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Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Titel: Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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war abgerissen, wahrscheinlich zu Brennholz gemacht, in einigen Häusern waren die Dachböden abgetragen und fortgeschleppt, an vierzehn Häusern waren auch die Wände heruntergerissen oder beschädigt, und fünfzehn waren völlig zerstört.
    Ein Land ohne Menschen war indessen von geringem Wert, weshalb Horn ein «öffentliches Patent» ausfertigen ließ, in dem allen Bewohnern Schutz und Schonung versprochen wurde, wenn sie nur zurückkehrten und getreulich ihre Kontribution bezahlten, «wenn nicht, würden sie mit aller Feindseligkeit, mit Feuer und Schwert bis zum Äußersten verfolgt werden». Am 27 . Februar 1644 brach der Hauptteil der Armee von der Küste auf, und zwei Tage später marschierten sie in ein schneekaltes Lund ein, das ohne Kampf kapitulierte. Auch Lund war halb leer, doch wenn auch die rund 300 Häuser der Stadt keine ähnlich große Beute enthielten wie die, die man in Helsingborg gemacht hatte, so fanden die schwedischen Soldaten doch große Mengen Getreide, Obst und Vieh, als sie die umgebenden Dörfer durchsuchten.
    Die Eroberung von Lund war der letzte unblutige Sieg der Schweden in Schonen.
    Hier hielt die Armee ein und wartete darauf, dass von Schweden schwere Belagerungsartillerie herangebracht würde. Die anderen Festungen des Landes waren nämlich besetzt, und um sie zu bezwingen, bedurfte es mehr als der dreißig leichten Geschütze, die man auf dem Marsch von Småland mitgeführt hatte.
    Inzwischen erwachten die Schonen aus ihrer Schreckensstarre und begannen zurückzuschlagen. Die regulären Truppen waren zwar schwach und bestanden hauptsächlich aus deutschen Söldnern, von denen die meisten als Festungsbesatzungen gebunden waren, doch hatten die Behörden gerade eine große Aushebung in Schonen durchgeführt, bei der alle Knechte und jeder fünfte Bauer eingezogen worden waren, um dem dänischen König zu dienen. Das bedeutete, dass die dänischen Kriegskommissare nun über eine Streitmacht von rund 8000 Mann verfügen konnten, die meisten ungeübte Landbewohner, die sich in Banden und Haufen gesammelt hatten. Diese und andere Bauern, die verbittert waren über die schwedischen Konfiskationen, führten nun einen Partisanenkrieg gegen die schwedischen Eindringlinge, der bald erbittert, blutig und hässlich wurde.
    Von den Schweden wurden sie Schnapphähne genannt – eigentlich ein altes deutsches Wort für Straßenräuber; sie überfielen kleinere Posten, griffen Patrouillen an und machten einzelne Reiter nieder. Die verschneite Waldregion um Fagerhult war nach kurzer Zeit so unsicher, dass alle Kuriere mit einer starken Eskorte versehen wurden, wenn sie auf dem Weg zur schwedischen Grenze die Gegend passierten. Nach einiger Zeit war man sogar gezwungen, einen großen Teil des Verkehrs nach Småland gänzlich einzustellen. Er beanspruchte einfach zu viele Leute. So brauchte beispielsweise der erwartete Transport mit schweren Belagerungsgeschützen eine Eskorte von 800 Reitern, um durchzukommen. In einem verzweifelten Versuch, den Hinterhalten und Überfällen von Heckenschützen ein Ende zu bereiten, ließ Horn den ganzen Wald längs des 55 Kilometer langen Wegs zwischen Tranarp und der Grenze niederhauen. Aber die Schnapphähne ließen sich von diesen Kahlschlägen nicht einschüchtern, sondern wurden nur noch aggressiver. Eine Gruppe drang schamlos nach Schweden ein, stieß bis nach Markaryd vor, wo sie die Kirche plünderte und aus Gründen der ausgleichenden Gerechtigkeit nicht versäumte, die Bauern der Gegend ein wenig zu berauben. (Dies war eine Ausnahme, denn wie in früheren Kriegen hatten große Teile der Landbevölkerung beiderseits der Grenzen sich mit Billigung der Obrigkeit darauf geeinigt, einander in Frieden zu lassen. Der Vorfall zeigt aber, dass der Unterschied zwischen einer Bande von Freischärlern und einer Bande von Räubern zuweilen recht akademisch sein konnte.) Manchmal war es nur ein schwedischer Reiter auf Furagierung, der verschwand und später nackt und erschossen gefunden wurde, manchmal kam es zu förmlichen Schlachten im Miniaturformat, bei denen Hunderte von in Kompanien aufgestellten Bauern in der Kälte mit Horns Reiterei zusammenstießen. Die besser organisierten und gerüsteten Schweden behielten in diesen Kämpfen meistens die Oberhand, und viele Bauern wurden niedergemacht. Anfangs begnügte man sich damit, nur die Anführer zu greifen und dem Rest die Waffen abzunehmen, aber als die Überfälle sich häuften, reagierten die Schweden mit

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