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Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Titel: Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Weder dänische noch schwedische Machthaber ahnten, dass Torstenssons Heer
so
schnell marschieren konnte. Der von Pommern aus gegen die Südspitze Seelands gerichtete Vorstoß war nun, nachdem die Dänen alarmiert waren und ihre Kriegsschiffe wie wütende Wespen um die dänischen Inseln schwirrten, nicht mehr durchführbar. Und die schwedische Armee, die vom schwedischen Festland aus nach Schonen eindringen sollte, hatte sich noch nicht gesammelt. Es war eigentlich noch schlimmer: Die Soldaten, die deren Glieder füllen sollten, waren noch nicht einmal ausgehoben. Noch zwei Wochen nach dem Angriff des schwedischen Heeres wusste der Rat nicht, ob er wirklich eingeleitet worden und wie er, falls es sich so verhielt, verlaufen war – Torstensson hatte seitdem vier Briefe geschrieben, doch noch keiner von ihnen war angekommen, was damit zusammenhing, dass dänische Kriegsschiffe zwischen Nordjütland und Göteborg kreuzten und alles und alle, die nach Schweden unterwegs waren, abfingen. Die Ratsherren zögerten, und auf eine direkte Anfrage des dänischen Residenten in Stockholm, ob Torstenssons Angriff auf ihren Befehl hin erfolgt sei, setzten sie eine verständnislose Miene auf und antworteten mit einem schamlosen Nein. Nach einigen Tagen erhielten sie jedoch ziemlich zuverlässige Nachrichten darüber, dass das schwedische Heer große Erfolge gehabt hatte, woraufhin sie sich endlich entschlossen, trotz allem den Plan weiterzuverfolgen.
    Am 14 . Februar 1644 ritten zwei Männer unter Trompetengeschmetter über die schwedisch-dänische Grenze bei Markaryd. Der eine war ein Trompeter namens Jörgen, der andere war ein Ankläger beim Hofgericht mit Namen Nils Nilsson Lindegren. Dieser war in eine besonders prächtige Tracht gekleidet, die ihn als Herold auswies, und in der einen Hand hielt er ein Zepter, an dem ein Dokument befestigt war. Das Papier war der offene «Fehde-und Aufkündigungsbrief», also die Kriegserklärung, und mit dieser sollte Lindegren nun nach Kopenhagen reiten. Wenn jemand ihn unterwegs aufhielte, sollte er den Leuten den Brief zeigen und ausrufen,
    daß er, wegen der Gewalt und des Unrechts, das ihrer Königlichen Majestät von Schweden und ihren treuen Untertanen nun seit Jahren vom König von Dänemark zugefügt worden sei, nun zu diesem gesandt worden sei, um ihm offen den Krieg zu erklären.
    Ein bisschen altmodisches Zeremoniell konnte ja nicht schaden, auch wenn es zwei Monate zu spät kam. Dicht auf den Fersen der beiden Männer folgten lange, rasselnde Kolonnen, die sich auf den schmalen und schlechten småländischen Wegen, die zur Grenze führten, voranschlängelten. Es waren 10 600 Männer zu Pferde und zu Fuß: Östgöten, Västgöten, Småländer, Närkinger, Södermanländer, Dalekarlier und Uppländer, das größte Kontingent, das Schweden an einheimischen Kriegern aufbieten konnte, die nach einer Musterung, die in aller Stille in Värnamo durchgeführt worden war, nun in Schonen einfallen sollten.
    Zunächst trafen sie nirgends auf Widerstand. Das Einzige, was sie vom Feind sahen, waren ein paar große Barrikaden aus gefällten Bäumen, die aber sämtlich verlassen waren. Nur an einer einzigen Barrikade machten einige verwegene schonische Bauern Miene, die scheinbar endlosen Ketten der Voranmarschierenden aufzuhalten, doch ein paar Schüsse reichten aus, um auch sie zu vertreiben. Als die Schweden an eine Brücke über den Rönnefluss kamen, war diese von dänischen Truppen besetzt, aber die Kolonnen umgingen sie einfach und wateten ungehindert an einer anderen, zehn Kilometer entfernten Stelle durch das eiskalte Wasser des Flusses. Nachdem das schwedische Heer die frostkalte Ebene durchquert hatte, erreichte es am 17 . Februar 1644 Helsingborg und den Sund. Auch dort sahen sie keine Feinde. Als die schwedischen Soldaten durch die engen Straßen vordrangen, fanden sie die Stadt leer und verlassen. Sie kamen noch rechtzeitig zur Schiffsbrücke hinunter, um einige Boote mit schreckensbleichen Einwohnern Helsingborgs ablegen und auf das von Treibeis bedeckte Wasser hinaussteuern zu sehen. Die Schweden feuerten mit ihren Pistolen hinter ihnen her, was die Bereitwilligkeit der schonischen Bürger, umzukehren und ihre Okkupanten in Empfang zu nehmen, nicht im Geringsten förderte; stattdessen verschwanden sie schnurstracks über den Sund, um sich am anderen Ufer in Sicherheit zu bringen.
    Wie auf Jütland hatte die Nachricht, dass die Schweden im Anmarsch waren, Panik ausgelöst. Es sagt

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