Verwuenscht und zugenaeht
gerade mit hoch erhobenen Armen wie wahnsinnig durchs Zimmer, sodass ihr flacher Bauch zu sehen ist. Sie tanzt zu Kiss 106.1 , dem lokalen Popradiosender. Der Song, der gerade aus den Lautsprechern dröhnt, ist von Britney Spears.
Ich schalte das Radio aus. »Ann, das ist Nicole. Nicole, Ann.«
Ann bleibt stehen und streckt die Hand aus. »Schön, dich kennenzulernen.«
Nicole lächelt. »Ganz meinerseits. Ich habe gehört, dass du heute Abend ein heiÃes Date hast.«
Anns Augen weiten sich und sie nickt heftig. Sie tippt mit den FuÃspitzen auf und kann sich offensichtlich kaum zurückhalten, nicht weiter durchs Zimmer zu hüpfen.
»Lasst uns ins Bad gehen und dich hübsch machen«, sage ich.
Ich trage die Kiste, die mindestens zwanzig Kilo wiegt, in das groÃe Bad am Ende des Flurs. Sie enthält einen Haartrockner, aufheizbare Lockenwickler, mehrere Rundbürsten, einen Lockenstab, Haarspray und jede Menge Make-up.
»Wir drehen dir zuerst ein paar heiÃe Lockenwickler ins Haar und suchen dann ein Outfit für dich heraus«, sagt Nicole und übernimmt damit das Kommando. »Es dauert nämlich eine Weile, die Haare einzudrehen. Aber hinterher können wir eine tolle Hochsteckfrisur mit vielen Locken zaubern. Und du solltest unbedingt etwas Grünes anziehen.«
Ich muss lächeln. Nicole ist ganz in ihrem Element.
Obwohl sie sich verändert hat und nie mehr das Mädchen sein wird, das sie noch vor einem Jahr war, finde ich das gar nicht mehr so schlimm. Wahrscheinlich ist es sogar besser so. Sie hat ihr Leben selbst in die Hand genommen und ist jetzt glücklich, und das wirkt irgendwie ansteckend.
Nicole schlieÃt die Lockenwickler an die Steckdose an. Dann geht sie zurück in mein Zimmer und rollt meinen Bürostuhl ins Bad, damit Ann sich hinsetzen kann. Ich hocke mich auf den Wannenrand und sehe zu, wie Nicole sich an die Arbeit macht. Mit erfahrenen Handgriffen kämmt sie Anns Haare aus, teilt sie in Strähnen und dreht die Wickler hinein. Immer wieder sprüht sie tonnenweise Haarspray darüber, was mindestens dreiÃig Zentimeter Ozonschicht zerstört.
»Wie ist Breanna Mills eigentlich wirklich?«, frage ich, während ich Nicoles hübsches Spiegelbild betrachte. Sie wirkt hochkonzentriert. Vielleicht will sie ja später Friseurin oder Visagistin werden.
»Möchtest du das wirklich wissen?« Sie schaut mich fragend im Spiegel an.
Ich nicke.
»Sie ist wirklich lieb und eindeutig die Netteste aus der Old-Navy -Clique.«
Ich grinse und Nicole merkt erst jetzt, dass sie unseren alten Lästernamen benutzt hat. Sie lächelt und zuckt die Schultern. »Ist sie wirklich. Ihr Haus ist nicht mal halb so groà wie deins. Du wärst erstaunt, was sie immer für Schnäppchen auftreibt. Der gesamte Inhalt ihres Kleiderschranks hat vielleicht hundert Dollar gekostet, wennâs hochkommt, und trotzdem ist sie eins der am besten gekleideten Mädchen der Schule.«
»Vielleicht können wir irgendwann mal was zu dritt unternehmen.«
Nicole dreht sich um und sieht mich direkt an. »Ja, das wäre toll. Sie ist wirklich viel netter, als du denkst. Vielleicht magst du sie sogar.«
Ich nicke, denn das könnte durchaus möglich sein.
Zehn Minuten später ist Anns Kopf mit Lockenwicklern übersät und wir gehen zurück in mein Zimmer. Nicole inspiziert die Sachen in meinem Schrank und konzentriert sich auf die Kleider, die zu Anns Typ passen. Sie stellt immerhin vier verschiedene Outfits zur Wahl.
Dann hält sie einen pinkfarbenen Pulli mit einem rechteckigen Ausschnitt in die Höhe, der eine hohe Taillennaht direkt unter der Brust hat. Als mir klar wird, dass sie ihn mir hinhält, schrecke ich zurück und hebe abwehrend die Hände.
Nicole stemmt mit aufforderndem Blick eine Hand in die Hüfte. »Ganz im Ernst, Kayla, du solltest das Teil wenigstens mal anprobieren. Ich wette, angezogen sieht es toll aus.«
Ich seufze und nehme ihr den Pulli ab. Neuanfang , rufe ich mir ins Gedächtnis.
Ann legt ihre Klamottenauswahl auf das Bett und geht mit Nicole zurück ins Bad. Während sie mit Anns Haaren beschäftigt sind, ziehe ich mein T-Shirt aus und schlüpfe in den pinkfarbenen Pulli.
Als ich ins Bad komme, hellt sich Nicoles Miene auf. »Ich habâs dir doch gesagt. Angezogen siehtâs toll aus!«
Ich betrachte mich im Spiegel und muss
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