Verwöhne mich mit Zärtlichkeit
selbst.” Ethan hatte bisher wenig gesagt. “Er nimmt gern persönlich Rache. Marissa hat ihn abgewiesen. Und Zurückweisung erträgt er nicht.”
“Sie glauben nicht, dass er vorhat, Alejandro gehen zu lassen, nicht wahr, Ethan?” Marissa sprach sehr leise.
Ethan schwieg einen Moment, und das war eigentlich Antwort genug. “Ich wünschte, ich könnte Ihnen etwas anderes sagen. Aber ich habe seine Untaten allzu oft erlebt.”
“Ethans Wissen über Menendez ist einer der Gründe, weshalb er bei diesem Fall eingesetzt wurde. Und weshalb wir als Erste zuschlagen werden.”
“Und wie werden wir das anstellen, liebe Valentina?”, fragte Rick Cahill von der Tür her. Neben ihm stand Marta. Bei der ganzen Anspannung hatte niemand bemerkt, dass die beiden angekommen waren. Jetzt drückte er Marta aufmunternd den Arm, damit sie zu Juan hinüberging.
“Wir haben Ethan, der Menendez’ Denkweise kennt. Und zudem haben wir, wie Billy Blackhawk uns versichert hat, in Jefferson einen der besten Fährtensucher in ganz Arizona.”
“Apropos Billy, wo ist der eigentlich?”, fragte Rick.
“Er ist auf dem Weg hierher. Simon rief ihn an, ehe er hier anrief.” Jefferson streichelte kurz Marissas Schulter. “Er und seine Leute werden hier bei Marta, Juan und Marissa bleiben.”
“Ich komme mit”, erklärte Marissa bestimmt.
“Sweetheart, du kannst nicht mitkommen.”
“Doch, Jefferson, ich kann. Auf jeden Fall. Vielleicht können wir mit Menendez verhandeln. Wenn ich nicht dabei wäre, was gäbe es da zu verhandeln?”
“Nein. Es muss einen anderen Weg geben.”
“Sie hat recht, Jefferson”, warf Valentina ein. “Unterschätzen Sie Ihre Lady nicht. Sie hat ihre Sache bisher gut gemacht. Sie wird das auch weiterhin tun.”
Anschließend kümmerte sich Valentina um Detailfragen. Und das mit solcher Sicherheit, dass kaum zu bezweifeln war, dass sie so etwas schon einmal gemacht hatte. Jefferson erinnerte sich, dass Yancey ihm von einem Fall erzählt hatte, bei dem Simon sie schon einmal als Scharfschützin eingesetzt hatte.
Er betrachtete Valentina Courtenay mit neuem Respekt und war dankbar, dass sie vorübergehend in Simons Organisation zurückgekehrt war, um Marissa zu Hilfe zu kommen.
“In Ordnung”, murmelte er vor sich hin, denn Marissa brauchte seine Zustimmung nicht. Ihr Entschluss stand unumstößlich fest. Gemeinsam hörten sie sich dann Valentinas Plan an.
Dicht über den Boden gebeugt, um keine Zielscheibe abzugeben, umrundete Jefferson die Gebäude und Zäune auf der Ranch der Elias, dann verschwand er hinter einer Felsgruppe. Er war in erdfarbenes Leder gekleidet. Seinen Hut hatte er durch ein Stirnband ersetzt. Statt Stiefeln trug er Mokassins.
Er hatte sich der Umgebung so gut angepasst und bewegte sich so leise, dass ihn niemand auf das kleine Hochplateau zurückkehren hörte.
“Und?” Valentina verlor keine Zeit, sich von ihm berichten zu lassen, was er entdeckt hatte. “Sie glauben, sie waren nur zu dritt?”
“Menendez und seine zwei Bodyguards”, vermutete Ethan. “Ohne die geht er nirgendwohin.”
“Es waren nur drei, und sie haben den Weg zu einem alten Minenschacht an der äußersten Grenze des Anwesens eingeschlagen. Nicht viele wissen etwas davon”, ergänzte Jefferson grimmig.
“Was darauf hindeutet, dass Menendez gut informiert war.” Valentina ließ den Blick über die Männer schweifen. “Hat jemand eine Idee, wer der Informant gewesen sein könnte? Aber das können wir später klären. Jetzt kümmern wir uns erst einmal um Alejandro. Marissa? Wenn wir Sie brauchen, sind Sie dann startklar?”
“Ich bin bereit. Für alles, für Alejandro.”
“Ich habe nichts anderes erwartet.” Lächelnd sah Valentina Jefferson an. “Wie gesagt, Ihre Lady ist nicht zu unterschätzen.” Dann wandte sie sich an Ethan und Rick. “Holen wir uns diesen Kerl. Für Marissas Familie. Für Alejandro. Für Simon. Und für all die Leute, die eines Tages vielleicht Drogen nehmen würden, die Menendez ins Land gebracht hat.”
Jefferson hatte sich nicht geirrt. Ethan auch nicht. Seit gut zwei Stunden, ehe sie mittags Kontakt aufnehmen wollten, hockten Menendez und seine beiden Leibwächter im spärlichen Schatten, den die morschen Stützen des alten Mineneingangs spendeten.
Die Hitze musste unerträglich sein. Und das beunruhigte Jefferson nicht wenig. Ein mächtiger Mann wie Menendez musste von seinen Rachegedanken praktisch aufgefressen werden, um solche Umstände zu
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