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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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sicheres Zeichen der Ansteckung». Danach setzten Schlaflosigkeit, Schwindel, Fieber, Kopfschmerzen und Schweißausbrüche ein, die andauerten, bis die Krankheit ihren Höhepunkt erreichte und der Angesteckte entweder gesund wurde oder starb. Heilmittel gab es wenige, und solche, die es gab, waren zum Teil fiktiv; vor allem wurden Tinkturen mit Rehhorn als wichtigstem Bestandteil empfohlen. Was die kranken Jungen aus Västerbotten fühlten, können wir natürlich auch nicht wissen. Aber wir können es erraten. Der oben zitierte Arzt, der Italiener Bernardino Ramazzini, spricht von «einer großen Unruhe», die oft in den Lagern aufflammte:
    Sie erfaßte Mannschaft und Offiziere. Alle wurden von einer leidenschaftlichen Sehnsucht nach Zuhause und nach ihrer Familie ergriffen. Auf Deutsch heißt es Heimweh und ist fast immer ein schlechtes Zeichen. Männer, die von dieser Unruhe ergriffen werden, sterben an Krankheiten oder verlieren ihr Leben im Kampf.
    Das Einzige, was wir sicher wissen, ist, dass nach dem 12 . November 1638 nur noch der achtzehnjährige Anders Persson aus Sjulsmark lebte – einer von 27 .
    Während diese jungen Männer aus Västerbotten einer nach dem anderen ihres Lebens beraubt wurden, suchte Johan Banér eine Wendung des Krieges herbeizuführen. Der Anblick einer neuen Feldarmee von 21 000 gut eingekleideten Männern veranlasste ihn, sich die Hände zu reiben und neue Feldzüge auszudenken. Die Kaiserlichen waren aus eigenem Antrieb aus Pommern abgezogen, aber das reichte nicht. Nun galt es auch, das neu aufgestellte schwedische Heer aus dem Land zu bringen, bevor es dieses mit seinen vielen hungrigen Mündern und zahlreichen langen Fingern noch weiter ruinierte. Denn Pommern und Mecklenburg waren inzwischen eine versorgungsmäßige Wüste, wie sie totaler nicht vorstellbar ist.
    Die Menschen draußen auf dem Lande waren tot oder geflüchtet; entweder waren sie, wie es die Menschen in Kriegszeiten seit dem Mittelalter taten, in die mauerbewehrten Städte geflohen – die nun aus allen Nähten platzten –, oder sie hatten sich in andere Länder wie Dänemark und Polen begeben. Die Ursache war einfach: Große Teile Pommerns und der angrenzenden Länder waren jetzt so verheert, dass weder Menschen noch Tiere dort leben konnten. «Hier gibt es nur Sand und Luft», schrieb Banér an Axel Oxenstierna. «Alles ist bis auf den Grund verwüstet.» Das meiste war zerstört, auch die Mühlen, sodass die Bevölkerung das bisschen Getreide, das sie noch hatte, zwischen Grabsteinen mahlen musste. Besonders entlang der großen Verkehrswege lag Dorf an Dorf leer und schweigend, die Häuser in Trümmern und die Äcker von Unkraut überwuchert. Als man später die Verluste zusammenzählte, ergab sich, dass 60 bis 70 Prozent der Zivilbevölkerung dem Krieg zum Opfer gefallen waren. Noch viele Jahre nach dem Friedensschluss konnte man auf verlassene Dörfer stoßen, und es dauerte bis weit ins nächste Jahrhundert, bis die Bevölkerung in diesen Gebieten den durch den Krieg erlittenen Aderlass überwunden hatte. In dem Elend und im Schmutz der überfüllten Städte grassierten die Krankheiten. Die Universität in Greifswald, die einzige in diesem Gebiet, legt hiervon beredtes Zeugnis ab: Mehrere Professoren starben, und obwohl ihr Rektor, Baltasar Rau, durchzuhalten versuchte, war der Zustrom neuer Studenten aus erklärlichen Gründen nahezu zum Erliegen gekommen. Im Jahr 1637 / 38 schrieben sich nur sieben Studenten ein; im Jahr davor waren es 115 gewesen. Das allgemeine Elend wurde nicht besser dadurch, dass die pommersche Zivilverwaltung zur gleichen Zeit zusammenbrach, oder eher: in den Streik trat, aus Protest gegen den Krieg und die drückende Anwesenheit der schwedischen Truppen. Während des Frühjahrs hatte sich Pommern teilweise in einem Zustand der Anarchie befunden; die Gerichte arbeiteten nicht mehr, die Kirchenordnung brach zusammen, und jede Form von Aufsicht auf Straßen und Märkten verschwand. Wenn die pommerschen Landräte geglaubt hatten, durch diese Aktion ihr Land zu befreien, wurden sie jedoch bald eines Besseren belehrt, denn die Schweden unter Banér nahmen das Chaos als Vorwand, um Pommern ein für alle Mal dem schwedischen Reich einzuverleiben.
    Die Logik der Kriegsfinanzierung und des Armeeunterhalts war so beschaffen: Wenn die kahl gefressene Gegend hier an der Küste jemals wieder eine wirkliche Versorgungsbasis werden sollte, blieb Banér nichts anderes übrig, als eine Offensive zu

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