Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
Vom Netzwerk:
Pony galoppiert mit Anns Schürze im Maul am Fenster vorbei. Ann taucht hinter ihm auf, fuchtelt wild mit den Armen in der Luft herum und die beiden verschwinden nach rechts.
    Â»Haben wir Mohrrüben da?«, platze ich heraus.
    Â»Mohrrüben?«
    Â»Ja, ich habe schrecklichen Appetit auf eine schöne Frühstücksmöhre.« Aus unerfindlichen Gründen hebe ich bei diesen Worten den Arm und spanne meinen Bizeps an, als würde man von Möhren Muskeln bekommen. Na toll. Vielleicht will Mum mir ja auch noch beim Essen zusehen.
    Mum legt den Kopf zur Seite. »Geht es dir gut?« Sie streckt die Hand aus und befühlt meine Stirn.
    Â»Ja, mir geht es großartig! Was ist denn nun mit der Möhre?«
    Mum nickt, sieht mich aber immer noch skeptisch an. Sie geht zum Kühlschrank. Während sie sich hineinlehnt, versperrt ihr die Tür den Blick und ich springe schnell ans Fenster. Mit einer überdeutlichen Geste – ich ziehe die Handkante quer über meine Kehle – versuche ich Ann klarzumachen, dass sie endlich das verdammte Pony einfangen und aus dem Garten verschwinden soll. Als sie mich sieht, macht sie einen Riesensatz nach vorn und stürzt sich regelrecht auf das Pony. In Windeseile hat sie ihre Schürze zurückerobert und schwingt sie wie ein Lasso über dem Kopf.
    Oh Mann, ich hätte die Sache lieber selbst in die Hand nehmen sollen. Vielleicht hätte sie sich in der Zwischenzeit als Klassenkameradin ausgeben können. Obwohl ich bezweifle, dass sie es fertiggebracht hätte, länger als dreißig Sekunden mit meiner Mum zu reden. Sie hat keine Ahnung, wie man sich richtig verhält – was sie wieder einmal deutlich zum Ausdruck bringt, denn in diesem Augenblick hüpft sie herum wie ein flatterndes Hühnchen.
    Ich lehne mich gerade wieder an den Küchentresen, als Mum die Kühlschranktür zuwirft und triumphierend eine Möhre in die Höhe hält. Als die sich allerdings leicht zur Seite neigt, nimmt ihr Gesicht einen zerknirschten Ausdruck an.
    Â»Die sieht aber ziemlich schlapp aus«, sage ich und nehme ihr die Möhre aus der Hand. Ich kann sie fast ganz durchbiegen. Ich wette, Mum hat seit August kein frisches Gemüse mehr gekauft – August letzten Jahres.
    Â»Das ist ja ekelhaft. Komm, ich schmeiß die weg«, sagt sie und greift danach.
    Der Mülleimer steht genau unter dem Fenster – mit freiem Blick auf den Garten und die Zirkusvorstellung, in der Ann und das Pony die Hauptattraktion sind.
    Â»Nein! Die kann man noch essen, siehst du?« Ich beiße in das gummiartige Gemüse und kaue lächelnd, während mein Magen auf die Barrikaden geht und zu rumoren beginnt. Dieses Ding schmeckt widerlich, wie Kaugummi mit Karottengeschmack.
    Mum wirft mir wieder einen ihrer merkwürdigen Blicke zu. Ich schiele zum Fenster und sehe erleichtert, dass Ann die Schürze um den Hals des Ponys geschlungen hat und es zum Schuppen zerrt. Na endlich!
    Als Mum zur Kaffeemaschine geht, schlägt die Tür des Schuppens zu. Mum schaut hinaus. Hat sie die Bewegung mitbekommen?
    Ich halte den Atem an.
    Â»Bist du für deine Fahrprüfung nachher bereit?«, fragt sie mit dem Rücken zu mir und stellt die Kanne wieder zurück in die Kaffeemaschine.
    Ich atme auf und nicke, den Mund noch voller Gummimöhre. »Ja«, nuschle ich. Orangefarbene Stückchen fallen mir aus dem Mund.
    Diese Antwort entspricht nicht ganz der Wahrheit. Ich wäre viel zuversichtlicher – und besser vorbereitet –, wenn Mum mich im letzten Monat wenigstens ein Mal hätte fahren lassen. Seit meinem Fahrunterricht im Sommer habe ich kaum eine Sekunde hinterm Steuer gesessen.
    Â»Gut, ich muss noch schnell etwas erledigen und bringe Chase zur Arbeit, er wird heute Abend mitgenommen. Dann komme ich wieder her und hole dich ab. Wir sollten so gegen halb acht losfahren, einverstanden?«
    Ich nicke und muss anfangen zu würgen. Es kommt mir vor, als hätte Mum unendlich lange geredet. »Sicher«, presse ich noch hervor, bevor ich fluchtartig die Küche verlasse. Sowie ich außer Sichtweite bin, spucke ich die widerwärtigen Möhrenreste in meine Hand.
    Das war knapp.
    Ich brauche einen Plan.
    Als ich mein Zimmer betrete, klettert Ann gerade durch das Fenster herein. Mein Leben ist dabei, den Bach runterzugehen. Ich muss mir unbedingt etwas einfallen lassen. »Okay, also du …

Weitere Kostenlose Bücher