Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
wahres Bild der Vergangenheit zu erhalten. Messenius starb nur einige Monate nach seiner Entlassung.
Wivallius war in etwas besserer Verfassung, als er 1641 freigelassen wurde, und 1642 wurde sein betörend schönes «Klagelied über diesen trockenen und kalten Frühling» gedruckt. Es war eine Beschwörung der Kälte, eine Anrufung der Wärme des Sommers, ein Ruf nach dem Beistand Gottes in einer Zeit, da Not und Missernten das Reich zu bedrohen schienen, und eine Bitte um Vergebung – denn musste nicht das ganze Unglück der Zeit seinen letzten Ursprung in der Sünde und den Vergehen der Menschen gegen Gott haben?
Gib Freude und Trost, daß die Lerche nicht sterb’,
laß leben die Sommerschwalben.
Erquick unsere Brust hier auf Schwedens Erd’,
wo jetzt nur Trauer mag walten.
Gib Sommer, gib Blumen,
gib gutes, grünes Heu,
laß des Kuckucks Ruf erschallen.
Laß das Vieh auf die Koppel, den Ochsen bind los,
treib die Tiere hinaus in den Wald.
Führ das Pferd aus dem Stall, Gottes Weide ist groß,
laß den Bauern sich freun hinterm Pflug.
Herbst üppig macht lustig,
laß die Saat aufgehn
auf den Äckern fruchtbar und gut.
Laß gedeihn seine Schafe, laß blühen sein Feld,
hilf füllen die leeren Scheuern.
Rät der Bauer allein, find’t der Krieger auch ein Bett,
zu strecken die müden Glieder.
Still den Zorn, gib uns Frieden,
manche Magd, mancher Knecht
sich über die Maßen dann freuen.
Die Bienen laß schwärmen auf Blume und Blatt,
zu saugen den Honig, den süßen.
Doch die Luft wird von Lärm und Geschrei taub und matt,
wo feindliche Heere mit Waffen sich grüßen.
Still den Zorn, gib uns Frieden,
steh uns bei, oh Gott,
der am besten den Feind kann besiegen.
Doch dies waren fromme Wünsche, denn am 26 . März ging die schwedische Armee über die Elbe, um eine weitere Offensive einzuleiten.
Torstensson war also Banérs Schüler, doch das bedeutete nicht, dass er sklavisch in dessen Fußstapfen trat, zumindest nicht auf strategischem Gebiet. Beiden ging es darum, die «Reise nach Jerusalem» zu spielen und den Krieg in die Erblande des Kaisers zu tragen. Banér hatte früher mehrmals versucht, dies zu tun, indem er von der Küste einen Bogen nach rechts durch das westliche Deutschland und hinunter nach Süden schlug, in das reiche Bayern, den vielleicht wichtigsten Verbündeten des Kaisers, und weiter nach Böhmen hinein. Aber jetzt waren diese Heerwege gründlich abgegrast, und Böhmen war schwer verwüstet, seit die Schweden es im Spätherbst 1639 mit Mord und Brand überzogen hatten. Die Armee musste sich dahin wenden, wo es Verpflegung gab, weshalb Torstensson es nun mit einem ordentlichen Linksschwenk versuchen wollte, der nach Osten und von da nach Süden führen sollte, durch das recht unberührte Schlesien nahe der polnischen Grenze und oderaufwärts nach Mähren hinein – und südlich von Mähren winkten Österreich und das ersehnteste Ziel aller Operationen, Wien. Banérs Strategie hatte darin bestanden, gegen die feindlichen Streitkräfte zu manövrieren, sie auszuhungern und, wenn nötig, in offener Feldschlacht anzugreifen. Die Einnahme von Festungen und befestigten Orten war häufig zweitrangig gewesen – Banér war wie gesagt ein mittelmäßiger Belagerungskrieger –, was dazu geführt hatte, dass man später nur geringe Chancen hatte, das gewonnene Gebiet zu halten. Mehrere von Banérs Feldzügen waren deshalb einer Schrift in Wasser gleichgekommen. Torstensson beabsichtigte, bedeutend größeres Gewicht auf den Festungskrieg zu legen, aber er wollte sich von einzelnen starken Festungen nicht aufhalten lassen; sie sollten nur eingeschlossen und ihrem Schicksal überlassen werden, während die Armee ihren raschen Marsch nach Süden fortsetzte.
Das schwedische Heer bestand aus rund 7000 Infanteristen, 5000 Kavalleristen zu Pferde und 3000 Reitern zu Fuß. Die Armee war wieder ruhig und gehorsam, einheitlich geführt und einheitlich zusammengesetzt – die französischen und hessischen Korps hatten sich zu diesem Zeitpunkt verabschiedet und waren davonmarschiert, um Feinde und Völker am Rhein zu bekriegen –, und sie war im Großen und Ganzen gut auf den bevorstehenden Feldzug vorbereitet: Die jungen Bauernrekruten aus Schweden und Finnland waren zwischen die Altgedienten auf die Glieder verteilt, Proviant und andere Vorräte waren in Hamburg eingekauft, und um die Verbände so beweglich und schnell wie möglich zu machen, waren alle
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