Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
französischen Truppen hatten sie in den letzten Tagen des Jahres 1639 den Rhein überquert und waren nach Osten gegangen. Der Zeitpunkt war der richtige. Zuvor hatten die Franzosen mit den Spaniern alle Hände voll zu tun gehabt, doch die spanische Krone hatte in der letzten Zeit eine Reihe schwerer Niederlagen erlitten. Die Holländer hatten gerade die wichtige Festung Breda zurückerobert – deren Eroberung durch die Spanier 1625 als so bedeutend galt, dass sie auf einem berühmten Gemälde von Velázquez festgehalten wurde. Diese und weitere Verluste waren jedoch schwer auszugleichen, denn der Fall Breisachs hatte dazu geführt, dass Verstärkungen aus Südeuropa nicht mehr über den Spanischen Weg nach Flandern gelangen konnten. Noch schlimmer wurde es, als holländische Seestreitkräfte kurze Zeit nach dem Fall Bredas die spanische Atlantikflotte in einer Seeschlacht vor Dover vernichteten ( 70 spanische Schiffe wurden in der größten spanischen Marinekatastrophe seit dem Untergang der großen Armada 50 Jahre zuvor versenkt oder erobert); darüber hinaus hatten die ungeheuren Kriegsanstrengungen in Spanien eine äußerst instabile Lage geschaffen: Gerüchte von Blut, Mord und Aufruhr lagen sowohl in Katalonien als auch in dem Spanien angeschlossenen Portugal in der Luft – manche meinten, dass die spanische Monarchie in ihrer Existenz bedroht sei. Die Spanier konnten dem Kaiser keine nennenswerte Hilfe mehr leisten. Banér selbst hatte Drohungen, Versprechungen und Bestechungen angewendet, um die Franzosen und die Bernhardiner auf Trab zu bringen. Nicht zuletzt konnte er damit locken, dass jetzt eine überaus günstige Lage für gemeinsame Operationen bestand: Die kaiserliche Hauptarmee war schwach, und wenn man alle Kräfte rasch vereinigen könnte, würde man sie zweifellos in alle Winde zerstreuen können.
Es sah so aus, als sei die Pattsituation der vergangenen Jahre nun vorüber und als träte der Krieg wieder in eine bewegtere und aktivere Phase ein. Der Anblick von Franzosen und Bernhardinern – Letztere schlecht diszipliniert und wie gewöhnlich heftig murrend – auf dem Marsch nach Osten ließ die deutschen Fürsten schaudern. Zwei von ihnen, der opportunistische Herzog Georg von Lüneburg und die Landgräfin Amalia Elisabeth von Hessen, beendeten beide eine lange Karriere routinierten neutralen Schlingerns und schlossen ihre Länder den Feinden des Kaisers an.
Am 6 . Mai 1640 begegneten sich die Heere der Bundesgenossen auf einem weiten Feld vor der Stadt Erfurt zum ersten Mal. Auf den frühlingsgrünen Wiesen wartete das schwedische Fußvolk, 9000 Mann in zwei dichten Treffen aufgestellt. Die Anmarschierenden kamen in langen, bunten Kolonnen von Reitern und Fußvolk, französische, bernhardinische, hessische und lüneburgische Truppen. Man konnte sie zählen: 40 Schwadronen mit Reiterei und elf Bataillone Fußvolk. Sie schwenkten vor den wartenden Reihen schwedischer Soldaten ein und stellten sich lückenlos ihnen gegenüber auf. Hohe Offiziere und Befehlshaber wirbelten zu Pferde umher, und mit der für das 17 . Jahrhundert typischen ausgesuchten und höflichen Gespreiztheit überschütteten sie einander mit Komplimenten und Lob für ihre Krieger. Als all die trappelnden Tausendfüßler ihren Platz gefunden hatten, ließ der zufriedene Johan Banér einer Batterie von 80 Feldgeschützen Zeichen geben, die sogleich eine donnernde schwedische Losung mit zwei Salven abfeuerte, die die aufgestellten Regimenter mit zwei krachenden Salven aus Musketen und Pistolen erwiderten. Es war wahrlich ein Freudensalut, denn von diesem Augenblick an stand Banér eine vereinigte Armee von 32 000 Mann im Glied zur Verfügung. Die Gegner unter Piccolomini zählten nicht mehr als etwa 10 000 Mann.
Sollte man die Kaiserlichen je packen können, dann jetzt.
4 . Abschied von der Kindheit
Der Hinterhalt bei Lübeck – Erik reist zurück nach Schweden – Über Seereisen – Über Seeungeheuer – Schweden – Fläche und Bevölkerung – Die Bauern – ‹Die Armen gehen nicht zugrunde› – Die Städte – Die schwachen Bürger – Kapitalistische Inseln – Die Leidenschaften und die Verachtung des Handels – Eriks Onkel verleiht Geld – Erik wird nach Stettin geschickt – ‹Das war mein ganzer Reichtum›
Fünf Tage nach der feierlichen Vereinigung der verbündeten Streitkräfte auf den Feldern vor Erfurt verließen Erik und sein Onkel Erik Eriksson Hamburg. Wie bereits gesagt, bereitete eine Gruppe
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