Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
und die waren ja billig. So kamen denn im Juni und Juli 1638 die Verstärkungen an. Es waren rund 9000 Reichsschweden und 5000 Finnen: aus Östgötaland, Småland, Hälsingland, Åboland, Nyland, Västgötaland und Uppland.
In dem großen Kontingent war auch neu ausgehobenes Fußvolk aus Västerbotten und unter diesem eine kleine Gruppe von 27 jungen Männern aus dem Kirchspiel Bygdeå, nordöstlich von dem zur Stadt erhobenen Flecken Umeå. Bygdeå war wie so viele andere Waldkirchspiele im Reich dünn besiedelt. Dort lebten, auf 255 Höfe verteilt, 1700 Menschen, und die Höfe ihrerseits drängten sich in rund vierzig Weilern zusammen, kleine Inseln von Fachwerk und Äckern in einem endlosen Meer von Fichten, Kiefern und moosgrauen Felsen: Flarken, Gunsmark, Ultervattnet, Gumboda, Klinten, Ånäset, Brände, Rickleå, Ivarsboda, Andersvattnet und andere. Die Menschen in Bygdeå hatten mehr als ihren gehörigen Anteil an Prüfungen auferlegt bekommen, seit Gustav Adolf seine lange Reihe von Eroberungszügen eingeleitet hatte. Am schlimmsten waren die Aushebungen von Soldaten. Von 1619 bis zu diesem Jahr 1638 waren 225 der Männer des Kirchspiels zum Kriegsdienst ausgehoben worden. Sie hatten die Kampagnen in Livland und Preußen mitgemacht und auch in Deutschland gekämpft. Was heißt gekämpft? Sie hatten selten oder nie richtige Kämpfe gesehen, sondern waren als geduldige, zuverlässige Garnisonssoldaten oder als Soldaten auf den Schiffen der Flotte verwendet worden. Von diesen 225 war bis dahin einer gesund und frisch wieder nach Hause gekommen, sechs waren als Wracks zurückgekehrt, zum Beispiel Per Olovsson, der mit «beiden Füßen abgefault» nach Ivarsboda zurückkam – die einzige Möglichkeit, vom Kriegsdienst freizukommen, war, dass man entweder 30 Jahre im Feld diente oder Invalide wurde –, während 35 noch lebten und unter den Fahnen standen. Der Rest, 183 Männer und Halbwüchsige, war gestorben oder spurlos verschwunden.
Es gab keine Anzeichen, dass dieser Albtraum aufhörte. Im Gegenteil. Bisher hatten die Kontingente mit neuen Soldaten stets schwere Verluste zu beklagen, wenn sie zum ersten Mal mit dem Schmutz und den Krankheiten der deutschen Feldlager in Berührung kamen. Auch die Verstärkungen, die im Sommer 1638 eintrafen, wurden vom Schwung der Sense nicht verschont. Die 27 Soldaten aus Bygdeå wurden nach der Musterung in Wollin als Besatzung nach Greifswald verlegt, doch einen guten Monat später holte die Krankheit sie ein, und da ging es Schlag auf Schlag:
Måns Larsson aus Siljum, 19 Jahre alt, starb am 3 . August
Olof Larsson aus Ultervattnet, 16 Jahre, starb am 11 . August
Jöns Eriksson aus Norum, 26 Jahre, starb am 13 . August
Mats Mårtensson aus Estermark, 19 Jahre, starb am 22 . August
Olof Olofsson aus Kålaboda, 15 Jahre, starb am 28 . August
Johan Olofsson aus Skäran, 25 Jahre, starb am 30 . August
Nils Andersson aus Nybyn, 21 Jahre, starb am 5 . September
Per Öndesson aus Kålaboda, 17 Jahre, starb am 7 . September
Erik Andersson aus Skäran, 21 Jahre, starb am 7 . September
Anders Larsson aus Siljum, 19 Jahre, starb am 11 . September
Olof Mårtensson aus Estersmark, 16 Jahre, starb am 12 . September
Germund Tomasson aus Klinten, 19 Jahre, starb am 30 . September
Erik Olofsson aus Estersmark, 18 Jahre, starb am 30 . September
Per Eriksson aus Hertsånger, 16 Jahre, starb am 30 . September
Lars Joensson aus Flarken, 16 Jahre, starb am 30 . September
Jöran Persson aus Korssjön, 17 Jahre, starb am 3 . Oktober
Anders Nilsson aus Bäck, 18 Jahre, starb am 19 . Oktober
Per Jönsson aus Andersvattnet, 21 Jahre, starb Ende Oktober
Per Larsson aus Krokvattnet, 20 Jahre, starb Ende Oktober
Olof Nilsson aus Gumboda, 21 Jahre, starb Anfang November
Anders Jöransson aus Näs, 17 Jahre, starb Anfang November
Anders Persson aus Rickleå, 19 Jahre, starb Anfang November
Krister Nilsson aus Estersmark, 19 Jahre, starb Anfang November
Per Andersson aus Gumboda, 18 Jahre, starb Anfang November
Anders Olofsson aus Gumboda, 16 Jahre, starb Anfang November.
Der Krieg war nicht ihre Angelegenheit, aber er wurde wahrlich ihr Schicksal. Woran sie starben, wissen wir nicht. Es kann die Pest gewesen sein. Es kann auch gewöhnliche Lagerkrankheit oder Lagerfieber gewesen sein. Die Symptome dieser Erkrankung waren einem Arzt des 17 . Jahrhunderts zufolge «eine Art Unruhe und ein Gefühl von Unwohlsein, worauf ein oder zwei Anfälle von Schüttelfrost folgen, ein
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