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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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Fuß. Ich beuge mich nach unten, um es aufzuheben, und erkenne sofort Nicoles Handschrift. Doch bevor ich einen Blick auf das Geschriebene werfen kann, reißt Ben mir das Blatt aus der Hand.
    Â»Aua!« Das Papier schneidet mir in den Zeigefinger und ein kleiner hellroter Tropfen Blut landet auf meinem Knie.
    Â»Oh, sorry, tut mir leid.« Ben kramt hastig ein Papiertaschentuch aus seinem Rucksack und reicht es mir.
    Ich drücke es an die Fingerspitze. »Danke.«
    Das Pochen lässt nach und die kleine Wunde blutet nicht mehr. Aber mein Herz tut immer noch weh.

A ls ich Nicole am nächsten Tag in der Schule sehe, traue ich meinen Augen kaum. Sogar aus einiger Entfernung kann ich erkennen, dass ihre Wimperntusche dunkler ist als sonst. Und sie hat Eyeliner aufgetragen. Ihr Haar ist wieder zu Locken gedreht und sie trägt einen – ich will es mal so ausdrücken: niedlichen Jeansminirock und einen schwarzen Pulli mit V-Ausschnitt über einem blauen Spitzentop. Außerdem hat sie andere Stiefel als letzte Woche an. Sie sind schwarz und mit geradezu bezaubernden Riemchen besetzt, die sich zickzackförmig über den Fuß ziehen.
    Im letzten Jahr hatte sie die gleichen Klamotten an wie ich – Kapuzenpullover, Jeans und fast immer Converse. Ich erwarte ja nicht, dass sie mich fragt, bevor sie sich neue Sachen kauft, aber es ist doch irgendwie … eigenartig. Sie verändert sich vor meinen Augen, ohne dass sie ein Wort darüber verliert.
    Ich sitze auf einer der altmodischen, mit Teppich überzogenen Bänke im Flur und blättere in meinem Biologiebuch. Morgen schreiben wir einen Test, aber ich kann mir den neuen Stoff einfach nicht merken. Wahrscheinlich hat das mit der Tatsache zu tun, dass ich die ganze Zeit nach vorn gebeugt dahocke, um meine gewaltige Oberweite zu verbergen. Ich kann nicht mal die Arme verschränken, weil der Busen dann zusammengedrückt wird und noch größer aussieht.
    Heute Morgen habe ich gemeinsam mit Ann geschlagene fünfzehn Minuten damit zugebracht, die Bandagen auszuprobieren. Es hat nicht wirklich funktioniert. Im Gegenteil, dadurch sind sogar noch ein paar Schichten zu meinem ohnehin schon überdimensionalen Vorbau hinzugekommen. Da habe ich aufgegeben und den Sport- BH angezogen.
    Als ich nun mit übereinandergeschlagenen Beinen und tief über mein Buch gebeugt auf der Bank kauere, hoffe ich, dass niemandem etwas auffällt. Erst recht nicht Janae, das wäre die Hölle.
    Â»Hallo«, sagt Nicole und setzt sich neben mich. Sie hat sogar ein neues Portmonee aus meergrünem Leder. Es ist enorm groß und hat viele Schnallen. Was ist mit meiner total unmodischen besten Freundin passiert?
    Â»Hi«, erwidere ich und klappe seufzend das Buch zu. »Ich krieg das nicht in meinen Schädel.«
    Â»Wirklich? Brauchst du Hilfe?« Nicole ist unglaublich klug, wahrscheinlich, weil sie wegen ihrer Akne die prägenden Jahre damit verbracht hat, zu Hause zu sitzen und Bücher zu lesen.
    Ich mache große Augen, stehe auf und falle vor ihr auf die Knie. »Si, si, si …« Ich halte einen Moment inne. Habe ich ihr etwa auf Italienisch geantwortet? »Ich meine ja, ja, ja. Tausendmal ja«, sage ich schnell.
    Nicole kichert und zieht mich zurück auf die Bank. Sie schaut sich kurz um. Schämt sie sich neuerdings für mich? Sie hat sich sonst noch nie an meiner verschrobenen Art gestört. Der Gedanke versetzt mir einen kleinen Stich und ich schiebe ihn schnell beiseite. Bestimmt bin ich nur paranoid.
    Â»Gut, wann willst du vorbeikommen?«, fragt sie, kramt in ihrer Tasche und holt eine Packung Kaugummi heraus.
    Sie hält mir einen Streifen hin und steckt sich selbst auch einen in den Mund.
    Â»Heute nach der Schule?«, schlage ich vor.
    Â»Oh, heute schon?«
    Ich nicke. »Ja, gleich nach der Schule?«
    Nicole zuckt kaum merklich zusammen, dann kaut sie weiter auf ihrem Kaugummi. »Da habe ich schon was mit Ben vor. Wie wäre es so gegen sieben?«
    Ich nicke und stecke das Buch in meinen Rucksack. »Ist gut.«
    Nicole schlägt die Beine übereinander und wippt nervös mit dem Fuß. Ich betrachte ihre Stiefel und denke an meinen Geburtstag. Sie versetzt mich schon wieder und es gibt irgendetwas, das sie mir nicht sagen will. Was ist denn neuerdings mit ihr los? Wozu die Geheimniskrämerei?
    Â»Und, was machst du sonst so?«, frage ich, lehne mich zurück

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