Verwuenscht und zugenaeht
lässt du mich dann in Ruhe lernen und ⦠gehst Beachvolleyball spielen oder was auch immer du sonst so machst?«
Seine Lippen verziehen sich wieder zu dem breiten, typisch amerikanischen Lächeln, das seine Grübchen und die strahlend weiÃen Zähne zum Vorschein kommen lässt. Ich wette, seine Zähne würden leuchten, wenn wir in einem Raum mit Schwarzlicht wären.
Seufzend beschlieÃe ich nachzugeben. Wenn ich ihn auf diese Weise für den Rest des Tages loswerde, kann ich mir immerhin Gedanken darüber machen, was ich als Nächstes tun soll.
Ken springt aus dem Wagen, läuft auf die andere Seite und hält mir die Beifahrertür auf. Er bleibt stehen, bis ich eingestiegen bin, und schlieÃt die Tür, während ich mich anschnalle.
Ken ist ein echter Gentleman, das muss man ihm lassen. Ich dachte, er sei eher so ein Football-Blödmann, der Dosen an der Stirn zerdrückt und nicht mal merkt, dass er den ganzen Tag über sich selbst redet.
»Und, was hast du in letzter Zeit Tolles erlebt?«, fragt Ken, beugt sich zur Mittelkonsole und hebt übermütig eine Augenbraue.
»Ãh, nichts?«
»Das sagst du immer. Du darfst deinen Job als Stewardess nicht zu ernst nehmen. Du solltest mehr Spaà haben.«
Stewardess?
Ich zermartere mir das Hirn. Es muss mal eine Barbie-Stewardess gegeben haben. Er scheint allerdings nicht zu wissen, dass niemand mehr Stewardess sagt, sondern nur noch von Flugbegleiterin gesprochen wird.
Ich betrachte die Bäume, deren Blätter im Herbstwind rauschen, und meine Mundwinkel verziehen sich zu einem feinen Lächeln â bis ich richtig grinsen muss.
Ich darf mir auf keinen Fall die Chance entgehen lassen, den Ken ein wenig aufzuziehen.
»Hast du mein Zebra gesehen?«, frage ich ihn mit ernsthafter Stimme. Eins meiner Lieblings-Barbie-Sets war das Safari-Set, in dem Barbie khakifarbene Shorts und Wanderschuhe trägt und eine Menge Tiere um sich hat. Wenn ich damit spielte, stellte ich mir immer vor, wie ich alle möglichen Abenteuer in Afrika erlebte. »Ich glaube, es hat sich verlaufen. Zusammen mit meinem ⦠Löwenbaby. Und dem Pandabären.« Ich bin nicht sicher, ob Barbie auch mal einen Panda hatte, aber an ein Zebra und ein Löwenbaby kann ich mich noch dunkel erinnern.
Ken runzelt die Stirn. »Das ist ja schrecklich. WeiÃt du, wohin sie gegangen sind?«
Ich schüttle den Kopf. Es fällt mir immer schwerer, nicht laut loszuprusten. »Nein, erst waren sie noch im Traumhaus und in der nächsten Minute ⦠einfach verschwunden! Ich bin mit dem Jeep losgefahren, um sie zu finden, aber ohne Erfolg. Madge und ich haben den ganzen Tag gesucht.«
Madge â stimmt das überhaupt? Oder hieà Barbies Freundin Midge? Meine Barbie-Zeiten sind einfach schon zu lange her. Sicherheitshalber klimpere ich unschuldig mit den Wimpern und mache einen leichten Schmollmund.
Ken zieht die Stirn noch mehr in Falten. Er zeigt so viel Mitgefühl für meine Misere, dass ich mich kaum noch zusammenreiÃen kann.
Ich beschlieÃe, das Ganze auf die Spitze zu treiben. »Dabei habe ich gerade meine Liebe zu Tieren neu entdeckt und mich entschieden, Tierärztin statt Kinderärztin zu werden â nachdem ich meine Präsidentschaftskandidatur verloren habe und meine NASCAR -Karriere auch danebenging. Ich habe sogar eine Tierhandlung eröffnet.« Ich nehme Kens Hand. »Und meine arme Schwester Skipper ist am Boden zerstört. Sie hatte den kleinen Tiger, äh, den Löwen richtig ins Herz geschlossen.« Ich sehe Ken an. »Heute muss ich den ganzen Tag für ⦠die Tierarztprüfung büffeln. Würde es dir etwas ausmachen, für mich nach den Tieren zu suchen?«
GroÃartig! Wenn er sich auf diese aussichtslose Suche einlässt, bin ich ihn los. Warum kann ich mir Ann nicht auch so einfach vom Hals schaffen?
»Du kannst dich auf mich verlassen, Baby«, erwidert er und hält auf dem Parkplatz vor der Bücherei.
Bevor ich aus dem Wagen springen kann, beugt er sich zu mir und küsst mich. Er drückt seine vollen, weichen Lippen auf meine, was ziemlich ekelig ist.
»Danke!«, presse ich lautstark hervor, obwohl er nur einen Zentimeter von meinem Gesicht entfernt ist. Dann steige ich hastig aus, schlage die Beifahrertür zu und laufe los.
Da entdecke ich ihn.
Ben steht wie erstarrt und offenbar völlig
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