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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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aufzuhalten, und schwedische Diplomaten wurden entsandt, um die Interessen ihres Landes in den verschiedenen Machtzentren Europas wahrzunehmen. (Eine ständige Vertretung aufrechtzuerhalten, galt in vielen Fällen als viel zu teuer, weshalb diese Aufgabe häufig einem Ausländer am Ort anvertraut wurde, der ein kleines Entgelt dafür erhielt, dass er neben seinen anderen Tätigkeiten auch als
Resident
für die schwedische Krone Dienst tat.)
    Doch führte die Entstehung der modernen Diplomatie nicht zu einer unmittelbaren Verminderung kriegerischer Verwicklungen in Europa. Wenn die Herren des diplomatischen Korps sich erst einmal wohl fühlten, konnten sie ebenso gern einen neuen Krieg anzetteln wie einem alten den Garaus machen. Aber trotzdem wurden mit ihrer Hilfe allmählich neue und verbesserte Kanäle für friedlichere Kontakte zwischen den Staaten geschaffen. Der stolze Auftritt des Botschafters auf der Bühne der großen Politik hängt auch mit einer anderen Entwicklung in diesem Jahrhundert zusammen, die wie die neue Diplomatie zumindest eine vage Hoffnung auf verbesserte Beziehungen zwischen den Reichen aufkommen ließ, nämlich mit der stark zunehmenden Bedeutung des internationalen Rechts. Früher, während des sogenannten Mittelalters, gab es wenig Regeln für den Umgang der Völker miteinander, und dennoch war Europa nicht in die heillose Kriegsanarchie verfallen, die den Kontinent nun peinigte. Denn im Mittelalter wirkte die allgemein anerkannte Idee von der universellen Gemeinschaft der Christenheit als eine eindeutig hemmende Kraft. Doch durch die Reformation im 16 . Jahrhundert wurde jener Traum von der religiösen Einheit ein für alle Mal zunichte. Der Gottesstaat,
Civitas Dei
, existierte nicht mehr, und an seine Stelle trat der Nationalstaat,
Civitas terrae nationis
, der eifrig und mit allen Mitteln seinen eigenen Vorteil suchte. Und im frühen 17 . Jahrhundert, als die immer größeren und immer effektiveren Staatsapparate immer größere und immer schlagkräftigere Armeen auf die Beine stellen konnten, trat der Krieg über alle Ufer. Der Großkrieg, der europäische Weltkrieg, der jetzt im Begriff war, Deutschland zu zerreißen, war der Höhepunkt einer rasanten Entwicklung, die alle Zeitgenossen tief erschütterte. Was man da erblicken konnte, war etwas Neues. Nie zuvor hatten die Kriege ein solches Ausmaß und eine solche geographische Ausdehnung, nie zuvor waren die Armeen mit solcher Brutalität und alles umstürzender Zerstörungskraft aufgetreten, nie zuvor hatten die Verantwortlichen mit einer derartig bizarren Mischung aus Fanatismus und Hilflosigkeit agiert. Die Geschichten von totaler Rechtlosigkeit, Massakern an Unschuldigen, Abschlachten von Gefangenen, routinemäßiger Folter, Pest, Kannibalismus, Plünderung und reinem Vandalismus wurden immer mehr und immer abstoßender in den Details. Kein Wunder, dass viele ungläubig den Kopf schüttelten und die Ansicht vertraten, das Ende der Welt stehe bevor.
    Doch nicht alle reagierten auf die Woge von Exzessen damit, in Verzweiflung die Arme zu einem merkwürdig stummen Himmel zu erheben. Viele wollten auch die menschliche Vernunft zur Geltung bringen, um den Kräften, die die wachsenden Staatsapparate losgelassen hatten, in irgendeiner Weise Einhalt zu gebieten, sie zu bändigen und sie schließlich, so hofften sie, zu lenken. In der ersten Hälfte des 17 . Jahrhunderts begannen verschiedene Gelehrte und Juristen, die Meinung zu vertreten, dass der Umgang der Staaten miteinander in der gleichen Weise juristisch geregelt werden sollte, wie es mit den Beziehungen der Menschen untereinander bereits der Fall war. Wichtige Beiträge lieferten unter anderem spanische Neuscholastiker, doch der bedeutendste Mann in diesem Zusammenhang ist ohne Zweifel der Holländer Huig van Groot, besser bekannt unter dem Namen Hugo Grotius.
    Grotius war ein typischer Intellektueller des 17 . Jahrhunderts: hochgelehrt, vielseitig gebildet, ebenso begabt im Verfassen von Gedichten und Theaterstücken wie in theologischen Haarspaltereien; häufig auf Reisen, denn wie so viele seinesgleichen führte er ein Wanderleben zwischen verschiedenen Ländern und Hauptstädten und diente auf seiner ständigen Jagd nach einem festen Unterhalt vielen verschiedenen Herren, doch war die Gelehrsamkeit sein wirkliches Vaterland. Er hatte die Niederlande verlassen, nachdem er zu lebenslänglicher Gefängnisstrafe verurteilt worden war, als er in einem ernsten religiösen und

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