Verwuenscht und zugenaeht
meinen Bruder dabei, wie er einen weiteren Schneeball formt. Er wirft ihn wie ein Pitcher beim Baseball über den Kopf und bevor ich reagieren kann, prallt er schon auf meinen Bademantel.
»Hey!« Ich renne zum Schuppen zurück und schaffe es gerade noch um die Ecke, als ein weiterer Schneeball gegen die Holzwand kracht. Kreischend greife ich in den Schnee und drücke ihn zu einem Ball zusammen. Ich spähe um die Ecke des Schuppens, doch mein Bruder ist nicht mehr zu sehen.
Meine Augen folgen den FuÃspuren im Schnee, aber als mir klar wird, dass sie zur anderen Seite des Schuppens führen, ist es schon zu spät.
Ich wirble genau in dem Moment herum, als Chase ein weiteres Geschoss auf mich abfeuert und mich direkt an der Brust trifft. Ohne zu zögern, schleudere ich ihm meinen Schneeball entgegen. Er zerplatzt an Chases Schulter und mein Bruder verrenkt sich fast den Rücken, als der Schnee in seinen Ausschnitt rieselt. Ha! Chase trägt nur eine Schlafanzughose, ein T-Shirt und ein Paar Turnschuhe ohne Socken und ist damit genauso unpassend gekleidet wie ich.
Meine Finger sind von der Kälte schon ganz rot und der Knoten am Gürtel meines Bademantels hat sich gelöst, sodass mein altes grünes T-Shirt und die karierte Boxershorts zum Vorschein kommen, aber das ist mir egal. Ich sammle noch mehr Schnee auf, renne los, Richtung Terrassentür, drehe mich um und werfe nach meinem Bruder. Mist, verfehlt. Aber er trifft mich genauso wenig. Im Rennen versuche ich mich zu bücken und eine weitere Handvoll Schnee zu erhaschen. Mein Schlappen bleibt jedoch an einer unebenen Stelle im Rasen hängen, mein Fuà rutscht heraus und bevor ich weiÃ, wie mir geschieht, falle ich in den Schnee. Obwohl ich das Gefühl habe, ich säÃe in einem Gefrierschrank, breche ich in schallendes Gelächter aus.
Mein Bruder kommt mit leeren Händen und schwer atmend auf mich zu. Als sich unsere Blicke treffen, grinsen wir. Er streckt die Hand aus und zieht mich wieder auf die Beine.
»Ist das nicht verrückt?«, sagt er und zeigt auf den Rasen.
Ich nicke, obwohl das eins der am wenigsten verrückten Ereignisse ist, die mir in den letzten zwei Wochen passiert sind.
»Wollen wir Schlitten fahren gehen? Ich glaube, unsere alten Schlitten stehen noch in der Garage.«
Ich lächle und nicke begeistert. Das ist die beste Idee, die mein Bruder je hatte.
»Cool, wir treffen uns in etwa einer Stunde.«
Ich folge ihm zurück ins Haus. Als er nicht hinsieht, forme ich noch schnell einen Schneeball und werfe ihn auf Chase. Ich kann einfach nicht widerstehen.
»Hey!«
»Das ist nur die Rache für die unfaire Nummer von vorhin.«
Mein Bruder zieht die dunklen, buschigen Augenbrauen hoch und zuckt dann die Schultern. »Na gut.«
Ich folge ihm hinein und er geht in sein Zimmer, während ich mich am Küchentresen auf einen Hocker fallen lasse. Ich ziehe den Bademantel von den Schultern, streife die Pantoffeln ab und schlüpfe aus den Socken. Meine Haut brennt und kribbelt beim Aufwärmen und meine Zehen sind genauso rot wie meine Hände.
Ein paar Bagels liegen im Brotkorb. Ich nehme mir einen, reiÃe ein groÃes Stück ab und stopfe es mir in den Mund. Jetzt sehe ich wahrscheinlich wie ein Hamster aus, genau wie Ann mit der Zimtschnecke. Ich fühle mich immer noch leer, weil all die Wünsche verschwunden sind, und ich möchte das groÃe Loch schlieÃen â und da hilft nichts besser als Essen.
Nach ihrem gemeinsamen Abend haben Ann und Ken das Pony aus dem Schuppen geholt und zu einem Spaziergang mitgenommen. Sie waren etwa eineinhalb Stunden weg und als Ann zurückkam, haben wir noch mindestens eine Stunde bis nach zwei Uhr gequatscht. Wir lagen auf meinem Bett, sahen an die Decke und ich habe ihr alles über Ben und unseren Kuss erzählt, während sie von ihrem Abend geschwärmt hat und davon, wie romantisch Ken sei.
Sie müssen sich wirklich gut verstanden haben. Er hat ihr eine Rose bei einem StraÃenhändler gekauft und sie hat sie die ganze Nacht kaum aus der Hand gelegt. Ihr Lächeln wirkte aufrichtiger und echter als jedes Lächeln, das ich jemals gesehen habe.
Ich habe keine Ahnung, was aus den beiden geworden ist. Wahrscheinlich werde ich es auch nie erfahren. Aber ich hoffe, dass sie irgendwo sind, wo sie zusammen sein können.
Als ich mir ein weiteres Riesenstück Bagel in den Mund stecke,
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