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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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möglich, dass heute der fünfzehnte Wunsch wahr wird.
    Mir stockt der Atem und mein Verstand droht, mich im Stich zu lassen. Jeder klare Gedanke löst sich in Luft auf und ich schleppe mich mit quälenden Schritten die letzten Meter zu meinem Tisch.
    Ben würde mich doch nicht vor der ganzen Klasse küssen, oder?
    Schließlich lasse ich mich auf den Stuhl fallen und rutsche sofort an die äußerste Kante, ohne es zu offensichtlich wirken zu lassen. Ich lehne mich so weit wie möglich nach links und stütze mich mit dem Ellenbogen ab. Ich kann kaum das Gleichgewicht halten, versuche aber trotzdem, mit einer möglichst lässigen Bewegung die Mathehausaufgaben auf den Tisch zu legen. Während ich krampfhaft damit beschäftigt bin, nicht vom Stuhl zu rutschen, fällt etwas aus meiner Jackentasche: eine leuchtend gelbe Kaugummikugel. Sie rollt den Gang zwischen den Tischen entlang, bis sie gegen den schwarzen Turnschuh eines Klassenkameraden stößt. Ich habe es so satt, dass diese dämlichen Dinger überall auftauchen. Ich schwöre, dass die Kaugummikugel vor zehn Minuten noch nicht in meiner Jackentasche war.
    Ben sieht mich aus schmalen Augen an. Na toll. Ich bin gerade mal zwei Minuten hier und er weiß bereits, dass etwas nicht stimmt. Ich ignoriere seinen Blick und tue so, als würde ich eifrig mitschreiben. Endlich wendet Ben seine Aufmerksamkeit wieder der Lehrerin zu. Hoffentlich fragt er mich nicht, warum ich ihn wie einen Pestkranken meide, denn ich wüsste nicht, was ich ihm darauf antworten sollte. Oh, tut mir leid, aber meine gute Fee hat mich davor gewarnt, dass du mich heute küssen willst!
    Mein linkes Bein tut höllisch weh, weil es mein ganzes Gewicht halten muss. Ich schaffe es auf keinen Fall, den Rest der Stunde so dazusitzen.
    Doch ich denke an Nicole und was für eine tolle Freundin sie ist und zwinge mich, sitzen zu bleiben. Ich versuche normal zu atmen und mir nicht anmerken zu lassen, dass sich die Muskeln in meinem Bein schmerzhaft verkrampfen.
    Ich denke an all die abgefahrenen Dinge, die Nicole in den letzten Jahren für mich getan hat. Einmal habe ich mir auf einer langweiligen Exkursion die Jeans aufgerissen, weil ich es supercool fand, an einer zusammengeschweißten Metallskulptur hochzuklettern. Damit ich mich besser fühlte, riss sie sich ebenfalls ein großes Loch in die Jeans, sodass man sogar ihre gepunktete Unterwäsche sehen konnte. Wenn man bedenkt, wie schüchtern Nicole war, wie sehr sie sich für jede Kleinigkeit schämte, hat sie das wirklich große Überwindung gekostet.
    Ein anderes Mal weigerte sie sich, mit nach Disneyland zu fahren, bis ihre Eltern zugestimmt hatten, mich mitzunehmen. Und sie half mir gleich zweimal dabei, mein Zimmer zu streichen. Ich hatte mich zuerst für Lindgrün entschieden, doch davon bekamen wir Kopfschmerzen, und so musste die grüne Farbe einem dunklen Pflaumenlila weichen. Wir radelten Dutzende Male zum Baumarkt, suchten Farbtonkarten aus und hielten sie in das natürliche Licht in meinem Zimmer, bevor wir die neue Farbe auswählten.
    Ich darf also auf keinen Fall zulassen, dass ihr Freund mich nur wegen irgendeines verfluchten Wunsches küsst. Man hintergeht seine beste Freundin nicht. Schon gar nicht so eine wie Nicole – auch wenn sie den größten Teil meiner grauenhaften Geburtstagsparty verpasst hat.
    Mein Bein beginnt zu zittern. Zuerst ist es nur ein leichtes Zucken, doch es wird schnell immer heftiger.
    Ben lehnt sich zu mir herüber. »Geht es dir gut?«, flüstert er, während Mrs Wickers vorn das ganze Tagespensum herunterbetet.
    Ich nicke und halte den Atem an, bis er sich wieder zurücklehnt. Ich halte das nicht mehr lange aus. Ich muss mich wieder richtig hinsetzen, nur ein ganz klein wenig nach rechts rutschen, bevor ich …
    In diesem Moment geben meine Muskeln nach. Ich breche zur Seite weg und reiße den Stuhl gleich mit. Das Poltern hallt durch den ganzen Klassenraum. Kaugummikugeln fallen aus meinen Taschen und hüpfen über den Boden.
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll, also springe ich einfach auf und stelle den Stuhl wieder hin. Ich setze mich so schnell darauf, dass die Stuhlbeine ein kreischendes Geräusch machen. »Nichts passiert«, sage ich sicherheitshalber.
    Ãœberall rollen Kaugummikugeln über den Boden. Ein paar Schüler heben sie auf und werfen sie in den Mülleimer, die

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