Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
wirkten sie aus der Entfernung oft intakt, aber wenn man sich einem Haus näherte, das unter Artilleriefeuer gestanden hatte, sah man, dass Wände und Dach von gezackten Löchern perforiert waren, die von Kanonenkugeln herrührten.) Die schwedischen Kanoniere taten jedoch, was sie konnten: Sie schossen Brandkugeln. Einfache Eisengeschosse wurden im Feuer oder einem Ofen erhitzt, bis sie glühten, worauf sie schnell geladen und abgefeuert wurden. Königsmarck hoffte, die Stadt und das feindliche Lager in Brand schießen und die Kaiserlichen auf diese Weise zum Kampf zwingen zu können.
Diese Beschießung hielt den ganzen Tag an. Im Lager des Gegners, wo die Zelte der Truppen in drei langen, dichten Reihen errichtet waren, fingen die dort gestapelten großen Vorräte an Heu und anderem Pferdefutter fünfmal Feuer. Aber jedes Mal wurde das Feuer gelöscht, und der Rauch legte sich wieder. Die gegen die Stadt gerichteten Kugeln hatten nicht mehr Erfolg. Die Kaiserlichen hatten genau das getan, was in einer solchen Lage getan werden musste, nämlich die Dächer der exponiertesten Häuser abgerissen und die offenliegenden Holzfußböden mit Sand bedeckt. Eimer mit Wasser standen überall bereit, und sobald sich ein kleiner Brand entwickelte, wurde er auf der Stelle gelöscht. Die Verluste im Lager beschränkten sich auf einen Fähnrich und zwei Jungen, die von herabsausenden Geschossen erschlagen wurden. Das ganze Gedröhne und Getöse von der schwedischen Seite hatte nicht einmal eine richtige Antwort zur Folge; hier und da wurde als Antwort ein einsamer Schuss abgefeuert, aber das war auch alles.
Am folgenden Tag gab Königsmarck Order, dass die Truppen den Fluss überqueren und noch näher an das kaiserliche Lager heranrücken sollten, «in der Absicht, den Feind damit zu einer offenen Feldschlacht zu bringen». Gesagt, getan. Die schwedischen Soldaten zogen ungestört in einem Bogen über die Felder um die Stadt, in Schlachtordnung und in einer langen Linie formiert, die Reiterei auf den Flügeln und das Fußvolk mit der von Pferden gezogenen Artillerie in der Mitte. Die Kaiserlichen blieben liegen. Es war wie verhext. Da gab Königsmarck seine Versuche auf, Krockow und seine Soldaten zum Kampf zu verleiten. Die gesamte schwedische Truppe marschierte davon, 20 Kilometer den Fluss entlang hinauf zur Stadt Körlin. Der Grund für die Untätigkeit der Kaiserlichen war im Großen und Ganzen der gleiche wie damals, als sie ihren Vormarsch zur Ostseeküste abgebrochen hatten. Die Truppen und die Pferde waren von dem langen Marsch von Prag herauf geschwächt, und Krockow wollte deshalb einen Kampf auf offenem Feld vermeiden. Alle frommen Wünsche, die Pommern gegen die schwedische Herrschaft aufzustacheln, waren ebenfalls fehlgeschlagen, nicht zuletzt, weil es den kaiserlichen Offizieren trotz guter Absichten nicht gelungen war, ihre Soldaten zu zügeln, die «nicht wie Soldaten, sondern wie Landräuber» aufgetreten waren.
Im Schloss von Körlin lagen an die dreißig Dragoner und ein Kornett als Besatzung. Als die schwedischen Truppen sich anschickten, die lange Brücke zur Stadt zu überqueren, begannen die Musketiere, auf sie zu schießen, und in Eriks Tagebuch wird berichtet, dass «mehrere auf der Brücke niedergeschossen wurden» – ein Sergeant und drei Gemeine fielen bei diesem Kampf. Doch sie ließen sich nicht aufhalten, sondern stürmten weiter in das Häusergewimmel der Stadt. Der Angriff auf das Schloss wurde jedoch zu einer Formalität, die nach dem gängigen Belagerungsritual ablief. Die Schweden riefen der kleinen Besatzungstruppe zu, sie sollten aufgeben, doch der Kornett, der den Befehl im Schloss führte, erklärte, er sei nicht bereit zu kapitulieren, bevor er nicht von Artillerie angegriffen worden sei! Man versuchte, ihm den Gefallen zu tun, rollte Geschütze heran und gab gegen Abend einige Schüsse auf das Schloss ab. Am nächsten Tag, nachdem klar war, dass Krockow nicht die Absicht hatte, zu ihrer Entsetzung zu kommen, gaben der Kornett und seine Dragoner auf.
So war er, der Krieg. Banal und eigentlich ziemlich trist. Alles andere als Ehre, Abenteuer und Schönheit. Auf Gemälden kann man die Inkarnation des guten Krieges in Form eines funkelnden Gewimmels federbuschgeschmückter Reiterei sehen, die auf Wellen weißer Pferde heranstürmt, auf dem Weg zur Erringung des «großen Sieges» in der Abendsonne. Eher war er in der Regel so, wie Erik ihn hier in diesen Tagen im Oktober 1643 zum ersten
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