Verwuenscht und zugenaeht
und stütze mich mit den Händen ab. Zu spät wird mir bewusst, dass mein groÃer Busen in dieser Position besonders auffällt.
Ich habe heute eine Nadelstreifenhose und einen ausgebeulten Vintage-Pulli an. Es ist ein wirklich altes Teil, nicht so ein trendiger American-Eagle-Abklatsch. Ich habe es für fünfundsiebzig Cent gekauft und hatte gehofft, dass es weit genug ist, um meinen Busen zu verstecken. Aber das scheint nur zu funktionieren, wenn ich zusammengekauert dasitze.
Rasch beuge ich mich wieder vor.
»Nicht besonders viel«, sagt Nicole. Sie bemerkt nicht mal, in welcher Klemme ich stecke, sondern ist ganz darin versunken, das Gedränge im Flur zu beobachten. Jeden Moment läutet es zum Unterricht.
Lächelnd nickt sie jemandem zu, aber ich kann nicht sehen, wer es ist, weil Janae gerade an uns vorbeistolziert und mir die Sicht versperrt.
»Wen hast du â¦Â« Die Pausenklingel schneidet mir das Wort ab.
»Bis heute Abend!« Nicole springt auf und verschwindet in der Menge.
Hat sie vergessen, dass wir die erste Stunde gemeinsam haben? Normalerweise gehen wir zusammen zum Unterricht. Und was ist mit dem Mittagessen? AuÃerdem ist heute Nachmittag auch noch der Fotokurs. Bis heute Abend! Was sollte das denn?
Ich klappe meine Heftmappe auf und lege das Blatt mit den Hausaufgaben hinein. Nachdem ich mich noch einmal vergewissert habe, dass Nicole wirklich weg ist, werfe ich einen Blick auf das Foto, das hinten in der Mappe steckt.
Das Foto von Ben.
Ich betrachte es eine Weile, während das Stimmengewirr um mich herum leiser wird.
Ich werde ihn immer bewundern.
Und er wird immer ihr gehören.
Als ich nach der Schule nach Hause gehe, bin ich völlig durcheinander. Ich habe keine Ahnung, welcher Wunsch sich heute erfüllt, also habe ich den ganzen Tag versucht einen groÃen Bogen um Ben zu machen. Er muss mich für total verrückt halten. Während des Matheunterrichts ist mir ein Bleistift heruntergefallen. Er hat ihn aufgehoben und wollte ihn mir wiedergeben, da bin ich vom Stuhl aufgesprungen, als hätte er vorgehabt, mich mit einem heiÃen Eisen zu verbrennen.
Mrs Wickers erklärte gerade etwas an der Tafel und alle schrieben fleiÃig mit, als mein Buch durch die Luft segelte und drei Reihen vor mir einem Klassenkameraden auf den Fuà klatschte, was die ganze Situation noch bizarrer machte.
Wenigstens habe ich damit jede Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft mit Ben komplett ruiniert. Das Ganze Verknalltsein kann ich mir also getrost sparen.
Ich will nur noch eins: mich mit der blöden selbst gebackenen Torte vollstopfen, die überhaupt nichts gebracht hat, das Ganze mit Cola runterspülen und mich von der hirnlosesten Sendung berieseln lassen, die gerade im Fernsehen läuft.
Als ich zu Hause ankomme, sitzt Ann auf den Verandastufen.
»Du kannst hier nicht einfach rumlungern«, sage ich, ohne mich groÃartig um eine BegrüÃung zu bemühen. »Mum darf dich auf keinen Fall sehen.«
Ann schürzt die Lippen und wirft mir einen verärgerten Blick zu. »Kannst du nicht einfach sagen, dass ich eine Freundin aus der Schule bin? Ich habe den Schuppen und dein Zimmer langsam satt.«
Ich verschränke die Arme vor der Brust und denke darüber nach. »Vielleicht.«
»Super!« Sie steht auf und springt hinter mir die Treppe hoch. »Können wir noch eine Torte backen? Das hat Spaà gemacht!«
Ich seufze nur, hole uns zwei Dosen Cola aus der Küche und bringe noch zwei Tortenstücke mit ins Wohnzimmer.
Ann legt sich aufs Sofa und balanciert den Teller auf ihrem Bauch. »Was ist denn eigentlich mit deinem Ballettröckchen passiert?«
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Welches Ballettröckchen?«
»Na, das rosafarbene mit dem Glitzer. Das hattest du doch am Fototag in der Schule an.«
Ich pruste los. »Oh Gott, das habe ich total vergessen. Es steckt wahrscheinlich in irgendeiner Schachtel. Mum hebt den ganzen Kram auf.«
»Wir sollten es suchen«, sagt Ann.
»Warum?«
»Ich weià nicht. Ich konnte nie so richtig an den Dingen teilhaben, die du gemacht hast. Immer saà ich nur daneben, habe zugesehen oder deinen Geschichten darüber zugehört.«
»Kann schon sein, aber das wäre jetzt viel zu aufwendig.«
»Dann lass uns dein Zimmer streichen.«
»Das habe ich gerade erst vor einem Jahr getan.«
»Ich weiÃ, aber ich
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