Verwöhne mich mit Zärtlichkeit
Später erinnerte sich dieser Mechaniker, dass es nur drei Passagiere waren. Und dass ich nachkommen sollte.”
“Wem hat er davon erzählt? Und wo?” Jefferson fragte sich, wie eine Beobachtung, die in Argentinien gemacht wurde, nach Arizona führen konnte.
“Er kam in einer Bar ins Reden, nachdem Gerüchte aufgekommen waren, das Flugzeug sei in einer Schlucht gefunden worden. Vielleicht war er betrunken, vielleicht wollte er auch nur angeben. Wer weiß, wer sein Gerede gehört oder es weitererzählt hat. Unser Pech, dass irgendjemand dabei war, der eine Verbindung zu Menendez hatte.”
“Das ergibt einen Sinn. Jede Information, die Menendez zugetragen wurde, wurde vermutlich von seinen Bodyguards überprüft.”
“Da ich verschwunden, aber nicht im Flugzeug war, war der nächste logische Schritt, auf der Estanzia meiner Familie nach mir zu suchen.” Marissas Miene verdüsterte sich. “Dort führte die Spur zu Juan und seiner Familie. Es war nie ein Geheimnis, dass wir befreundet waren. Wegen Alejandro wurde Marias Mutter ins Visier genommen. Und meinetwegen fehlt der kleinen Maria jetzt eine Fingerkuppe.”
“Bleibt immer noch die Distanz zwischen Argentinien und Arizona, Sweetheart. Welche Erklärung hat Billy dafür?”
“Du weißt doch sicher, dass er versucht, durch dubiose Verbindungsmänner einem Drogenring zwischen der Grenze und Silverton auf die Spur zu kommen. Es wäre doch denkbar, dass sein Kontaktmann hier einer von Menendez’ Leuten war. Ein Mann, der die Gegend und die alte Mine kannte.”
“An dieser Stelle kommt Cristal ins Spiel, nehme ich an.”
“Ja. Kurz nach ihrem Besuch auf der Broken-Spur-Ranch hörte sie einen von Billys Hilfssheriffs, der dienstfrei hatte, dummes Zeug reden. Ein neuer Mann, der eine Lady beeindrucken wollte. Cristal brachte ihn zum Schweigen, weil sie wusste, dass Billy Blackhawks Mitarbeiter privat nicht über dienstliche Angelegenheiten reden dürfen. Leider konnte sie ihn aber erst bremsen, als er schon damit geprahlt hatte, dass er die neuen Leute aus Argentinien beim Futterhändler gesehen habe und dass mit denen irgendetwas nicht stimme.”
Jefferson schob seine Tasse beiseite. “Sicher gelangte auch diese winzige Neuigkeit über einen seiner Helfershelfer zu Menendez. Wenn Cristal doch nur früher eingegriffen hätte. Aber woher hätte sie wissen sollen, dass es um mehr ging als um eine harmlose Indiskretion?”
“Erst als Billy Menendez’ Leiche und seine Männer in die Stadt brachte und sie von Alejandros Entführung hörte, erkannte sie, dass das Gerede des Hilfssheriffs für den Fall von Belang gewesen sein könnte.”
“Dann hat Valentina den Nagel auf den Kopf getroffen. Eine beiläufige Bemerkung oder zufällige Begegnung kann selbst die sorgfältigste Planung zunichtemachen.”
“Leider konnte ich nicht verhindern, was Alejandro passiert ist. Oder Maria. Ich kann ihr ihre Fingerkuppe nicht ersetzen. Aber ich kann es vielleicht wettmachen, indem ich dafür sorge, dass sie in sicheren und besseren Verhältnissen leben kann. Die Estanzia gehört mir. Ich kann jetzt Anspruch darauf erheben. Mit deiner Hilfe kann ich Kindern wie Maria ein besseres Leben ermöglichen.”
“Was wird mit Juan, Marta und Alejandro?”
“Ich hoffe sehr, dass sie hierbleiben. Aber falls sie nach Argentinien zurückkehren, bekommen sie einen Anteil an der Estanzia, der dann eines Tages an Alejandro geht.”
“Und was wird mit uns, Marissa? Wo werden wir in ein paar Jahren sein?”
“Das ist mir egal, Jefferson, solange wir zusammen sind. Was könnte ich da sonst noch wollen?”
“Dann lass mich dir zeigen, was ich sonst noch will.” Er führte sie vor den Kamin. “Das hier.”
Über dem Kaminsims sah Marissa zu ihrem Erstaunen ein Gemälde hängen, das ein fast zur Frau erblühtes junges Mädchen zeigte. Es war ein Porträt von ihr.
“Wann hast du …?”
“Ich habe es heute Morgen aufgehängt. Du warst so aufgeregt wegen Billys Anruf, dass es dir beim Hereinkommen gar nicht aufgefallen ist.”
“Nein, ich meine, wann hast du es gemalt? Ich erinnere mich, dass du früher Pflanzen und Tiere gezeichnet hast, dann Eden für Adams gemalt hast. Als ich aus Belle Terre wegging, warst du gerade dabei, Yancey zu porträtieren. Aber ich hatte ja keine Ahnung, dass du auch an einem Bild von mir gearbeitet hast.”
“Ich habe es nicht in South Carolina gemalt, Marissa. Erst hier auf der Broken-Spur-Ranch, wenn ich abends allein war, fing ich wieder
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