Verwöhne mich mit Zärtlichkeit
ich das eben tun.” Sie lächelte ihn traurig an. “Es tut mir leid, Jefferson. Mehr, als du ahnst.”
Marissa wandte sich ab. Als sie sich gefasst hatte, fuhr sie fort: “Ich kann leider nicht ändern, was Menendez getan hat. Aber ebenso wenig kann ich die Leute im Stich lassen, die so viel für mich getan haben und mir so viel bedeuten.”
“Du willst dich mit Menendez einigen?” Es war Juan, der als Erster begriff, was sie vorhatte.
“Wenn nötig, ja.”
“Marissa, die erneut ihre Haut für jemand anderen zu Markte trägt”, entfuhr es Jefferson mit bitterem Spott.
“Frag dich, was du tun würdest, Jefferson. Und du, Juan, würdest du nicht dem Teufel deine Seele verkaufen, um jemanden zu retten, den du liebst?”
Jefferson wusste keine Antwort. Außer, dass er für Marissa alles tun würde. Als der Helikopter näher kam, stand seine Entscheidung fest. “Dann ist es klar. Wenn einer hierbleibt, bleiben wir alle.”
“Sie irren sich.” Marta, die bisher nur zugehört hatte, nahm ihren Sohn auf den Arm. “Mein Mann denkt mit dem Herzen, nicht mit dem Verstand. Wir gehen. Wir alle.”
Sie wandte sich an Juan. “Wir haben hier niemanden. Du hast keine Verwandten, ich auch nicht. Wir wissen nicht, wer und wie die neuen Landbesitzer sein werden. Und wenn jemand über Marissa und das Flugzeug reden will, dann wird er es tun, ob wir hier sind oder nicht. Wegzugehen ist eine Chance für Alejandro. Wir müssen sie ergreifen.”
Schweigend betrachtete Juan seinen Sohn, dem vor Müdigkeit fast die Augen zufielen. Dann suchte er Martas Blick. “Du bist dir sicher, meine Liebe?”
“Ganz sicher.”
Ihre Antwort ging im Lärm des zur Landung ansetzenden Hubschraubers fast unter. Er war viel größer als der, mit dem Jefferson vor ein paar Tagen geflogen war, und konnte mehr als zwei Passagiere aufnehmen.
“Kommen Sie.” Juan machte Jefferson ein Zeichen. “Wir müssen die Pferde absatteln und sie freilassen.”
Nachdem die Sättel und Decken abgenommen waren, rief Jefferson Juan zu: “Wir sollten alles mitnehmen. Sättel, Zaumzeug, Decken. Alles, was mit der Estanzia der Alexandres in Verbindung gebracht werden könnte.”
Also nahmen sie den Pferden auch noch das Zaumzeug ab und ließen sie dann frei. Die Tiere konnten auf ihre Heimatweiden zurückkehren oder umherziehen. Gras und Wasser würden sie zur Genüge finden.
Unterdessen beseitigten Marta und Marissa alle Spuren, die von ihrem wochenlangen Unterschlupf in der Ruine hätten zeugen können.
Der Hubschrauber war gelandet. Jefferson sah, dass wieder Rick am Steuerknüppel saß. Yancey Hamilton und Ethan Garrett hielten mit schussbereiten Waffen an den Türen Wache. Simon war offenbar tief besorgt. Die Aktion musste schnell gehen. Doch mit Yanceys und Ethans Hilfe waren alle Passagiere, Sättel und sonstige Ausrüstung im Handumdrehen an Bord, und Rick konnte wieder starten. Im Luftstrom der Rotoren verwehten alle Fußspuren, und es gab keine Hinweise mehr darauf, dass hier kürzlich Menschen gewesen waren.
Jefferson sah zu Juan und Marta und Alejandro hinüber. Ein stilles Kind, dachte er, aber tapfer wie seine Eltern. Dann wanderte sein Blick zu Marissa. Müde aufseufzend lächelte er.
’Falls du mich je brauchst …’
Er hatte sein Versprechen gehalten.
3. KAPITEL
Nach einer weiteren komplizierten Flugreise über die Pampa Argentiniens und einer schlaflosen Nacht in Simon McKinzies Domizil stand Jefferson nun auf einer Anhöhe und ließ den Blick über das Tal schweifen.
Alles war ruhig, und es gab keinerlei Anzeichen für eine Gefahr oder sonstige Probleme, wie er sich selbst überzeugt hatte. Er brauchte sich also nicht zu sorgen, weil Marissa am Seeufer spazieren ging. Oder dass Alejandro mit dem jüngsten der Canfield-Jungen und den Dobermannwelpen spielte. Zudem hatte die Mutter, Raven Canfield, ein wachsames Auge auf die Kinder.
Als er kürzlich zum ersten Mal hier gewesen war, hatte er kaum einen Blick für die Gegend übrig gehabt. Seine ganze Aufmerksamkeit hatte Marissas Brief und der in dem Zeitungsartikel versteckten Botschaft gegolten. Die einzelnen markierten Wörter hatten nur für denjenigen einen Sinn ergeben, der die Nachricht als Ganzes betrachtete. Der wusste, dass sich die handschriftliche Mitteilung auf ein früheres Versprechen bezog – und dass der Zeitungsartikel einen Fehler enthielt.
Rückblickend begriff Jefferson, welche Gefahr der Brief darstellte. In den richtigen Händen hätte die Botschaft
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