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Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Titel: Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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die Festung, die der Stadt gewissermaßen vorgelagert war, und Gustav Vasa hatte sie mit großen Kosten wiederaufbauen lassen. Das hinderte die Dänen jedoch nicht, sie erneut einzunehmen, zuerst während des nordischen Siebenjährigen Krieges und danach noch einmal 1612 – und beide Male waren die Schweden gezwungen worden, die Festung freizukaufen, das letzte Mal mit der für diese Zeit unfassbaren Summe von 1 000 000 Reichstalern. Dass die Dänen nun auf den schwedischen Angriff mit einer weiteren Attacke gegen Göteborg antworten würden, war mehr als wahrscheinlich, es war absolut vorhersehbar.
    Und so ankerten am 5 . April 1644 , zwei Tage bevor die Besatzung im Schloss von Landskrona kapitulierte, elf dänische Kriegsschiffe beim Kyrkogårdsholmen vor Göteborg. Einige hundert Soldaten gingen an Land und errichteten rasch ein mit Kanonen gerüstetes Blockhaus –
Gottenbrille
genannt; außerdem versenkten die Dänen ein paar mit Steinen beladene Lastschuten mitten in der Einfahrt. Bald wurde den Schweden klar, dass dies nur der erste Teil einer gegen die Stadt gerichteten dreiteiligen Zangenbewegung war. Teil zwei war der Angriff einer dänischen Heeresabteilung von Halland aus. Teil drei war der Einfall von Truppen aus dem norwegischen Bohuslän. Dass die Operation für die Dänen außerordentlich wichtig war, zeigte sich daran, dass Christian selbst die Flotte nach Göteborg begleitete; hier bestand die Möglichkeit, die Initiative an sich zu reißen und mit einem vernichtenden Schlag gegen einen außerordentlich wichtigen strategischen Punkt den Krieg direkt nach Schweden hineinzutragen.

4 . Endlich haben wir den alten Fuchs im Sack!
    Hannibal Sehested – Grenzstreitigkeiten – Särna und Idre werden erobert – Ivar Nilsson schlägt Alarm – Schwedische Truppen fallen in Jämtland ein – Gegenangriff – Die Verteidigung von Göteborg – Die Belagerung von Laholm – Gallas greift ein – Die Seeschlacht im Lister Tief – ‹Das Schießen war schrecklich› – Die Seeschlacht auf der Kolberger Heide – Horn zerniert Malmö – Pattsituation auf der Kieler Förde
    Der Angriff aus Bohuslän wurde von dem neuen Statthalter in Norwegen, Hannibal Sehested, geführt: 34 Jahre alt, gut ausgebildet, begabt, herrschsüchtig und energisch. Er sollte mit der Zeit viel Kraft unter anderem auf die Verbesserung des Heerwesens im Land verwenden, doch zum jetzigen Zeitpunkt waren seine militärischen Machtmittel eher minimal. Ihm standen nur wenige höhere Offiziere zur Verfügung, und er war auf ausgehobene Bauern als Soldaten angewiesen; doch diese zeigten sich rasch ziemlich uninteressiert daran, gegen Schweden zu kämpfen. Sie dachten in ihrem unerschütterlichen gesunden Menschenverstand: Wenn die Schweden nicht gegen uns kämpfen, gibt es keinen besonderen Grund für uns, gegen sie zu kämpfen. Wir kaufen von ihnen Eisen und Kupfer, sie kaufen Pferde und Getreide von uns; warum soll es nicht dabei bleiben? Sie lauschten also schweigend und brav mit der Mütze in der Hand Sehesteds hehrer Mahnrede über Gott, König und Vaterland, aber sobald er sich abgekehrt hatte, nahmen die meisten dankbar die an sie ausgeteilten Büchsen und liefen wieder nach Hause. Unter diesen Bedingungen musste Sehested sich damit begnügen, ein paar Nadelstiche über die Grenze hinweg auszuführen und sozusagen aus der Distanz ein wenig zu knurren. Einige Abteilungen gelangten schließlich auf das rechte Ufer des Göta Älv, wo sie umherzogen und einige Schleusen und Sägewerke zerstörten. Das vielleicht Spektakulärste, das man zustande brachte, war, dass eine norwegische Einheit später durch die Wälder zu der kleinen, neu angelegten Stadt Vänersborg vordrang und sie niederbrannte. Schwedische Truppen wollten da nicht zurückstehen, überschritten die Grenze nach Bohuslän und steckten Uddevalla in Brand.
    In diesem Frühjahr kam es an mehreren Punkten entlang der langen Grenze zwischen Schweden und Norwegen zu Kämpfen. Die Menschen wussten, dass Krieg war. Die Landeshauptmänner der schwedischen Grenzprovinzen hatten sich auf Befehl aus Stockholm auf eventuelle Feindseligkeiten von norwegischer Seite eingestellt. Unter anderem hatten sie Signalposten für Feuerzeichen errichtet und sich mit Hilfe abgedankter Offiziere darauf vorbereitet, die Bauern aufzubieten. Die Wege nach Norwegen wurden auch gesperrt, und die Jämtländer durften nicht mehr nach Schweden einreisen, eine Maßnahme, die unter der Grenzbevölkerung auf

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