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Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Titel: Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Dies bedeutete, dass Behörden, die von diesen Zöllen abhängig waren, den Leuten zu verbieten versuchten, andere als ihre eigenen Wege zu benutzen, eine Maßnahme, die das Reisen kaum leichter machte.
    Die besten Wege gab es in Frankreich und England. In England begann man während dieses Jahrhunderts sogar, die Landstraßen mit Material wie Kalk, Flintstein und Schlacke zu belegen. An manchen Stellen füllte man die Wege mit Abfall auf, während an anderen, ohne Rücksicht auf antiquarische Pietät, Steine von antiken oder anderen vorzeitlichen Bauten benutzt wurden. Auch in Schweden wurde in dieser Zeit viel getan, um das Reisen über Land zu erleichtern. Die Krone ließ eine Reihe neuer Wege anlegen, organisierte die Instandhaltung der bereits vorhandenen und sorgte außerdem für ein gewisses Maß an Schutz vor Diebstahl und Überfällen auf diesen Wegen. Die eigentliche Arbeit wurde – wie üblich – kurzerhand einfachen Menschen auferlegt, die für den Zustand der Wege verantwortlich gemacht wurden. Deren Begeisterung hielt sich aus erklärlichen Gründen in Grenzen, was an den unzähligen Notizen der Gerichtsbücher über Streitigkeiten um nicht ausgeführte Straßenbau-und vernachlässigte Instandhaltungsarbeiten abzulesen ist. Doch zumindest die wichtigeren Verkehrsverbindungen wurden während des 17 . Jahrhunderts mit allen Mitteln verbessert, und weitaus mehr Wege als zuvor konnten von Reisenden mit Wagen benutzt werden; ausländische Reisende zeigten sich erstaunt darüber, wie gut und eben sie waren. Der englische Diplomat Bulstrode Whitelocke äußerte, kaum ein anderes Land in der Welt habe bessere Wege als Schweden.
    Vielleicht beruhte der Widerstand der Bauern zum Teil darauf, dass sie das Fehlen guter Fahrwege nicht als besonderen Mangel empfanden. Kleine Leute hatten eben selten eigene Fahrzeuge, und außerdem wussten sie das Winterhalbjahr für schwere Transporte zu nutzen. In Skandinavien war der Winter zweifellos die beste Jahreszeit für das Reisen über Land. Der Schnee ermöglichte ein bequemes und schnelles Vorankommen auf den Winterwegen, die glatt und weich über zugefrorene Seen und Sümpfe führten, Wege, die zuweilen bis in den April benutzt wurden. (Das einzige Problem bei diesen Winterreisen war, dass das Gehen im tiefen Schnee die Zugtiere schwer belastete.) Und Holz, Kohle, Erz, Teer, alles, was im Sommer nur schwer, wenn überhaupt transportiert werden konnte, ließ sich nun leicht verfrachten. Die Winterwege bekamen dadurch eine außerordentliche Bedeutung für die schwedische Wirtschaft.
    Es war gefährlich zu reisen. Bei dem schlechten Zustand der Wege waren Unglücke und Missgeschicke an der Tagesordnung, wenn man mit dem Wagen unterwegs war. Die Pferde versanken in Schlamm und Matsch, Wagen stürzten um. Die Brücken waren unsicher, und es war immer mit Gefahr verbunden, einen großen Fluss mit einer Fähre oder bei einer Furt zu überqueren, besonders bei schlechtem Wetter und Hochwasser. Kollisionen waren nichts Ungewöhnliches, vor allem auf den engen Stadtstraßen – was dann leicht zu Schreien, gezogenen Degen und fuchtelnden Armen führte, alles vor einem pittoresken Hintergrund zappelnder Pferdebeine und frei in der Luft rotierender Wagenräder. Ein großer Teil dieser Unfälle scheint durch unklare Ausweichregeln hervorgerufen worden zu sein. In Deutschland zum Beispiel war es Pflicht, sich bei einer Begegnung auf der rechten Seite zu halten. In anderen Ländern wie Frankreich scheint man sich an eine Art hierarchischer Ausweichregel gehalten zu haben, das heißt, eine Person mit niedrigerem Status hatte einer mit höherem auszuweichen. Sehr hochstehende Personen scheinen es als ein weiteres Privileg angesehen zu haben, einfach draufloszubrausen, in der frommen, aber etwas abenteuerlichen Annahme, dass alle anderen brav aus dem Weg gingen.
    Eine weitere allgemein bekannte Gefahr waren die Straßenräuber, die trotz unermüdlichen Hängens und Räderns in allen Ländern anzutreffen waren. Immer wieder wurden Reisende von Räubern überfallen, misshandelt oder getötet. Es war deshalb stets angeraten, sich zu bewaffnen, wenn man auf Reisen ging, insbesondere wenn der Weg durch dunkle und unzugängliche Waldgebiete führte. Auch wenn die Gefahr, Räubern zu begegnen, oft erheblich übertrieben wurde, war sie doch stets vorhanden. In Schweden hatte der sich hinziehende Krieg dieses Problem verschärft, teils weil er die Menschen leichter geneigt machte, Gewalt

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