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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Talern fielen den Belagerern große Mengen von Pferden, Pistolen, Sätteln, Blei, Pulver und Lunten, 50 Kanonen verschiedenen Kalibers, 150 neue Wagen, 5000 neue Uniformen und 3000 geputzte Musketen in die Hände. Auch an die zehntausend Bücher und Handschriften wurden aus der Stadt geschleppt und auf Anweisung aus Stockholm in Kisten verpackt und nach Schweden geschickt. Das Gerücht besagte, die schnelle Kapitulation sei darauf zurückzuführen gewesen, dass die Frau des Kommandanten, des italienischen Obersten Miniati, sich in schwedischer Gefangenschaft befand. Ihm wurde auch freier Abzug gewährt, mit 535 Mann zu Fuß und drei Kanonen, aber erst nachdem er mit der schwedischen Generalität eine Abschiedsmahlzeit von Brot und Schweinefleisch eingenommen hatte. Miniati wurde später in Wien hingerichtet.
    Eine schwedische Besatzung wurde in Olmütz einquartiert, für die die Bürger der Stadt anschließend bezahlen mussten: Jeder Offizier sollte in der Woche 150 Taler und drei Maß Wein bekommen, jeder Soldat einen Groschen. Die Stadt wurde sogleich für die Verteidigung hergerichtet, eine Arbeit, die mit gewohnter Rücksichtslosigkeit betrieben wurde: Männer und Frauen wurden gezwungen, die Wälle auszubessern, die Bäume in den Gärten wurden zum Bau von Hütten für die schwedischen Mannschaften niedergehauen, und unnütze Esser wie Studenten, Kranke und Arme wurden aus der Stadt gejagt. Unter dem schwedischen Kommandanten Pajkull setzte anschließend ein hartes Regiment mit Drohungen, Hunger, Misshandlungen und gewaltsamen Hausbesuchen als mehr oder weniger regelmäßigen Begleiterscheinungen ein. Als Olmütz kapitulierte, hatte die Stadt 30 000 Einwohner, und als die Schweden den schwer vandalisierten Ort verließen, waren es nur noch 1675 .
    Wo Banér bei seinen Unternehmungen gegen verschiedene befestigte Orte gescheitert war, hatten Torstenssons Truppen nun Erfolg. Den ganzen Juni über hoben sie Laufgräben aus, sprengten Minen, schossen Breschen, schleuderten Granaten, feuerten Brandkugeln ab, bestiegen Mauern, tranken Wein, stahlen Schafe, plünderten Lebende, plünderten Tote, bekamen Durchfall, sammelten Beute, strichen Brandschatzgelder ein, schwitzten, marschierten, töteten und starben. Nach Olmütz wurden Littau und Mährisch-Neustadt eingenommen. Danach Neiße. Danach Oppeln. Mährens Bauern waren im Großen und Ganzen ihrem Kaiser treu. Manche bewaffneten sich und versuchten, die Eindringlinge von ihren Dörfern fernzuhalten, andere unternahmen kleinere Überfälle auf schwedische Truppen. Torstensson antwortete damit, dass er ihre Dörfer niederbrannte und Gefangene folterte und tötete. In der Umgebung von Littau existierten nach kurzer Zeit nur noch 131 von zuvor 420 Bauernhöfen, die meisten Mühlen lagen in Trümmern, Dorf um Dorf lag entweder öde oder war ein Haufen rauchgeschwärzter Ruinen, und das Vieh war geraubt.
    Anfang Juli sah das Ganze ziemlich imponierend aus. Die meisten befestigten Orte in Schlesien und Mähren befanden sich in schwedischer Hand. Kleine Streifkorps mit schwedischer Reiterei unternahmen weitere Vorstöße ins Grüne, nach Böhmen und ins südliche Mähren; eins von ihnen stand praktisch nur 40 Kilometer vor Wien. Es schien, als sollte sich Torstenssons Linksbogenstrategie in reichem Maß auszahlen.
    Eine von zahllosen Hinrichtungen. Auch ein Krüppel wird gehängt.
    Aber nun, mitten in der hochsommerlichen Wärme, begannen nach und nach die Probleme. Ein Teil des Geheimnisses hinter den schwedischen Erfolgen war die Geschwindigkeit, mit der die Truppen sich bewegten. Aber diese Schnelligkeit hatte ihren Preis. Die Marschverluste waren hoch. Besonders die Ausfälle an Reit-und Zugtieren waren zeitweilig enorm gewesen; allein bis Mitte Mai waren rund 10 000 Pferde verendet. Dazu wütete eine Krankheit unter den Tieren. Die Kavallerie, schon am Anfang der Kampagne nur mäßig beritten, war nun noch mehr geschwächt. Dies war in der Tat ernst. Im Laufe des Kriegs war die Reiterei immer wichtiger geworden. Der Hauptteil der Soldaten in den Armeen war nun beritten. Fußvolk war zwar nötig für Belagerungen und die Einnahme von Festungen, aber ansonsten spielte es eine zweitrangige Rolle. Wie der Kampf bei Schweidnitz zeigte, ging von der Reiterei auch die eigentliche Schlagkraft aus; bei jener Gelegenheit war der Kampf im Großen und Ganzen vorüber, bevor die Infanterie zum Schuss kam. Und wenn das Fußvolk in Position ging, wurde es häufig zu der festen Achse

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