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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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ich ihren Atem spüren kann.
    Das Glasieren überlasse ich ihr, obwohl mir das nicht ganz leichtfällt, denn sie soll das Ganze ja nicht vermasseln. Das Ergebnis ist auch nicht besonders schön, aber sie hat es vollbracht. Vielleicht hätte ich eine Backsendung statt MTV einschalten sollen.
    Schließlich beobachtet Ann, wie ich mich abmühe, die weißen Blüten aus Zuckerguss so zu formen, dass sie denen an meiner Geburtstagstorte so ähnlich wie möglich sehen. Es wäre sicher hilfreich gewesen, wenn ich mir das Original etwas genauer angesehen hätte. Aber ich hoffe trotzdem, dass ich nah genug dran bin.
    Ich stecke die Kerzen in die Torte – vier auf jeder Etage – dann trete ich zurück und bewundere unser Werk.
    Es ist so weit.
    Â»Okay, du kannst jetzt das Geburtstagslied singen«, sage ich zu Ann.
    Sie sieht mich fragend an.
    Â»Du weißt schon: Happy birthday to you … «
    Zögernd sieht sie zuerst die Torte an und dann mich. Ihre Stimme zittert leicht, als sie anfängt.
    Während sie das Lied singt, kralle ich mich an der Kante des Küchentresens fest, bis meine Fingerknöchel weiß hervortreten.
    Am Ende wird ihre Stimme höher und sie zieht den letzten Ton noch mehr in die Länge, als es eigentlich notwendig wäre. Ich schließe die Augen.
    Ich wünsche mir, dass keiner meiner Wünsche je in Erfüllung gegangen wäre.
    Ich atme tief ein, öffne die Augen und puste alle Kerzen auf einmal aus.
    Dann mache ich die Augen schnell wieder zu.
    Wünschen.
    Hoffen.
    Vielleicht erfasst mich gleich ein magisches Gefühl von Frieden. Ruhe. Gelassenheit. Irgendetwas in der Art.
    Ich öffne die Augen.
    Ann hat die Torte mit dem Buttermesser angeschnitten, das sie für die Glasur benutzt hat. »Das schmeckt soooo gut!«
    Stöhnend sacke ich zusammen.
    Vielleicht verschwindet sie erst um Mitternacht, wie Cinderella.
    Oder muss ich mich jetzt mit diesem Leben abfinden?

I ch starre die halbe Nacht lang an die Zimmerdecke, höre Ann beim Schnarchen zu und versuche mich an weitere Wünsche zu erinnern. Wenn ich das Ganze schon nicht rückgängig machen kann, wüsste ich jetzt doch ganz gern, was noch auf mich zukommt. Ich hatte zwar jedes Jahr nur einen besonderen Geburtstagswunsch, aber mir fällt trotzdem keiner mehr ein.
    Natürlich habe ich ein paar Ideen. Ich erinnere mich an bestimmte Spielzeuge, die ich ganz toll fand. Und ich erinnere mich daran, dass ich eine der Synchronstimmen in Shrek sein wollte und mir oft vorgestellt habe, wie es wäre, ein echtes Flugzeug zu steuern.
    Aber ich habe keine Ahnung, ob ich mir diese Dinge tatsächlich zum Geburtstag gewünscht habe.
    Nachdem es endlich hell geworden ist, ziehe ich ein Sweatshirt über und schleiche aus dem Zimmer. Es ist kurz nach neun Uhr und Ann schläft noch tief und fest.
    Ich setze mich auf die unterste Stufe der Treppe und ziehe gerade meine bequemsten abgenutzten Converse Sneakers an, als es über mir knarrt. Ich drehe mich um und erwarte Ann mit einem zerzausten Mopp aus roten Haaren zu sehen – aber es ist Mum. Ungewöhnlich für diese Uhrzeit. Normalerweise verlässt sie schon viel früher das Haus.
    An Sonntagen finden die meisten wichtigen Veranstaltungen statt – Hochzeiten, Firmentreffen Schrägstrich Picknicks – also verlässt sie das Haus in den frühen Morgenstunden, um die blank liegenden Nerven einer Braut oder eines überheblichen Firmenbosses oder irgendwelcher anderer reicher, verwöhnter Leute zu beruhigen. Wer nicht mal seine eigene Party planen kann und lieber jemanden dafür bezahlt, muss einfach stinkreich sein. Ich habe einige von Mums Rechnungen gesehen.
    Â»Wo willst du hin?«, fragt sie.
    Â»In die Bücherei.«
    Â»Du bist in den letzten Tagen ziemlich oft weg.«
    Â» Ich bin oft weg?« Ich muss mich wohl verhört haben.
    Sie nickt.
    Ich werfe ihr einen skeptischen Blick zu.
    Â»Warum siehst du mich so an?«
    Ich zucke die Schultern und gehe zur Tür, wo mein Rucksack steht. Hätte ich doch lieber den Mund gehalten. »Ich bin häufiger zu Hause als du, das ist alles.«
    Mum seufzt. »Werd bloß nicht unverschämt, Kayla.«
    Mir fällt die Kinnlade runter. »Bin ich doch gar nicht. Wie kann ich unverschämt sein, wenn es doch stimmt?«
    Mum verschränkt die Arme vor der Brust. Sie trägt eine frisch gebügelte

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