegen lassen!», protestierte Sophie.
    Cross hatte in die Dunkelheit gestarrt, doch jetzt drehte sie sich um und schaute Sophie über das Auto hinweg an. «Doch, können wir. Wenn Sie etwas tun wollen, da ist eine Decke   …», begann sie, und dann stürzte sich aus dem Nebel eine dunkle Gestalt auf sie.
    Als Miller gesagt hatte, sie wäre schnell, hatte er nicht gelogen. Der Taschenlampenstrahl flackerte durch die Finsternis, als sie sich blitzartig umdrehte. Die Gestalt war schon fast auf ihr, doch sie holte zu einem Karatetritt aus und richtete gleichzeitig die Waffe nach oben. Ich hörte einen dumpfen Knall, als der Tritt ihren

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